Nechochwen - Azimuths To The Otherworld

Nechochwen - Azimuths To The Otherworld
Black Metal / Folk
erschienen am 02.03.2010 bei Bindrune Recordings
dauert 59:26 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Allumhammochwen - The Crossing
2. At Night May I Roam
3. Gissis Mikana
4. Red Ocher
5. The Eyes of the Mesingw
6. Charnel House
7. Graves of Grandeur
8. The Forgotten Death Ritual
9. Confluence
10. Hunting Among The Stars
11. Noameatha, You Are The Ghost In The Water
12. Four Effigies
13. Azimuths to the Otherworld
14. Graves of Grandeur (Reprise)

Die Bloodchamber meint:

Es gibt Scheiben, die erwischen einen kalt und nachhaltig – sei es aufgrund ihrer musikalischen Finesse, ihrer Andersartigkeit, oder sei es mit Blick auf das zugrundeliegende Konzept. Diese Scheiben sind meist nicht ganz perfekt, sie müssen fast zwangsläufig ein paar kleine Ecken oder Kanten aufweisen, doch vor diesem Horizont lodert das von ihnen entfachte Feuer nur umso heller und drängt im Idealfall genau das Stückchen ins eigene Leben hinein, was aus einem sehr guten Album ein überragendes macht. Das eine jener Scheiben von einer amerikanischen Band namens NECHOCHWEN kommen würde, hätte ich – wie ihr vielleicht auch – im Leben nicht geglaubt, und das liegt nicht nur daran, dass ich das Projekt noch vor einem halben Jahr gar nicht kannte.

Musikalisch liefert das Duo aus West Virginia auf seinem zweiten Album eine Mischung aus überwiegend folkiger Gitarrenarbeit und ein paar wohldosierten Metalanleihen ab. Trotz des schwarzmetallischen Einstiegs mit „Allumhammochwen“ bleibt der Großteil der Songs unverzerrt und greift mit indianischen Instrumenten verschiedener Couleur den thematischen Unterbau NECHOCHWENs auf, das Schlagzeug beschränkt sich auf die treibenderen Stücke. Unvermeidliche Vergleichspunkte finden sich bei EMPYRIUM (der teilweise offensichtliche Einfluss dieser Band auf die aktuelle Naturwelle verwirrt mich mittlerweile), natürlich bei ULVER, und vielleicht auch bei den gitarrenlastigeren Stücken von TENHI um die Jahrtausendwende.
Dennoch besitzen NECHOCHWEN eine ganz eigene Atmosphäre, ein hörbar uneuropäisches Gefühl für Melodien, was zwar nicht so auffällig wie beispielsweise orientalische Einflüsse aus dem Fundament hervorsticht, aber dennoch prägenden Einfluss auf die Gesamtanmutung hat. Sehr deutlich wird das beispielsweise im klar gesungenen „At Night May I Roam“, aber auch Songs wie „Hunting Among The Stars“, der Titeltrack oder „Gissis Mikana“ klingen auf ihre Weise wie eine Vertonung des amerikanischen Waldlandes und nicht wie eine Neuinterpretation europäischer Vorbilder. Letztere werden eher in Stücken wie dem erwähnten Opener, „Four Effigies“ und „Graves Of Grandeur“ lebendig, ohne allerdings dauerhaft im Vordergrund zu stehen. Die immer wieder eingestreuten Originalinstrumente, der rituelle und stets verbindende Fluss im Hintergrund, verleihen „Azimuths...“ selbst in vertraut wirkenden Passagen jene Art von Frische und Faszination, die man mit dem kulturell Fremden verbindet.
Erwähnenswert ist neben der klaren und unprätentiösen Produktion vielleicht noch, dass NECHOCHWEN in vielen Songs ohne Gesang auskommen und es trotzdem schaffen, eine gute Stunde abwechslungsreicher und vereinnahmender Musik zu servieren. Der vorhandene Vokalanteil gliedert sich in Fauchen, Flüstern und klaren Männergesang.

Ich hatte es einleitend schon angedeutet: Mittlerweile verzaubert mich „Azimuths To The Otherworld“ seit Monaten mit seiner zurückhaltenden Magie, mit schamanischen Untertönen und einer friedvollen bis mystischen Ausstrahlung, die schlicht und ergreifend von überwältigender Schönheit ist. NECHOCHWENs Zweitling ist freundlich, selbst in seinen schroffen Momenten einladend, und beseelt von einer Vision, die Menschen verbinden möchte. Es ist der Soundtrack zu einer einsamen Wanderung, die trotz aller Fährnisse doch schon das Ziel im Herzen trägt - die auf den ersten Blick weltferne Selbstbetrachtung, die erst in der hoffnungsvollen Zusammenkunft mit der Welt Erfüllung finden kann. Und allein dafür muss man dieses Album lieben.
Dass unter dieser Besprechung keine Note steht, hat einen sehr einfachen Grund: Für mich persönlich rangiert die Scheibe nicht zuletzt aufgrund des Interviews mittlerweile in 10er Regionen, obwohl ich mir darüber im Klaren bin, dass hier objektiv kein Baum ausgerissen wird und man zudem einige Zeit mit dem Album zubringen sollte. Unter weiterer Berücksichtigung der überwiegend instrumentalen Natur möchte ich es für den Moment bei einer ausdrücklichen Empfehlung belassen.

Einen umfassenden Einblick in die Hintergründe der Band gewährt euch das rechts verlinkte Interview, ein paar Impressionen könnt ihr euch auf der Myspace-Seite holen:

www.myspace.com/nechochwenstronghold

Anmerkung: Die Tracklist auf der CD-Rückseite entspricht nicht der aktuellen Reihenfolge auf dem Album - korrekt ist die Tracklist im Booklet, die rechts aufgeführt ist.
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