Winterfylleth - The Mercian Sphere

Winterfylleth - The Mercian Sphere
Black Metal
erschienen am 19.07.2010 bei Candlelight Records
dauert 68:25 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Gateway To The Dark Peak/The Solitary One Waits For Grace(The Wayfarer Pt I)
2. Awakens He, Bereft of Kinsmen (The Wayfarer Pt II)
3. The Fields Of Reckoning
4. Children Of The Stones
5. The Ruin
6. The Honour Of Good Men On The Path To Eternal Glory
7. To Find Solace... Where Security Stands (The Wayfarer Pt III)
8. When The Woods Were Young
9. A Valley Thick With Oaks
10. Defending The Realm

Die Bloodchamber meint:

Jedes Review ist ein kleiner Abschied und Abschiede mag ich nicht. Nach einer intensiven Zeit des Beisammenseins, der gemeinsamen Freude und auch mancher Auseinandersetzung, die bisweilen harsch werden kann, heißt es dann: "Wir sind durch. Ich hab in der nächsten Zeit viel um die Ohren. Ja ja, ich meld mich bei dir, wenn ich die Zeit dafür finde!" Und da liegt das Album, ruht auf der Festplatte, im iPod oder sonstwo und für gewöhnlich dauert es, bis der untreue Rezensent mal wieder ein Dreiviertelstündchen erübrigen kann, zumal sich ja in der Zwischenzeit die ein oder andere frische Liaison ergeben hat.

Insbesondere, wenn die gemeinsame Zeit schön gewesen ist, habe ich bisweilen bemerkt, dass es einen echten Angang darstellt, das Review endlich zu schreiben. Bei WINTERFYLLETH ist das ganz sicher so. Dieses Album hat eine Unmenge von Rotationen bekommen, die ich sonst nur wenigen gönne. Hier ist mal wieder ein Album, von dem ich dankbar bin, es kennengelernt zu haben und eine Band, die mir dauerhaft als bemerkenswert im Gedächtnis bleiben wird. Es ist nicht das Album des letzten Jahres, aber es ist ein richtig gutes, eines mit Charme, das einfach nur Freude bereitet.

WINTERFYLLETH machen Black Metal, der aber eine dezente Schlagseite Richtung Pagan-Metal hat, unterfüttern dies dann mit wunderschönen folkoristischen Einlagen, die sich weitab von polkaeskem Humppa-Gedudel befinden, sondern allesamt eine fragile Schönheit ausstrahlen, wie sie nicht viele originäre Metal-Bands hinbekommen. Besonders das großartige "Children of the Stone" überzeugt hier vollkommen. Der Auftakt des Albums wird von einem Chor gestaltet, der aber nur wenige Sekunden lang die Szenerie beherrscht, dann geht es los und die heidnisch-maskulinen Vokalistentruppe taucht nur sporadisch wieder auf. Gut gemacht, denn so wird immer wieder wieder ein Akzent gesetzt, ohne dass die Gefahr der Übersättigung besteht!

Musikalisch bekommen wir moderneren Black Metal geboten, der manches Mal auf mich wirkte, als käme er aus den USA, doch nein, hier sind Briten am Werke, wobei es kaum zu glauben ist, dass die erst seit 2007 zusammen spielen. Die meist im erhöhten Tempo gehaltenen Nummern haben immer reichlich Melodie im Gepäck, die sich aber zumeist in über lange Strecken gespannten Bögen im Hintergrund entfaltet. Fundamentale Tempowechsel sind eher ein wenig selten, aber beispielsweise in "The Ruin", bei dem sich eine temporeiche Nummer plötzlich radikal verlangsamt, um eine Weile bei sphärischen Pickings und Flüstern zu verweilen, dann ist dies vielleicht nicht die Neuerfindung des Rades, aber ganz sicher unheimlich atmosphärisch.

Der Sound ist ganz ausgezeichnet gelungen. Alle Instrumente sind differenziert zu hören und perfekt aufeinander abgestimmt, ohne dabei zu geleckt und klinisch zu wirken. Sobald aber, wie bei den Folk-Nummern, Klarheit und ein differenzierter Sound gefragt sind, dann passt auch wieder alles perfekt. Einzig beim Songwriting gibt es für mich Anlass zu dezenter Kritik, denn manchmal hätte ich mir bei den Up-Tempo-Passagen, die ja einen nicht unwesentlichen Teil des ganzen Albums ausmachen, ein wenig deutlichere Akzente gesetzt, um so den Stücken teilweise noch ein wenig mehr Profil zu verleihen. Die ersten beiden Nummern gehen beispielsweise direkt ineinander über und von den Riffs her drängt sich der Eindruck nicht eben auf, dass hier ein neues Stück begonnen hat. Aber so viel nur am Rande, denn so eine Nummer wie "To Find Solace...Where Security Stands (The Wayfarer Pt.III)" hat nicht nur einen epischen Titel, sondern auch musikalisch ebensolche Ausmaße und entschädigt dafür doppelt und dreifach.

"The Mercian Sphere" hat für mich eine klare Kaufempfehlung verdient und wer sich im Spannungsfeld zwischen AGALLOCH und WOLVES IN THE THRONE ROOM wohl fühlt, sollte dem Album ruhig mal einen Durchlauf gönnen. Ich werde mir in der kommenden Zeit auf jeden Fall mal das Debut-Album zulegen, denn das ist eine Band, die mir ihrem Backkatatalog schmackhaft gemacht hat.
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