Omnia - Wolf Love

Omnia - Wolf Love
Folk / Rock
erschienen am 10.09.2010 bei PaganScum Records
dauert 63:36 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Wake up
2. Dance until we die
3. Jabberwocky
4. Saltatio vita
5. Teachers
6. Love in the forest
7. Toys in the attic
8. Shamaniac
9. Solfeggio (guess who's Bach?)
10. Wheel of time
11. Sister sunshine
12. Taranis jupiter
13. Moon
14. Wolf song
15. Cornwall
16. Sing for love
17. Live concert at Castlefest 2009 (DVD)
18. Omnia music videos (DVD)
19. Wolf Song studio-clip(DVD)

Die Bloodchamber meint:

OMNIA waren bisher zumindest live immer eine recht angenehme Erfahrung: Der verträumte Mix aus (neo)keltischer Folklore und reichlich Baumstreichler-Esoterik riss zwar keine Wurst vom Brot, konnte jedoch durch flockiges Schlagwerk und wohl dosierte Folkromantik überzeugen. Umso unverständlicher ist vor diesem Hintergrund die neue Scheibe der Niederländer, denn "Wolf Love" ist in seinen besten Momenten nicht von OMNIA, in seinen schlechteren Passagen aber einfach nur ärgerlich.

Der erste negative Knalleffekt erwartet den Hörer nach kurzem Intro mit "Dance Until We Die", einer zurückhaltenden Folkpopnummer, die über weite Strecken mit Sprechgesang unterlegt wird. Was in der Theorie schon befremdlich wirkt, ist in der praktischen Umsetzung zum Haareraufen: Zur vollkommen biederen Machart des Möchtegern-Raps gesellt sich Paarreimerei aus dem Themenkreis "die da oben sind böse, aber mich verarschen sie nicht", bevor das Stück schließlich im vollkommen revolutionären Statement "we dance until we die" kollabiert.
Humorlose Coffeeshop-Politik vom Feinsten also, nach dem dritten Dübel wahrscheinlich sogar nachvollziehbar, aber für den Moment bestätigen derartige Tiefflieger eher die These, dass in Holland irgendwas im Wasser ist. Ein weiteres Indiz in dieser Richtung ist später "Love In The Forest": Zum mythologisch aufgepeppten Radio-Englisch gesellt sich ein Kinderchor, der nicht nur Liebe zwischen "birds and beez" fordert, sondern den Hörer schon fast anfleht - "dig the happy sounds now"! - Zum Davonlaufen.
Gut, dass die martialische Nummer "Taranis Jupiter" und das elegant verfolkte "Cornwall" derartigen Ärgerlichkeiten einen positiven Gegenpol beigeben. Gut auch, dass sich OMNIA nicht auf ihre experimentelle Seite versteifen und stattdessen vermehrt Songwriter-Gefilde beackern: Die lauernde Lewis Carroll-Vertonung "Jabberwocky" etwa, das düstere Leonard Cohen-Cover "Teachers", oder der Titeltrack erinnern aufgrund der kräftigen Pianoakkorde immer wieder an die zugängliche Seite von Nick Cave und können trotz der fehlenden vokalen Intensität zumindest als solider Singer/Songwriter-Paganfolk bezeichnet werden. Überragend ist dabei - neben "Teachers" - vielleicht das vor Atmosphäre triefende "Toys In The Attic", auch wenn Hauptmelodie und Arrangement alle Glocken zum Läuten bringen: Ich kann den Song momentan nicht exakt benennen, doch Mike Oldfield und/oder BLACKMORE'S NIGHT lassen freundlich grüßen.

Nach mehr als einer Stunde hinterlässt das mit allerhand Goldprägung zerkitschte "Wolf Love" einen gespaltenen Eindruck: Die wirklich guten Stücke lassen sich an einer Hand abzählen und sind zumindest teilweise nicht das Werk OMNIAs, die instrumentalen Einschübe kommen selten über Füllwerk hinaus, die experimentelleren Geschichten sollten im Orkus der Bandgeschichte gut aufgehoben sein. So bleiben von 63 Minuten etwa 30 bis 35, die ein rundes Album ergeben hätten - für das veröffenlichte Produkt reicht es (trotz DVD-Beigabe mit Live- und Studioimpressionen) heute für 5.
-