Windir - Likferd

Windir - Likferd
Melodic Black Metal
erschienen am 27.03.2003 bei Head Not Found Records
dauert 48:40 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Resurrection of the Wild
2. Martyrium
3. Despot
4. Blodssvik
5. Fagning
6. On the Mountain of Goats
7. Dauden
8. Ætti Mørkna

Die Bloodchamber meint:

Irgendwann kommt dann doch immer wieder der Punkt, an dem auch ein in der Allgemeinheit als „amtliches Meisterwerk vor dem Herrn“ geltendes Album rezensiert werden muss, so kommt es auch nun wieder vor – in diesem Review wird die von den einen als sein größtes Meisterwerk, von den anderen als maximal gute Scheibe bezeichnete „Likferd“ des seit Valfars Todesfall 2004 leider nicht mehr bestehenden Quasi-Einmann-Projektes WINDIR beleuchtet.

Man legt die CD ein und hört eingangs direkt Gewohntes aus dem Hause Sogndal. Nach einem kurzen Streicherintro geht es direkt los mit einem immer schneller werdenden Melodic Black Metal-Spektakel, das in nicht einmal anderthalb Minuten den WINDIR-eigenen Stil komplett wiedergibt: treibende Schlagzeugtakte, dann wütendes Gekeife zu rasenden Blastbeats, nur um auf einmal in ein hochmelodiöses Duell zwischen Klargesängen aus einer anderen Welt und flirrenden Gitarrenmelodien zu geraten. WINDIR in Bestform.
Mit „Martyrium“ erwartet den geneigten Hörer gar eins der besten Lieder des norwegischen Ausnahme-Projektes, welches sämtliche Stärken der Sogndal’schen Tonkunst bündelt. Anfangs lassen einen die Norweger in ihre verträumte Welt aus Trauer und Schmerz fallen, nur um einem anschließend mit einer der majestätischsten Melodien, die ich je gehört habe, mit einem keine Zweifel aufkeimenden Blick Axt und Rundschild in die Hand zu drücken und sich zu fühlen, als stünde man in gleißender Rüstung auf einer Klippe Norwegens an der Spitze einer Armee von tausend Mann.
Doch nicht das ganze Album ist gespickt mit solchen mitreißenden Hymnen des melodischen Schwarzmetalls, in manchen Liedern geht es sogar richtig grimmig und bissig zur Sache („On the Mountain of Goats“ z.B.), in anderen wiederum behutsamer („Blodssvik“), doch im Großen und Ganzen nie den roten Faden verlierend. Dennoch können manche Lieder einfach nicht überzeugen. Mit dem langsamen und schleppenden „Blodssvik“ beispielsweise kann und möchte ich mich für WINDIRsche Verhältnisse einfach nicht anfreunden, das Gleiche gilt für die z.T. zwar alle Eigenschaften der Norweger aufweisenden „Despot“ und „Dauden“, bei denen der Funke aber einfach nicht überspringen will, da sie beinahe als Lückenfüller rüberkommen zwischen großen WINDIR-typischen Liedern wie „Martyrium“, „Resurrection of the Wild“ oder dem ebenfalls absolut großartigen „Fagning“, das auch ohne Zweifel zu den stärksten Liedern des leider viel zu früh von uns gegangenen Ausnahmemusikers Terje Bakken zählt und unter Anderem durch den Einsatz von z.B. einer Oboe und sehr viel Klargesang äußerst positiv heraussticht.

Es mag beinahe wie ein Verriss klingen, doch im Vergleich zu früheren WINDIR-Werken fällt „Likferd“ trotz ein paar der absoluten Bandhymnen leicht ab. Gerade einer Platte des Ausmaßes der ’99 erschienenen „Arntor“ kann dieser Tonträger einfach nicht das Wasser reichen, auch wenn es mir in der Seele schmerzt das zu sagen, während ich mich von „Fagning“ berieseln lasse.
Der Sound ist jedenfalls absolut stimmig und passend zur Musik, musikalisch gibt es wie zu Erwarten trotz für WINDIR-Verhältnisse eher mittelmäßiger Lieder prinzipiell absolut überdurchschnittlichen Schwarzmetall der melodischen Klasse geboten, bei dem für jeden etwas dabei ist. In Anbetracht dessen, dass eine „1184“ und „Arntor“ in der Blutkammer 9 Punkte bekommen haben, gebe ich 8 Punkte für dieses Werk der Musikkunst.
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