Ghost Brigade - Isolation Songs

Ghost Brigade - Isolation Songs
Dark Melancholic Metal
erschienen am 07.08.2009 bei Season Of Mist
dauert 56:44 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Suffocated
2. My Heart Is A Tomb
3. Into The Black Light
4. Lost In A Loop
5. 22:22 Nihil
6. Architect Of New Beginnings
7. Birth
8. Concealed Revulsions
9. Secrets Of The Earth
10. A Storm Inside

Die Bloodchamber meint:

Es war ein schäbiger Sommertag. Die Sonne ließ sich erstmals seit gefühlten Wochen wieder sehen und die Exzesse der vergangenen Nächte steckten mir noch in den Knochen. Ich watete durch den knöcheltiefen Schlamm und klammerte mich an meinen Kaffee, als ich ihr zum ersten Mal begegnete. Sie war nicht so auffällig wie andere, mit denen ich in den vergangenen Tagen gefeiert hatte, bestimmt nicht so laut und selbstbewusst und schon gar nicht so ein Hingucker, aber ihre ernste Art und ihre natürliche Schönheit haben mich sofort bezaubert. So standen wir da. Ich im Dreck, die Außenwelt vergessend und sie bewegte sich wie in Trance im fahlen Sonnenlicht und ließ mich an ihrem Innersten teilhaben. Seitdem konnte ich sie nie wieder vergessen...

Meine erste Begegnung mit der Geisterbrigade bei der sommerlichen Schlammschlacht - genannt Party.San 2010 - endete damit, dass ich glücklich und zufrieden, ausgestattet mit dem aktuellen Tonträger, den Heimweg antrat, um dort den genannten Silberling in der Anlage rotieren und rotieren und rotieren zu lassen. Es ist mir nicht oft passiert, dass eine Band, die mir nahezu unbekannt war, mich live spontan zum Fanboy hat werden lassen, zumal die Umstände des Auftritts in diesem Falle eher bescheiden waren (siehe Festivalbericht). Aber den Herren aus Finnland ist dieses Kunststück gelungen und ich bin immer noch dankbar und begeistert, wenn auch nach der Euphorie der frühen Monate langsam die ersten Ecken und Kanten in unserer Beziehung sichtbar werden.
Der Sound dieser Band weckte bei mir sofort Erinnerungen an die sehr geschätzten SWALLOW THE SUN, ein wenig an mittlere und neue AMORPHIS, ebenso scheinen KATATONIA als musikalische Referenz immer wieder durch. Ganz klar, wenn ich mit einem Wort beschreiben müsste, was hier angesagt ist, dann wäre es Melancholie. Es herrscht eindeutig die ruhigere Gangart vor, aber aufgepasst, es wird kein lupenreiner Doom fabriziert. Oft genug wird in mittlere Tempi gewechselt, bei denen das Material teils recht druckvoll ausfallen kann. Melodien werden allerdings permanent groß geschrieben und mit denen haben es die Jungs wirklich raus. Ob es sich um ruhige, clean gespielte Passagen handelt oder um herzergreifende Leads, die sich in den Songs entfalten, hier liegt die eindeutige Stärke dieser Band. Auch die Vocals von Frontmann Manne Ikonen harmonieren hiermit eindeutig. Seine Gesangsstimme ist äußerst ausdrucksstark und emotional, die etwa gleich oft gebrauchten Growls transportieren mehr Verzweiflung, als dass sie böse klingen. Ein ums andere Mal ist mir diesbezüglich eine Nähe zu DISBELIEF aufgefallen. Die Instrumentalfraktion macht ihren Job tadellos, ohne dabei aber vor Virtuosität zu glänzen, was allerdings weder nötig noch passend wäre. Auch das von der Anlage her schon fast als minimalistisch zu bezeichnende Instrumental "22:22 – Nihil" liefert alle Trademarks der Band und passt sich wunderbar in den Albenkontext ein. Ab und an blitzen sehr stimmungsvoll eingesetzt Instrumente wie Cello oder Klavier hervor, mit denen die vorherrschende Atmosphäre noch einmal geschickt unterstrichen wird.

Wie bereits jedoch angedeutet, ist allerdings nach einigen Hördurchgängen nicht alles eitel Sonnenschein. Leichte Abzüge gibt es dafür, dass das Songwriting nicht immer auf absolut gleichem Niveau gelingt. Besonders die Stücke, in denen Abwechslung vorherrscht, überzeugen. Sobald dann aber mal ein reiner Midtempotrack aufgefahren wird, bei dem es auch keine stimmliche Variationen gibt, fällt der Eindruck doch ein wenig ab. Ein Grund hierfür ist, dass Ikonens Stimme in den rauen Bereichen doch nicht allzu variabel ist und sich so nicht die Stimmung entfalten kann, die die sonstigen Stücke atmen. Stücke wie der Opener "Suffocated" oder "Lost In A Loop", die alles andere als schlechte Nummern sind, können dann doch nicht vollständig mit solchen Glanzstücken wie "My Heart Is A Tomb", "Concealed Revulsions" oder "A Storm Inside" gleichziehen.
Letzlich habe ich die Hoffnung, dass diese Band sich noch ein kleines Stückchen steigern kann und sich so vielleicht den Status erspielen wird, den sie verdient hat. Somit war die sommerliche Schlammschlacht vielleicht doch nicht die Entdeckung der Liebe meines Lebens, dafür der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.
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