Beneath The Frozen Soil / Evoken - Split

Beneath The Frozen Soil / Evoken - Split
Death Doom Metal
erschienen im November 2010 bei I Hate Records
dauert 65:06 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Evoken - Omniscient
2. Evoken - The Pleistocene Epoch
3. Evoken - Vestigial Fears
4. Evoken - Into the Primal Shrine
5. Beneath the Frozen Soil - Ironlung
6. Beneath the Frozen Soil - Monotone Black I
7. Beneath the Frozen Soil - Monotone Black II

Die Bloodchamber meint:

Rechtzeitig zu den Tagen, in denen das Jahr am finstersten ist, an denen die Last des Alltags am schwersten drückt und an denen die Leichtigkeit des Sommers nichts als eine ferne irreale Erinnerung zu sein scheint, flatterte mir ein Monolith so abgründiger Schwärze ins Haus, dass mein verdrehtes, doomaffines Herz vor lauter Aufregung die Taktung eines Kolibris erreichte. EVOKEN sind wieder da und haben auch noch Freunde mitgebracht! Wenn das mal keine frohe Botschaft ist, die inmitten der Dunkelheit der Welt verkündet wird. Hier wird dem Hörer eine dicke Packung Doom geboten und zwar der von der ganz schweren Sorte. Ob man es nun Death Doom oder Funeral Doom nennen mag, ist mir eigentlich herzlich egal, die Marschrichtung, die die beiden vorgeben, ist eindeutig: So langsam, wie irgend möglich, und so dunkel, wie es grad noch zu ertragen ist.

EVOKEN eröffnen den Reigen und ihnen gehört auch der größere Anteil an dieser Split-Veröffentlichung. Vier Stücke kredenzen sie uns, die alle eine beträchtliche Spielzeit aufweisen und zusammen eine knappe Dreiviertelstunde füllen. Doch nicht nur quantitativ, sondern auch in Sachen Qualität wissen sie zu überzeugen. Hier sind alle Elemente verbunden, die guter, extremer Doom benötigt: Brachiale Gitarrenwände, die von um gefühlte zwölf Oktaven heruntergestimmten Instrumenten erzeugt werden, Growls, wie sie menschliche Körpern nicht mehr tiefer hervorwürgen können und alles garniert mit ansprechenden Zeitlupenriffs und klagenden Leads, die über dem Geschehen schweben. Ab und an findet sich auch mal ein synthetisches Element zur atmosphärischen Unterstützung im Hintergrund. Die US-Amerikaner haben sich für mich zu einer nicht zu übersehenden Institution des Genres gemacht, was sie auch hier wieder eindrucksvoll unter Beweis stellen. Man erkennt ihren Sound unschwer wieder und er ist einfach großartig wie eh und je.

Der zweite, etwas kürzere Teil wird von BENEATH THE FROZEN SOIL, einer jungen Truppe aus Schweden bestritten, die drei Stücke zu dieser Veröffentlichung beisteuern. Es geht mit cleanen Gitarren und unheilvollem Flüstern los, es wird die Vision einer von allem Leben gereinigten Welt entworfen und wir spüren: Willkommen im Herz der Finsternis. Sänger Göran Nilsson geht nicht in die allertiefsten Regionen, sondern seine Stimme nähert sich einem heiseren Krächzen an, das aber nicht viel weniger stimmungsvoll ist. Insgesamt fällt hier die stimmliche Ausrichtung wesentlich abwechslungsreicher aus als bei den zuvor besprochenen Kollegen, zumal oftmals mehrere Gesangsspuren übereinander liegen, zwischen denen klare stimmliche Unterschiede auszumachen sind. Der Rausschmeißer "Monotone Black II" überrascht allerdings noch einmal, da sich hier Lichtblicke bemerkbar machen, die dem Gesamtwerk einen nahezu hoffnungsvollen Abschluss verpassen.

Die beiden Bands agieren nahezu auf Augenhöhe und harmonieren perfekt miteinander, wobei jedoch deutliche Unterschiede auszumachen sind. Wo EVOKEN brachial zu Werke gehen, wird es bei BENEATH THE FROZEN SOIL ein wenig schlichter und minimalistischer. Erstere haben in der Abschlusswertung schon einen leichten Vorsprung, wobei jedoch anzumerken ist, dass die Schweden noch kein Album draußen haben und sich gerade in Anbetracht ihres Newcomerstatus hier mehr als beachtlich schlagen. Letztlich kann ich nur eine klare Kaufempfehlung für all diejenigen aussprechen, die ihren Doom extrem und abgründig lieben. Wer bislang mit dieser Schiene nichts anzufangen wusste, wird hier allerdings auch kaum Neues entdecken, das ihm dieses Genre schmackhafter machen könnte.
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