Protest The Hero - Scurrilous

Protest The Hero - Scurrilous
Modern Progressive Metal
erschienen am 25.03.2011 bei Vagrant Records
dauert 44:28 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. C'est La Vie
2. Hair-Trigger
3. Tandem
4. Moonlight
5. Tapestry
6. Dunsel
7. The Reign Of Unending Terror
8. Termites
9. Tongue-Splitter
10. Sex Tapes

Die Bloodchamber meint:

Auch mit ihrem dritten Longplayer schaffen es die verrückten Kanadier PROTEST THE HERO nicht nur, die mit den beiden Vorgängern „Kezia“ und „Fortress“ schwindelerregend hoch angelegte Messlatte locker zu erklimmen. Das neue Album „Scurrilous“ sorgt darüber hinaus dafür, dass man die Entdeckungsreise durch das musikalische Dickicht der fünf Ausnahmemusiker neu beginnen muss und dabei immer wieder auf's Neue überrascht wird.

Natürlich: Die erste Schritte im kreativen Dschungel nimmt man eher langsam. Immer wieder schaut man vorsichtig zurück, um sich nicht ganz zwischen den Stolperfallen und Schlingpflanzen zu verlieren. Mit jedem Meter, den man weiter vordringt, eröffnen sich aber neue faszinierende Details. Bis das große Ganze erschlossen ist, braucht es aber noch Zeit und Geduld. Das Faszinierende: Wie schon bei „Kezia“ und „Fortress“ erobert man sich so Song für Song, so dass Abnutzung ein absolutes Fremdwort ist.

Wie schon im Review zum Debüt „Kezia“ erwähnt und gerade bewiesen, scheinen zur Umschreibung dieser musikalischen und der damit eben verbundenen emotionalen Turbulenzen nahezu poetische Zeilen notwendig. Um die abenteuerliche Klangreise aber wirklich genießen zu können, muss man schon Gefallen an progressiven Rock- und Metalsounds, verdrehten Songstrukturen, abgefahrenen Frickeleien und der atemlosen Gesangsakrobatik Rody Walkers finden. Vor allem letztere dürfte durch ihre extreme Ausrichtung einigen das Hörerlebnis verleiden. Letzten Endes ist sie es aber, die endgültig ein unverwechselbares Klangbild zementiert.

Wer allen genannten Ungewohntheiten offen gegenüber steht und sich an den anderen Werken PROTEST THE HEROs schon nicht satthören konnte, darf sich über eine deutlich sanftere Ausrichtung der Band freuen. Die satte Postcore-Schlagseite hat man nun fast völlig ad acta gelegt. Stattdessen agieren sowohl Instrumentalisten als auch Vokalist als astreine Prog-Metal-Kapelle mit beeindruckenden technischen Fähigkeiten, die sich mit ihrer modernen Ausrichtung und Originalität ein eigenes Eckchen eingerichtet hat, den ihr keiner auch nur annähernd streitig macht.

Trotz ihrer deutlich geradlinigeren Ausrichtung sind der Opener „C'est La Vie“ und „Moonlight“ auch immer noch komplex und spannend genug, um die Band zu repräsentieren – gleichzeitig verbinden sie auf elegante Art und Weise die typische PROTEST THE HERO-Hektik mit zwingenden Melodien. „Hair-Trigger“ greift passenderweise den weiblichen Gesang des „Kezia“-Klassikers „Blindfolds Aside“ wieder auf. Alle Songs sind geprägt von übersprudelnder Energie, fast schon Hyperaktivität. Sie zelebrieren an allen Ecken und Enden das hohe technische Vermögen der Musiker. Trotz oftmals penetranter Zurschaustellung instrumentaler Fähigkeiten verlieren die Kompositionen nie ihre Seele. Im Gegenteil: Fast schon leichtverdauliche Melodien und die über allem thronende Stimme Rody Walkers beleben, individualisieren und wecken große Emotionen.

„Scurrilous“ reiht sich damit nahtlos in die Serie grandioser, süchtig machender Alben ein, die die Geduld des Hörers fordern, ihn dafür hundertfach belohnen.
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