Therion - Lemuria

Therion - Lemuria
Avantgarde Metal
erschienen in 2004 bei Nuclear Blast
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Typhon
2. Uthark Runa
3. Three Ships of Berik I
4. Three Ships of Berik II
5. Lemuria
6. Quetzalcoatl
7. Dreams of Swedenborg
8. An Arrow from the Sun
9. Abraxas
10. Feuer Overtüre/Prometheus entfesselt

Die Bloodchamber meint:

"Lemuria" ist Teil 1 des im Frühjahr erschienenen THERION-Doppelpacks "Lemuria/Sirius B" und repräsentiert meiner Meinung nach die eher experimentelle Seite der Schweden.
Anders als auf "Sirius B", hat Mastermind Johnsson hier die komplette Musik geschrieben und sich dabei teilweise auf die Wurzeln THERIONs zurückbesonnen. "Typhon" und "Three Ships..." warten gar zum ersten Mal seit geraumer Zeit wieder mit Growls auf. Aber der Reihe nach...

"Typhon" beginnt in bester Theli-Manier, recht flott, mit Solisten und Chor, bevor im Refrain das Grollen des Drachen hereinbricht. Es darf also wieder gegrunzt werden. Ansonsten eher unspektakulär, funktioniert das Stück dennoch prima als Opener.
Deutlich gemässigter dann der zweite Song. Nach kleinem Marschintro wird es andächtig und der Chor beschwört das Mysterium der Runen herauf, bevor Mats Leven übernimmt. Dessen Metal-Stimme gefällt mir persönlich sehr gut, ist jedoch auf "Sirius B" eindeutig genialer eingesetzt. Nachdem der Chor das Futhark rezitiert hat, gewinnt der andächtige Song an Fahrt und leitet somit perfekt über zu...
"Three Ships of Berik". Ein geniales Stück erhabener, treibender Musik, bei dem man förmlich Gischt und Seewind auf dem Gesicht spüren kann. Kam mir das Ganze zunächst noch eine Spur zu fröhlich rüber, hat sich "Three Ships..." mittlerweile zu einem absoluten Übersong gemausert. Gerade der hymnenhafte Einsatz des Orchesters überzeugt, die Leads sind göttlich und dann noch die Growls...der Triumphmarsch (II) ist da durchaus gerechtfertigt.
Lieblingssongs, die Zweite. "Lemuria" empfängt mich mit Akkustikgitarre und Sopran, bringt sodann Orchester und Chor ins Spiel, um mir anschliessend mit Piotr Wawrzeniuks Hammerstimme den Rest zu geben. Dieses ruhige Fliessen, dieses warme Pulsieren - es ist so, als würde man im Traum durch einen Ozean tauchen, vorbei an majestätischen Ruinen längst vergessener Zivilisationen...
Zurück zur Sonne, grüsst "Quetzalcoatl". Nach ruhigem Auftakt und im ersten Moment leicht schief anmutenden Chören wird es im Refrain wieder zwingender. Definitiv einer der Songs, die beim ersten Hören etwas abfallen, aber wie schon bei "Three Ships..." gilt auch hier: Gut Ding will Weile haben (Doofer Spruch, die Erste...). Für ein "überragend" reicht's allerdings dieses Mal auch dann nicht...
Zu "Dreams of Swedenborg" mal ganz was neues: Lieblingssongs, die Dritte. Hier gibts gaaanz relaxtes 70er Jahre Gefühl (Gitarre), geniale Gesangslinien von Piotr und auch sonst nicht mal den Hauch einer Schwäche. Die mystischen Chorparts sind da nur noch Zugabe...
Wir kommen zu "An Arrow...". Nach ruhigem Auftakt inklusive Sopran wird es melodisch-hymnisch und über die dominanten Riffs legt sich bald ein schier unglaublicher Bassgesang - grosses Kino! Trotz des geringen Orchestereinsatzes hat der Song eine derart sinfonische Ausstrahlung, das einem die Luft wegbleibt.
"Abraxas" geht dann recht flott an's Werk und hätte in dieser Form auch auf der "Theli" stehen können. Eben ein THERION-Song, wie aus dem Lehrbuch. Zum Olymp fehlt hier lediglich die Übermelodie...
Zum Abschluss wird es schliesslich deutsch. Zumindest bei Text und Gesang, denn die männlichen Chorparts klingen ein wenig wie die sinfonische Variante des RAMMSTEIN-Sängers. Sollte man gehört haben. Dementsprechend ist das Riffing denn auch recht simpel und effektiv gehalten, selbstredend ergänzt durch all die Feinheiten, die THERION eben ausmachen. Ein sehr guter Ausklang für eine fantastische erste Halbzeit...

Die zweite Hälfte gibt es unter "Sirius B".

Und was sagt uns das alles?
THERION (nebst Riesenorchester und Chor) agieren auf "Lemuria/Sirius B" wieder in Bestform und werden in ihrer musikalischen Nische wohl auf absehbare Zeit unerreicht bleiben.
Aus derart vielen Ideen und Einflüssen zwei Metal(!)scheiben zu schmieden, die trotz allem stimmig sind, ist das grosse Verdienst der Schweden um Christoffer Johnsson. Und der Dank gebührt dieses Mal auch den Niemann-Brüdern, die vor allem zur zweiten Scheibe eine gehörige Portion beigesteuert haben.
"Lemuria" ist dabei in sich vielschichtiger, "Sirius B" dagegen überzeugt mit sinfonischem Bombast und Ohrwurmqualitäten.

Solange beide Scheiben im Doppeldigi (für den Preis einer CD) erhältlich sind, gibt es daher im Prinzip keine Entschuldigung bei Nichtbesitz; später mögen persönliche Preferenzen entscheiden.
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