Shining - VII - Född Förlorare

Shining - VII - Född Förlorare
Black Metal
erschienen am 27.05.2011 bei Spinefarm Records
dauert 41:47 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Förtvivlan, Min Arvedel
2. Tiden Läker Inga Sår
3. Människa O'Avskyvärda Människa
4. Tillsammans Är Vi Allt
5. I Nattens Timma
6. FFF

Die Bloodchamber meint:

Ende Mai erscheint dem einen oder anderen wohl ein etwas unpassendes Timing für die Veröffentlichung eines neuen SHINING-Albums zu sein. Die Menschen aalen sich in sonnengetränkter Seligkeit, genießen Grillparties, kurze Hosen und die Familienbox Schokoeis im Gefrierfach. Und da kommen auf einmal diese verdammten Schweden mit ihren autoaggressiv-suizidalen Ambitionen? Okay, im Februar kann das wohl jeder nachvollziehen, aber doch nicht im Wonnemonat... Abgesehen davon, dass man als Pollenallergiker selten im Jahr so zu leiden hat wie derzeit und so auch das finsterste denkbare Kunstwerk nur in Ansätzen ausreicht, um die Stimmung der Leidgeplagten zu verdeutlichen, sehen wir bei allem Sommerglück, dass EHEC-Bakterien plötzlich die Gurke zum Todfeind machen, die Boulevardpresse Apokalypsen-Ängste schürt und irgendwie doch nicht alles so heiter ist, wie es uns die Außentemperaturen glauben machen. Mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen, heißt es schon seit dem Mittelalter und ebenso gültig ist das, was uns SHINING mitteilen wollen, Sonnenschein hin oder her.

Nachdem vor Kurzem der Opener "Förtvivlan, Min Arvedel" als Video veröffentlicht wurde, stand zu befürchten, dass wir hier wieder ein typisches SHINING-Album bekommen, handelt es sich doch einen typischen SHINING-Song, wie er die Alben seit "The Eerie Cold" bevölkert. Doch wer genau hingehört hat, konnte hier schon die Zeichen der Zeit erkennen, auch wenn sie an dieser Stelle des Albums noch nicht so deutlich hervortreten wie beim Rest. Niklas Kvarforth, dieser Herr, der sich gerne als Inkarnation der Selbstzerstörung inszeniert, hat gelernt zu singen. Ansätze davon waren schon auf den letzten beiden Alben zu hören, aber jetzt hat er den Bogen wirklich raus. Und das bedeutet, dass die Ausdrucksmöglichkeiten, die ihm zur Verfügung stehen, deutlich umfassender geworden sind.

Und das gesamte Album profitiert davon, da Herr Kvarforth diese Freude am Singen oft genug auslebt. Insgesamt gibt es eine gewisse Auflockerung, die den befürchteten Ermüdungserscheinungen entgegen wirkt. Hatte sich doch in den letzten Jahren eine typische SHINING-Songstruktur etabliert, also groovig-dreckiger Einstieg und Schluss mit akustisch-traurigem Zwischenpart, so gibt es hier wieder mehr Abwechslung, mehr Mut zum Experiment. Das ganze Album klingt ein Stück weit frischer als "Klagopsalmer" und das war schon kein schlechtes Album. Wer nun befürchtet, seiner Lieblingsband entfremdet zu werden, der lasse sich gesagt sein: Fürchte dich nicht, denn das hier sind SHINING, wie sie leiben und leben. Alles, was der Fan mag, ist vorhanden.

Völlig ungeahnt ist bei allem die Intimität und Zärtlichkeit, die die Band inzwischen selbst umsetzen kann, ohne dabei auf Samples schluchzender Damen zurückgreifen zu müssen. Ganz besonders wird dies im Stück "I Nattens Timma" deutlich, übrigens ein Cover der obskuren schwedischen Prog-Rock-Band LANDBERK. So traurig-schön hat man SHINING selten gehört. Lediglich Stück Nummer zwei "Tiden Läker Inga Sår" kann auch nach vielen Hördurchgängen nicht ganz mit dem Rest konkurrieren, obwohl sich die Jungs hier strukturell wohl am weitesten von ihren bisherigen Song-Standards entfernt haben.

SHINING entwickeln sich weiter. Nicht in Riesenschritten, aber das kann auch keiner wollen. Hier hat eine Menge Arbeit am Detail stattgefunden und die macht Album Nummer sieben zu einem musikalisch ansprechenden und vielschichtigen Gesamtwerk, das jedem, der die letzten Alben der Band mochte, unbedingt ans Herz gelegt wird. Wer allerdings Herrn Kvarforth gerne back to the roots hören würde, der kann hier nur enttäuscht sein, denn klanglich haben sie sich von diesen lange verabschiedet und der Weg führt immer weiter weg.
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