Leviathan - Beyond The Gates Of Imagination - Part 1

Leviathan - Beyond The Gates Of Imagination - Part 1
Melodic Progressive Death Metal
erschienen am 16.09.2011 bei Bret Hard Records
dauert 46:52 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Prologue
2. Beneath A Blackened Sky
3. Where Light And Death Unite
4. Reaper's Edict
5. Servants Of The Nonexistent
6. The Scourge We Wield
7. About Fangs And Feathers
8. Sway Of The Stars

Die Bloodchamber meint:

Wie sich die Zeiten doch ändern: Vor zehn Jahren hätte man noch biblische Mythen oder die Lektüre von Hobbes hinter dem Bandnamen LEVIATHAN vermutet, heute dagegen denkt so mancher zuerst mal an das bahnbrechende MASTODON Epos. Schon nach wenigen Tönen kann man die amerikanischen Rabauken aber als Taktgeber für diese Bonner Formation praktisch abhaken, denn die sehr ambitionierte Verquickung von Melodic Death mit Elementen aus Folk, Prog und Black Metal hat äußerst wenig mit dem Wal-Krawall zu tun.

Das mehraktige Konzeptwerk über die Menschheit – Akt I „Conduct“ (Titel 2-4), Akt II „Essence“ (Titel 5&6), Akt III „Ambition“ (Titel 7&8) – überzeugt durch abwechslungsreiche doch in sich geschlossene Lieder, die nicht mit Überraschungen sparen, wie einem Folkballadenbeginn („Servants Of The Nonexistent“) oder sehr stimmigem weiblichem Gastgesang („The Scourge We Wield“ & „About Fangs And Feathers“). Zusammen mit den vielen Rhythmuswechseln, dem vielnotigen Gitarrenspiel und dem trotz häufiger Nebenrolle deutlich wahrnehmbaren Keyboard ist das eine gewaltige Ansage, die auf den Hörer zukommt und ihn bei den ersten zwei oder drei Durchläufen zu verschlingen droht. Für ein bisschen Halt orientiert man sich demnach fast zwangsläufig vorerst am überwiegenden Brunftgesang. Mit der Zeit verkehren sich dann die Vorzeichen und das von „Beyond The Gates Of Imagination Pt. 1“ entworfene komplexe Bild tritt in all seinem Farben- und Stimmungsreichtum immer klarer in Erscheinung, während der Gesang ein bisschen in den Hintergrund der Wahrnehmung rückt, weil er zu selten auf dem gleichen hohen Niveau unterwegs ist - schlecht ist er jedoch nicht.

Man muss sich das Album mit Zeit und Aufmerksamkeit erarbeiten, wird dafür aber mit nicht langweilig werdender Musik belohnt, deren Höhepunkt für mich „About Fangs And Feathers“ ist. Auf der Suche nach einem Vergleich fallen mir am ehesten die italienischen DARK LUNACY ein, wobei LEVIATHAN im Allgemeinen komplexer und weniger kitschig-pathetisch zu Werke gehen, wenn man von dem pompösen Keyboard in „Sway Of The Stars“ absieht. Wer sich angesprochen fühlt, Werk und Band bisher allerdings nicht kannte, der sollte sich schleunigst damit beschäftigen, damit er bereit ist für das zur Zeit entstehende Nachfolgewerk „Beyond The Gates Of Imagination Pt. 2“, das wohl noch dieses Jahr erscheinen soll.
Ungewöhnlich und überzeugend.
-