Turbowolf - Turbowolf

Turbowolf - Turbowolf
Stoner Rock
erschienen am 11.11.2011 bei Hassle Records
dauert 39:55 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Introduction
2. Ancient Snake
3. Seven Severed Heads
4. Bag O' Bones
5. Tw1
6. Read & Write
7. The Big Cut
8. K-J
9. A Rose For The Crows
10. Son (Sun)
11. Things Could Be Good Again
12. All The Trees
13. Let's Die

Die Bloodchamber meint:

Hipster. Was, wer und warum ist das? Der weit verwendete Begriff, bei dem ich nie genau weiß, ob das eine neue Jugendszene beschreiben soll oder eine Einstellung oder kulturpessimistischen Protest oder eine neue Richtung in Musik und Kultur. Und obwohl ich nur eine vage Vorstellung dieses Kosmos habe, ist es das erste, was mir beim Hören von TURBOWOLFs gleichnamigem Debüt einfiel. Zumindest dachte ich „hipster oder das ist irgendwie hip.“ Aber egal.

Was schon das Cover über die Platte verrät ist, dass TURBOWOLF großen Wert auf Symbolik und Allegorien legen. Schubladenschreinerei ist letztendlich schwierig, denn ich würde bei all dem Electronic, Pop, Grunge, Punk und Metal trotzdem oder gerade deswegen Rock 'n' Roll zu dieser Mucke sagen. Rock 'n' Roll bezeichnet heute sowieso viel mehr, als man im strengen Sinne damit verbinden sollte, und Elvis sagte einst: “Rock and roll music, if you like it, if you feel it, you can't help but move to it.” Und genau das passiert unweigerlich beim Hörgenuss dieser Scheibe. Da kann man gut und gerne mal mit den Füßen ausholen und Rockabilly in TURBOWOLF reininterpretieren. Mal sind es eingängige Passagen, die einen bei der Stange halten, dann stürzt die Stimmung urplötzlich in psychedelische Tiefen und wirft alles über den Haufen, was dem Hörer zuvor noch leise Hoffnung auf ein Konzept bereitete. Der Sound ist dreckig und so wirkt das extrem fies und trashig. Darin verliert sich das Quartett letztendlich auch etwas: Beim Versuch, alles Mögliche und Unmögliche unter einen Hut zu bringen und eine trotzige Zauberei aus ihrer Musik zu machen, kommt das Karnickel nicht raus aus dem Zylinder; auf Pointen wartet man oft vergeblich. Die Texte sind nicht minder wild als die Musik, manchmal sind es unsinnige Satzfetzen, die der Sänger mal schreit, mal singt oder mal faucht und mal haucht. Sinn und Unsinn stecken da gleichermaßen drin, schön sind sie allemal. Manchmal überdreht, manchmal schwerfällig gestalten sich die Songs. Es ergeben sich Augenblicke, in denen der Rezensent die gute alte Luftgitarre auspackt und sie am Ende der Spielzeit in bester Townshend-Manier zerdeppert, zumal mit dem markigen und völlig verrückten Schlusspunkt Frust abgebaut wird. Rock 'n' Roll! Aufgrund der oft melancholischen und immer latent aggressiven Spielweise steckt in TURBOWOLF aber durchaus auch Metal; wenn ich einen Vergleich ziehen müsste, täte ich es mit ALICE IN CHAINS und den MELVINS.

Seit Veröffentlichung am Schnapsdatum 11.11.11 konnten die Turbowölfe einen kleinen, feinen Wirbel machen, auch auf den Metalfest-Bühnen hierzulande, und in England scheinen sie ohnehin pausenlos getourt zu sein. Da kann noch mehr kommen und da wird auch noch mehr kommen. Freu mich drauf.
-