Semargl - Satanic Pop Metal

Semargl - Satanic Pop Metal
Metal / Rock / Sonstiges
erschienen am 17.02.2012 bei Twilight
dauert 45:03 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. I Hunger
2. Sweet Suicide
3. Drag Me To Hell
4. God Is Not Love
5. Tak, Kurwa
6. Suck My Dick
7. Labyrinth
8. Join In Fire
9. I Hate You
10. Opium
11. Anti I Am
12. Loneliness
13. Redire

Die Bloodchamber meint:

"Hey Nigro, alles klar bei dir? Lange nix mehr geschrieben!"
"Naja, geht so. Alles grad nicht so einfach derzeit."
"Wieso, was ist los?"
"Ich hab SEMARGL..."
"Oh Mann, das klingt echt übel!"

Dieser Dialog hat so nie stattgefunden. Möglich wäre er aber durchaus. Denn vieles ist möglich. Die wahren Ausmaße dieser Aussage versteht man aber erst, wenn man SEMARGL gehört hat. Und ihr neues Album mit dem illustren Titel "Satanic Pop Metal" zwingt mich erstmals derart in die Knie, dass ich auf eine Wertung aus Gründen totaler Überforderung verzichte.

Wo soll man anfangen, um deutlich zu machen, was hier Sache ist...? Bandgeschichte? Egal! Kann jeder für sich nachlesen. Das hier ist einzigartig! Beispiellos! Gleichermaßen faszinierend wie fürchterlich. "Satanic Pop Metal" ist ein Album, das es einem leicht macht, es zu hassen. Aber "Satanic Pop Metal" ist auch irgendwie... Naja, es ist ähnlich wie bei einem Autounfall: Man will nicht hinschauen, kann den Blick aber auch nicht abwenden.

Also, worum geht es eigentlich? SEMARGL bilden eine neue Achse des Bösen. Hier kommt es endlich zur lang ersehnten Koalition von Relikten des Extremmetals mit den Traditionen des Ballermanns. Endlich mal Metal für die Großraumdisco in Kiew. Hat da nicht Westbam die Finger mit im Spiel gehabt. Nein? Klingt aber so! Eurodance hier irgendjemand? Ja, das war diese Klamotte in den 90er, als Plateauturnschuhe angesagt waren. Und SEMARGL wühlen in diesem Kabinett vergangen geglaubten Schreckens.

Hier findet sich neben harten Gitarren und Vocals, die ein wenig nach DIMMU BORGIR klingen, reichlich andere Elemente: Viel Elektronik, alles zwischen 8 Bit-Charme ("Join in Fire"), Raveelementen, die direkt von der MAYDAY inspiriert zu sein scheinen ("Sweet Suicide"), melancholischer Powerpop ("Loneliness") oder nahezu radiotauglichen Drei-Minuten-Hits ("Tak, Kurwa") und garniert vom klassichen Beauty and the Beast-Wechselspiel in den Vocals. Klingt bekloppt? Ist es auch!

Aber ganz so einfach darf man es sich nicht machen. Dieses Album, das den potenziellen Käufer nach der alten Werbeweisheit "Sex Sells!" mit einem blanken Damengesäß ködern will, lässt sich leicht abtun und es wird Unmengen an Metallern geradezu anwidern. Mit Recht, denn hier wurde eine Chimäre geboren, die es so eigentlich nie hätte geben dürfen. Hier wurde uns aller Heiligstes mit etwas gekreuzt, das für viele gute Menschen den Inbegriff schlechten Geschmacks darstellt. Aber das Ergebnis kann eine gewisse Faszination nicht von sich weisen.

Die 13 Songs sind alle um die drei Minuten herum gestrickt und folgen den klassischen Schemata der Radiotauglichkeit, aber bei aller berechtigten Kritik an solch untruer Attitüde: Das machen SEMARGL wirklich perfekt! Lässt man dieses Album auf sich wirken, dann wirkt es. Ob einem der Blick in den Spiegel nach diesem Eingeständnis noch möglich ist, sei dahingestellt. Was bleibt? Wie bereits gesagt, "Satanic Pop Metal" ist ein Album, das es einem leicht macht, es zu hassen. Allzu leicht. Dahinter steckt der Versuch, mal was ganz Anderes zu machen. Ob man das braucht? Keine Ahnung... Aber irgendwie abgefahren ist es schon.
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