The Great Old Ones - Al Azif

The Great Old Ones - Al Azif
Black Metal
erschienen am 27.04.2012 bei Ladlo Productions
dauert 52:22 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Al Azif
2. Visions Of R'lyeh
3. Jonas
4. Rue D'Auseil
5. The Truth
6. My Love For The Stars (Cthulhu Fhtagn)

Die Bloodchamber meint:

Die Vermischung von Post Rock und Black Metal ist eine der Modewellen unserer Zeit. Man kann davon halten, was man will, aber letztlich gehört zu jeder Welle, dass sie auch wieder abebbt. Und wenn sie anbrandet, dann bringt sie Dreck und Müll mit sich, ebenso wie sie auch das ein oder andere Kleinod zurücklässt, über dessen Existenz man sich noch lange freut. Auch der berühmte Cthulhu-Mythos von H. P. Lovecraft ist seit langer Zeit ein populärer Topos in Metaltexten, Metalartwork, Metalkünstlernamen und so weiter und so fort. Nun könnte man sagen, dass die Fusion von beidem, welche die Franzosen THE GREAT OLD ONES auf ihrem Debütalbum bieten, nichts als eine olle Kamelle ist. Könnte man, muss man aber nicht. Denn schließlich ist die Verbindung der erwähnten Musik mit besagter Motivik nicht ganz alltäglich.

Schenkt man "Al Azif" genauere Aufmerksamkeit, dann gewinnt man schnell den Eindruck, dass hier oftmals eine Atmosphäre kreiert wird, die an AHAB gemahnt, sprich eine wie auch immer geartete nautische Klangwelt wird erzeugt. Seien es das gesampelte Rauschen der Brandung oder die Art und Weise, wie hier die Riffs ineinander greifen - das Meeresfeeling stellt sich öfters ein. Nur sind eben die stilistischen Mittel ganz andere. Ein weiterer Unterschied zwischen den besagten Truppen liegt aber auch darin, dass AHAB eine ganz hervorragende Ausnahmeband ist, was man von THE GREAT OLD ONES nicht behaupten kann.

Missverständnisse sollen hier nicht aufkommen: "Al Azif" ist kein schlechtes Album, aber es ist eben auch kein richtig gutes. Teilweise überzeugt die geschaffene Atmosphäre auf ganzer Linie, nur um dann wieder in ödem Mittelmaß zu versinken. Beginnen wir am Anfang. Der Opener / Titelsong vermittelt einen furiosen ersten Eindruck, bei dem lediglich die recht nichtssagenden und in den Hintergrund gemischten Vocals ein wenig irritieren. Doch wo das erste Stück noch mit einem gelungenen Aufbau und ebensolchen Riffs Stimmung aufkommen lässt, relativiert sich das Ganze bei "Visons of R'lyeh" ein wenig. Zwar ändert sich nicht viel, doch wandelt sich die Spannung in Beschaulichkeit. Spätestens bei "Jonas" erklärt sich dann auch die Entscheidung, warum die Vocals so wenig präsent sind. An den ersten ruhigen Stellen des Albums wird klar, wie wenig der Vokalist jenseits soliden Standards zu bieten hat. Inmitten eines Meeres von Gitarren fällt das nicht so ins Gewicht, doch hier wird alles für ein paar Momente ausgesprochen dünn.

Und so geht es weiter. Auch wenn später noch ein Cello ausgepackt wird, das an anderer Stelle eine sehr schöne Instrumentalpassage mitgestaltet, so weckt "Al Azif" an keiner Stelle Begeisterungsstürme. THE GREAT OLD ONES sind bei allem Potenzial in eine genrespezifische Falle getappt: Black Metal und Lounge-Atmosphäre passen auf Dauer nicht gut zusammen. Und eben diese nette, aber einschläfernde Mischung wird auf dem Album mehr als einmal zu häufig geboten. Einschränkend sei hinzugefügt, dass alle fanatischen Anhänger der Post Black Metal-Mode hier durchaus etwas finden dürften, das ihnen behagt. Für wen allerdings das "Black" im Vordergrund steht, der sollte eher vorsichtig sein.
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