Morgoth - Cursed To Live

Morgoth - Cursed To Live
Death Metal
erschienen am 22.06.2012 bei Century Media
dauert 104:44 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Cursed
2. Body Count
3. Exit To Temptation
4. Unreal Imagination
5. The Travel
6. Resistance
7. Suffer Life
8. Pits Of Utumno
9. Sold Baptism
10. Lies Of Distrust
11. Under The Surface
12. Selected Killing
13. Burnt Identity
14. Isolated
15. White Gallery
16. Suffer Life (Rock Hard Festival)
17. Body Count (Rock Hard Festival)
18. Sold Baptism (Wermelskirchen)
19. White Gallery (Wermelskirchen)
20. Isolated (Video)
21. Sold Baptism (Video)
22. Under The Surface (Video)
23. Last Laugh (Video)

Die Bloodchamber meint:

Seit der Wiedervereinigung 2010 haben MORGOTH die halbe Republik und einige andere Ecken der Welt live auf links gedreht mit in erster Linie Stücken der ersten drei Veröffentlichungen, „Resurrection Absurd“, „The Eternal Fall“ und „Cursed“, die auch nach mehr als 20 Jahren nichts von ihrer Klasse verloren haben. Eine gute Gelegenheit, das Ganze in Bild und Ton einzufangen für das erste offizielle Livezeugnis, das der Bedeutung der Band, nicht nur für den deutschen Death Metal, angemessen in drei Formaten erscheint: als CD bzw. 2-LP (identischer Inhalt) und als DVD+2CD. Mir liegt ausschließlich die DVD vor, deren Hauptinhalt der 70minütige Auftritt beim Way Of Darkness 2011 ist, der auch den anderen beiden Formaten zugrunde liegt; eine runde Grundlage für das Review also.

Vorausschicken sollte man, dass „Cursed To Live“ vor allem als Livezeugnis angelegt ist, es gibt keine Banddoku, Blicke hinter die Kulissen oder sonstiges Drumherum. Stattdessen ist die Band in je zwei Aufnahmen von zwei anderen Auftritten im letzten Jahr und in vier Videoclips aus den 90ern in Action zu sehen - Wahnsinn, was damals live bei „Isolated“ los war! Auf der einen Seite wäre ein bisschen Drumherum sicher interessant gewesen, auf der anderen Seite passt die Gestaltung wie die Faust aufs Auge zur reduzierten Selbstinszenierung der Altmeister. Bis auf großflächiges Lichtsperrfeuer in Grün, Rot und Blau, eine Menge Blitze beim abschließenden „White Gallery“ und Marc Grewes beängstigend hell reflektierende, giftgrüne Kontaktlinsen lassen MORGOTH die Musik für sich sprechen, ohne Schabernack und ohne Ansagen, die weiter als bis zur Herkunft des nächsten Liedes gehen. Die Band präsentiert sich auch dank der Erfahrung der vorangegangen Reunionauftritte bestens eingespielt und aufeinander abgestimmt, so dass man in den vollen Genuss des charakteristisch leicht schleifenden Death Metal kommt.

Während es an der Setlist und am mächtigen Ton überhaupt nichts auszusetzen gibt, muss man sich an die Bildführung und die Kamerapositionen erst gewöhnen, denn neben zwei zentral zur Bühne ausgerichteten, mittig und hinten im Publikum platzierten Kameras ist das Konzert unmittelbar vor und auf der Bühne gefilmt worden, so dass die einzelnen Musiker oft bildschirmfüllend auftauchen und besonders Marc dem Zuschauer praktisch direkt ins Gesicht röhrt. Zusammen mit den querlaufenden Lichtschlieren, die regelmäßig von den Scheinwerfern verursacht werden, erzeugt das ein Old School Feeling, das wenig mit den mittlerweile weit verbreiteten Hochglanzbildern zu tun hat. Für meinen Geschmack könnten es zwar ein paar weniger Schnitte sein, aber die Frequenz ist im Großen und Ganzen noch im Rahmen und verbreitet nicht zu viel unnötige Hektik.
Bei den Boni fällt, neben den Kamerapositionen, ein möglicher Grund auf, warum das Publikum relativ selten zu sehen ist, denn auf dem Rock Hard Festival wurde ganz anders ausgerastet. Der Tunnelblick in Wermelskirchen - im oberen Bilddrittel hängt ein Tarnnetz, im unteren tobt das Publikum – ist so kultig wie der Sound bei diesen zwei Aufnahmen roh.

MORGOTH und Century Media veröffentlichen mit „Cursed To Live“ eindeutig nichts für Freunde der Almanach-DVDs, sondern schlicht einen dicken Batzen unverfälschten und unnachahmlichen Death Metal. Neueinsteiger, die die Band vielleicht erst im letzten Jahr auf dem Way Of Darkness oder dem Rock Hard kennengelernt haben, können die CD als Best-Of mit zeitgemäßem Sound betrachten. Fans von MORGOTH müssen zugreifen, wenn sie sich vorstellen können, in Zukunft regelmäßig die zwei Marcs, Harry, Sebastian und Sotirios praktisch im heimischen Wohnzimmer auftreten zu lassen.
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