Kind Im Magen - Die Kinder Vom Bahnhof Soho

Kind Im Magen - Die Kinder Vom Bahnhof Soho
Punk
erschienen in 2005 als Eigenproduktion
dauert 42:00 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Rock'n'Roll Nasty Boy
2. Alles Oder Nichts
3. Anruf
4. She's Got Balls!
5. Nachtflug
6. Welt Bewegen
7. Ein Schritt Zu Viel
8. Der Mond Scheint Immer Noch
9. Geben & Nehmen
10. Deanna (Aus Dem All)
11. Opa From Hell
12. Stadt Der Winde
13. Ende Eines Traums
14. Schläfer

Die Bloodchamber meint:

Es gab einmal eine Zeit, da hörte der Rezensent fast nix anderes als Punk, vorzugsweise aus deutschen Landen und mit einheimischen Texten. Er saß mit ein paar Gleichgesinnten am Bottrop ZOB, im „Lokal Ohne Namen“ in Gelsenkirchen-Buer oder ähnlich kulturell wertvollen Orten und leerte fleißig Bierdosen, im besten Falle Hansa Pils oder Faxe aus der handlichen Ein-Liter-Granate. Er fühlte sich wie ein echter Outlaw, wenn nicht gar wie ein Revoluzzer. Allerdings war er auch noch weit davon entfernt, die Schule zu beenden oder gar an eine Fahrerlaubnis zu denken. Und selbst damals, in diesen glorreichen (?) Tagen, die mittlerweile zwei Menschenleben her zu sein scheinen, hätte er eine Band wie KIND IM MAGEN? bestimmt nicht gut gefunden.
Heute natürlich umso weniger. Deutscher Punk der alten Schule mit latenten Emo- und Streetrockeinflüsen in allen Ehren, aber was uns dieser Vierer auf „Die Kinder Vom Bahnhof Soho“ bietet, ist definitiv zu wenig. Mit der dünnen Produktion und der eher rumpeligen instrumentalen Vorstellung könnte man ja leben, aber dafür bräuchte die Band wirklich einen Sänger, der nicht jeden Song völlig zerstört und mindestens so schief singt wie Kollege Greb nach zwanzig Pülsbier durch die Matrix torkelt. Daß die Musik zudem noch total auf den Vokalisten zugeschnitten wurde und sein penetrantes Organ daher absolut im Mittelpunkt steht, macht die Sache nicht gerade besser. Den letzten Titel „Schläfer“ hab ich – trotz mehrmaliger Versuche – nicht ganz zuende hören können, denn bei dem Gejaule sah ich mich schon wieder mit nem Hörsturz im Krankenhaus liegen. GRAUSAM !
Daß es auch besser geht, beweist „Stadt der Winde“, denn hier wurden die Vocals offensichtlich vom Bassisten übernommen, der zwar auch nicht gerade ein begabter Sänger ist, dafür aber wenigstens Attitüde und Power vermittelt. Somit haben wir es hier auch mit dem stärksten Stück der Scheibe zu tun, obwohl auch einige andere Songs gar nicht so schlecht geraten sind, nur eben völlig gegen die Wand gesungen wurden.
Des weiteren möchte ich noch anmerken, daß die Lyrics zwischen „okay“, „bescheuert“ und „sachlich falsch“ (siehe „Deanna (aus dem All)“, was mich als „Next Generation“ Freund besonders hart trifft) hin und her pendeln, allerdings jegliche Aggressivität oder gar Bösartigkeit vermissen lassen. KIND IM MAGEN? sind auch in dieser Beziehung einfach noch viel zu harmlos. Und das üble Style Foul in Form von Blink 182 auf der Grußliste im Booklet ist sowieso unverzeihlich.
Naja, wenigstens hat die Platte in mir das Bedürfnis geweckt, mal wieder ein Dosenbier zu verhaften und ein paar alte Punk Klassiker aus der Mottenkiste zu kramen. Das allerdings auch wirklich nur als Gegengift.
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