Fjoergyn - Ernte Im Herbst

Fjoergyn - Ernte Im Herbst
Pagan Metal
erschienen am 29.03.2005 bei Black Attakk
dauert 73:58 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Monolog der Natur
2. Vom Tod der Träume
3. Fjoergyn
4. Der Tag der Wölfe
5. Des Winters Schmach
6. Wenn Stürme ruhen (Instrumental)
7. Abendwache
8. Veritas Dolet
9. Ernte im Herbst
10. Requiem

Die Bloodchamber meint:

Laut Infoblatt bestehen die aus Deutschland stammenden FJOERGYN aus den beiden Musikern Stephan L. (alle Kompositionen, Gitarre, Gesang, Keyboard und Schlagzeugprogrammierung) und Andreas T. (Bass). Hinter Kürzeln müssen sich FJOERGYN aber wohl kaum verstecken… Denn „Ernte im Herbst“ ist ein rundum gelungenes, kreatives Debut, welches mit monumentaler und überwältigender Musik aufwartet.
Denn FJOERGYN kombinieren Pagan/Viking Metal mit klassischen Klängen, welche an Komponisten wie Richard Wagner angelehnt sind. Darüber hinaus wird als Einfluss Vratas Vakyas, (Falkenbach in Person) genannt, was nachvollziehbar ist. Aber FJOERGYN stellen mehr als eine billige Falkenbach-Kopie oder eine öde Klassik-Metal-Kombination dar. Natürlich, Klassik gibt es seit Beethoven und Konsorten, vikingmäßigen Metal seit Bathory. Aber eben nicht in diesem Zusammenspiel.
„Monolog der Natur“ ist eine schöne Einführung. Mit klassisch angehauchten, hymnisch-epischen Klängen werden Stimmung und Spannung erzeugt. Dann legt „Vom Tod der Träume“ los. Phantastischer Pagan Metal erklingt, welcher immer von orchestralen Klängen unterlegt ist. Doch wer nun glaubt, ihn erwarte aufgrund der klassischen Klänge abgespeckter Metal, der nicht zum mitreißen Lassen geeignet ist, täuscht sich. Einwandfreie Riffs, treibende Riffs, mächtige Melodien und mal fein kreischender Gesang, mal hymnischer cleaner Gesang sorgen für die passende Härte. Angesichts des Bombasts überkommt einen erst einmal die Sprachlosigkeit. Dennoch ist das Ganze sehr zugänglich, eingängig und abwechslungsreich.
Mit Streichern und Blechbläsern beginnt „Fjoergyn“. Abgedämpfte Riffs, eine düstere Melodie und Gesang setzen sein, gefolgt von schöner klaviermelodischer Untermalung. Ein getragener Mittelteil lässt Platz für eine Verschnaufspause und sorgt für Abwechslung, bevor es episch zu Ende geht. Eine wundervolle klassische Melodie erklingt bei „Der Tag der Wölfe“, bevor mächtige Gitarrenwände und reiner Gesang losbrechen und das Lied bedrohlich und schwarzmetallisch losprescht. Doch die wuchtige Passage ertönt erneut und lässt eine Art Auflösung erspüren. Abgeschlossen wird das Ganze durch eine wiederum klassisch inspirierte Überleitung.
Auch bei „Des Winters Schmach“ schwächeln FJOERGYN nicht und lassen stürmischen und erhabenen Pagan Metal in orchestraler Einbettung erklingen. Passend zum Namen wartet mit „Wenn Stürme ruhen“ eine ruhigere Zwischenpassage auf, welche aber nicht minder beeindruckend ist, sondern mit ihren schönen klassischen Klängen weiterhin fesselt.
Schleppend und mächtig walzt „Abendwache“ von dannen und begeistert durch verschiedene Feinheiten wie teils ruhigen Flüstergesang, sich abwechselnde schwere, tiefe und stürmische Riffs oder Klavier- und guten Melodien zu verzichten.
Den wohl mächtigsten Anfang liefert dann „Veritas Dolet“. Sturmähnlich bricht das Stück los und reißt den Hörer mit seiner metallisch-orchestralen Heftigkeit mit. Auch die herausstechende Leadgitarrenmelodie bleibt sofort im Gehör hängen. Das Titelstück schlägt darauf eine hörbar getragenere Richtung ein, bei welcher der hymnische, beinah etwas verträumte, Gesang eine wichtige Rolle spielt. Durchaus melancholischer sorgt „Ernte im Herbst“ so für Abwechslung.
Zum Abschluss greift „Requiem“ nochmals verstärkt klassische Klänge auf. Von Klavier eingeleitet setzt der orchestrale Metal ein letztes Mal ein. Von klassischen Melodien untermalt drücken schwere Gitarren und abwechslungsreicher Gesang voran. Den Höhepunkt stellt zum Abschluss das bekannte „Freude schöner Götterfunken“-Thema aus Beethovens 9. Sinfonie dar.
Nach einer gut zehnminütigen Pause folgt ein Outro, an welchem es ansich nichts zu bemängeln gibt, aber es hätte auch ohne Schweigeminuten seinen Zweck erfüllt. Darüber hinaus könnten die Lieder besser abgemischt sein, der Gesang steht etwas zu sehr im Hintergrund und bisweilen klingt alles ein klein wenig zu undiffereziert. Allerdings tönt das Schlagzeug trotz Programmierung recht authentisch.
Zu der Musik tut das Konzept sein Übriges. Denn den genialen Stücken legen FJOERGYN ein durchdachtes Konzept zugrunde. Die Erde wird als schützende Mutter und Krone der Schöpfung gesehen, welche lebensspendend, aber auch –nehmend ist. Diese liegt im Sterben (Herbst) und beginnt nach tausenden Jahren des Missbrauchs ihre eigene Saat, den Menschen, zu bekämpfen, welcher nicht nur sich gegenseitig, sondern auch die Erde zerstört- wie ein Parasit. So handeln die Lieder zumeist in gewisser Weise vom Tod und der sich am Menschen rächenden Natur.
Auch die Aufmachung weiß zu gefallen. Schlicht und schön endlich mal was Neues ohne ermüdende Klischees.
Was bleibt also abschließend zu sagen? Durchdachtes Konzept, kreative und abwechslungsreiche Musik, wunderbar! Natürlich darf man klassischen Klängen, zumindest Melodien, nicht völlig abgeneigt sein. Doch auch wenn man kein Klassikfreund ist, lohnt es sich auf jeden Fall FJOERGYN Gehör zu schenken.
-