Shining - One One One

Shining - One One One
Progressive Metal
erschienen am 07.06.2013 bei Indie Recordings
dauert 36:50 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. I Won't Forget
2. The One Inside
3. My Dying Drive
4. Off The Hook
5. Blackjazz Rebels
6. How Your Story Ends
7. The Hurting Game
8. Walk Away
9. Paint The Sky Black

Die Bloodchamber meint:

Als Jack Torrance eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheuren Ungeziefer verwandelt. Er lag auf einem krachwandartigen harten Rücken und sah, wenn er den Kopf ein wenig hob, die Wölbung eines Saxofons. Seine vielen, im Vergleich zu seinem sonstigen Umfang schmalen Auswüchse flimmerten ihm vor den Augen.

Mit Dank an die Herren Kafka und King für die Inspiration zur Einleitung begeben wir uns zu den norwegischen SHINING, die vor drei Jahren mit „Blackjazz“ erstmals auch international für Aufsehen sorgten. Den Abschluss der „Blackjazz“-Trilogie – der Mittelteil war die Livevariante von „Blackjazz“ – bildet „One One One“, dessen Titel sich darauf beruft, dass Kopf und Sprachrohr Jørgen Munkeby ein Album schreiben wollte, auf dem jedes Lied stark genug ist, seine eigene Stimme zu erheben und mit dieser außerhalb des Kontexts bestehen zu können. Das Bemerkenswerte daran ist, dass dieser Plan in vollem Umfang aufgegangen ist: Vom wunderbaren Eröffnungstrio – treibend und schmissig „I Won’t Forget“, mit Industrialstampf und Saxofonblutgrätsche „The One Inside“ und mit immer unwiderstehlicherem (Trommelwirbel-)Sog „My Dying Drive“ – über das ein grandios schräges Saxsolo in pure und unmittelbare Energie transformierende „How Your Story Ends“ bis zum aufbegehrenden, die Brücke zum Opener schlagenden „Paint The Sky Black“ enthält „One One One“ neun kleine große Abenteuer, von denen jedes dazu in der Lage ist, dem Hörer mit seiner Intensität den Verstand zu rauben.

Betrachtet man allein kurze Ausschnitte, wirkt das Album unglaublich hektisch und stressverursachend, doch schon das einmalige Hören der vollständigen Lieder liefert die Motivation, um nicht gegen „One One One“, sondern mit SHINING in diesem Kreativinferno bestehen zu wollen und zu können. Mal ist es ein griffiger Beat, mal eine fast schon beschaulich anmutende Melodie und regelmäßig das Wiederholen kurzer prägnanter Textzeilen, die den ersten Haken ins Hirn werfen. Wie auch immer es geschieht, der Haken wird fast immer erfolgreich geworfen, einzig „Walk Away“ müht sich eher vergeblich. Dabei ist das Geräuschlevel durchweg hoch, Pausen gönnt die Band weder sich selbst noch dem Hörer und Jørgens Gesang ertrinkt fast im Adrenalin, so dass man sich nach einem vollständigen Durchlauf fühlt wie nach einer Runde im Nordschleifentaxi: Man ist recht mitgenommen, steht aber bis in die Haarspitzen so unter Strom, dass es lieber sofort als gleich erneut rund gehen soll, ja, muss.

Überwältigend große Kunst, die sich mit keiner anderen mir bekannten Band vernünftig vergleichen lässt – PANZERBALLETT Freunde sollten immerhin das nötige Nervenkostüm haben – und die ich so vorher auch noch nicht gehört habe. Zweifellos das aufregendste Album des (bisherigen) Jahres und auch eines der besten.
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