Pestilence - Obsideo

Pestilence - Obsideo
Death Metal
erschienen am 08.11.2013 bei Candlelight Records
dauert 45:41 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Obsideo
2. Displaced
3. Aura Negative
4. NecroMorph
5. Laniatus
6. Distress
7. Soulrot
8. Saturation
9. Transition
10. Superconcious

Die Bloodchamber meint:

Man könnte meinen, die Holländer PESTILENCE seien vom Pech verfolgt. Zuerst starteten sie als gefeierte Helden ihre Thrash Metal Karriere, danach kam der immer noch hoch gewürdigte Death Metal und mit dem Einbau von Jazz- und Progressive-Elementen kam langsam aber sicher der Absturz. Die darauf folgenden Alben, die sich eher an ihren Wurzeln orientieren, konnten wiederum nicht so einschlagen wie die ersten Alben. Nun liegt also das 2013er Werk „Obsideo“ vor und ich bin mir jetzt schon sicher, dass hier die Meinungen weit auseinander gehen werden.

Das Album beginnt mit dem gleichnamigen Song und bietet fast schon die volle Bandbreite des kompletten Albums. Klar ist, dass man hier keine Vergleiche zu MESHUGGAH ziehen muss, aber normaler Death Metal wäre auch fehl am Platz. Vielleicht sollte man sich auf einen Kompromiss einigen und das ganze einfach „lightly jazz influenced Death Metal with a touch of brutal and progressive sound variations“ nennen. Erwähnenswert sind diesbezüglich die vielen Offbeats am Schlagzeug, das leicht verrückte Rhythmusspiel der Gitarren und die hin und wieder stark ausgeschmückten Bassläufe. Diese Elemente wirken fast schon unterschwellig, erst wenn das Gitarrensolo seine disharmonischen Seiten zeigt oder mit einem kompletten Bruch im Songablauf einhergeht, wird man auf diesen etwas anderen Death Metal aufmerksam. Im Vordergrund steht aber natürlich - wie könnte es auch anders sein - der Gesang, und der zeigt sich immer noch von seiner fiesesten Seite und sorgt nicht nur für genügend Tod in der Musik, sondern ganz klar auch für die Brutalität.

Bei vielen Bewertungen der PESTILENCE-Alben, gerade im Zeitraum von 1991 bis 1993, wurden oftmals völlig falsche Vergleiche mit zum Beispiel CYNIC oder ATHEIST gezogen. Man kann keine Äpfel mit Birnen vergleichen, nur weil beide Rundungen haben. Was man bei den Holländern im Jahre 2013 zu hören bekommt, ist - wie bereits erwähnt - eine sehr subtile Mischung der Progressive und der reinen Death Metal-Spielart. Beide Richtungen gehen ineinander über und verweben sich im Laufe des Albums zu einem einzigen Element im Kopf des Hörers. Das kann eine durchaus spannende Sache sein und öffnet die Türen zu tausend weiteren Möglichkeiten. Doch leider haben es die Jungs verpasst, das volle Potential auszuschöpfen, und begnügen sich stattdessen lieber damit, im ewig gleichen Gewässer rumzufahren. Kein einziger Song kann sich richtig in den Kopf des Hörers brennen, die mangelnden Kontraste wirken auf Dauer langweilig.
Fazit: Ein sehr gelungenes Album, das aber keinesfalls den guten Ruf des Namen PESTILENCE rechtfertigt.
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