Extol - Extol

Extol - Extol
Progressive Death Metal
erschienen am 21.06.2013 bei Indie Recordings
dauert 47:50 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Betrayal
2. Open The Gates
3. Wastelands
4. A Gift Beyond Human Reach
5. Faltering Moves
6. Behold The Sun
7. Dawn Of Redemption
8. Ministers
9. Extol
10. Unveiling The Obscure

Die Bloodchamber meint:

Als ganz Norwegen in den Händen der zweiten (respektive ersten ernsthaften) Black Metal Welle war, gründeten sich 1993 in einem „gallischen“ Dorf, genauer gesagt dem Osloer Vorort Bekkestua, EXTOL als Antipoden im doppelten Sinne: Zum einen folgte ihr anspruchsvoller, mit Konventionen brechender (mehr oder weniger) Death Metal anderen musikalischen Pfaden, zum anderen waren die Texte alles andere als misanthropisch, nihilistisch oder antichristlich, selbst wenn im EXTOLschen Stahlbad Aufmerksamkeit für das Hörverstehen nötig war und ist. Während die Band trotz Europatouren mit MASTODON und OPETH zu „The Blueprint Dives“ außerhalb Norwegens kaum je über den Rang eines Insidertipps hinauskam, gab es für das Album in der Heimat die Nominierung für den Spellemannprisen (vergleichbar zum Grammy) und zumindest etwas der verdienten Anerkennung. In Folge verliefen sich jedoch die Wege der Band und es kam einigermaßen überraschend, als im vergangenen Herbst die Rückkehr kommuniziert wurde, verbunden mit der (inzwischen erfolgreichen) Finanzierungskampagne für eine Dokumentation der Bandgeschichte.

Verantwortlich für die Wiederauferstehung sind mit David Husvik und Peter Espevoll zwei Immer-Mitglieder sowie der ebenfalls auf einige Jahre in der ersten Phase zurückblickende Ole Børud. Die Auftrittsfähigkeit ist wegen Oles Rolle als Alleinverantwortlicher für alle Saiteninstrumente zwar noch nicht hergestellt, doch ist dem Trio mit „Extol“ direkt wieder ein bärenstarker Nachweis der Albumtauglichkeit und - soweit muss ich mich hier gar nicht aus dem Fenster lehnen – Relevanz gelungen. Ähnlich zu früheren Werken haben EXTOL dabei und dazu eine auf den ersten Blick schwer berechenbare Legierung verwendet, an die man sich zunächst einmal herantasten muss, um den richtigen Umgang mit ihr zu erlernen. Zum Wechselspiel aus klassischer Atmosphäre und (Melo) Death Metal Dramatik, gerne in verschleppter Form, ist 2013 eine Art von wolkenklarer Himmel-Stimmung mit einem dann oft ätherisch angehauchten Klargesang hinzugekommen. Das kann man zum Beispiel in der Großtat „Open The Gates“ oder „A Gift Beyond Human Reach“ als Fingerzeig in Richtung Djent a la TESSERACT auffassen, annähernd so legitim scheint bisweilen jedoch auch der Verweis auf den experimentierfreudigen Devin Townsend.

Beiden Vergleichen gegenüber haben EXTOL (in meinen Ohren) jedoch einige deutliche Vorzüge: Die Norweger gehen technisch und anspruchsvoll zu Werke, ohne sich in schwächeren Momenten in erster Linie auf die Technik zurückzuziehen. Außerdem kreieren sie ein dichteres Spannungsfeld, indem bewusst Anflüge von Atonalität (vulgo: schräg spazierende Gitarren) mit krächzig-rauem Gesang und einem gesunden Schuss Härte gepaart werden. Überspitzt gesagt braucht man eben weder einen natur- noch einen musikwissenschaftlichen Abschluss, um hinter das Rezept von „Extol“ steigen und sich daran erfreuen zu können. Deshalb kann man auch gut mit der kleinen Überraschung leben, dass im Titeltrack plötzlich geradliniges Geknüppel mit allen Gesangsvarianten gekreuzt wird.

Dem Album hätte eine Spur weniger des ätherischen Gesangs zwar nicht geschadet, dennoch ist EXTOL eines der Highlights des bisherigen Jahres gelungen. „Schuld“ daran ist neben der fast immer nachvollziehbaren Unterscheidbarkeit der Lieder auch die in diesem Metier reichlich ungewöhnliche Fähigkeit, Ohrwürmer zu kreieren. Man darf jetzt schon gespannt sein, wie es weitergeht, und ob sich vielleicht noch der eine oder andere Ehemalige zumindest für Auftritte einspannen lässt, denn „Extol“ wie EXTOL gehören auch live gehört. Vorerst bleiben wir zum Schluss aber bei einem einfachen: Willkommen zurück!
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