Code - Augur Nox

Code - Augur Nox
Progressive Black Metal
erschienen am 22.11.2013 bei Agonia Records
dauert 54:35 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Black Rumination
2. Becoming Host
3. Ecdysis
4. Glimlight Tourist
5. Dx.
6. Garden Chancery
7. The Lazarus Chord
8. The Shrike Screw
9. Rx.
10. Trace Of God
11. Harmonies In Cloud
12. White Triptych

Die Bloodchamber meint:

Es war ein Hoffen und Bangen. So groß die Vorfreude auf dieses Album gewesen ist, so groß war auch die Sorge. Denn CODE ohne Kvohst, der 2011 endgültig ausgestiegen ist, wie kann das nur funktionieren? Diese Frage ist mehr als berechtigt, denn schließlich wurde „Resplendent Grotesque? nicht zuletzt durch die fantastischen Vocals zu dem historischen Überalbum, als das es jedem Liebhaber progressiven Black Metals liebt und teuer sein dürfte. Die vielschichtigen Songkonstruktionen lebten von der Bandbreite, die Kvohst mit seiner Stimme abdecken konnte. Nicht im Sinne eines technisch herausragenden Sängers, sondern vielmehr als jemand, der so voller Gefühl schreien, singen und säuseln kann, dass eine Gänsehaut die andere jagt. Und seit dieser Entscheidung stand das große Fragezeichen im Raum, ob der Posten eigentlich adäquat neu besetzt werden könnte oder ob es mit CODE, so wie man sie bislang kannte, nun zwangsläufig vorbei sein musste.

Die Skepsis, die eine vorurteilsfreie Auseinandersetzung mit „Augur Nox? immens erschwert und verzögert hat, wurde letztlich von den Tatsachen zum Schmelzen gebracht wie Softeis auf einem Kameltrip durch die Sahara. Und um die Leserschaft nicht länger hinzuhalten: „Augur Nox? ist ein fantastisches Album geworden. Wacian ist eine vollwertige Alternative zu Kvohst. Nicht mit gerechnet? Ich auch nicht. Ist aber so! CODE liefern auf „Augur Nox? genau das, wofür man sie zuletzt schon lieben musste. So klingt progressiver Black Metal der allerersten Güteklasse und mit diesem dritten Album haben sie sich auf dem Olymp dieses Subgenres einen Thron verdient, der nicht weit vom dem entfernt steht, worauf ENSLAVED residieren.

Was CODE dabei mit solch zauberhafter Leichtigkeit machen, das ist die zugängliche Vielschichtigkeit ihrer Musik. Schon bei der ersten Auseinandersetzung merkt der Hörer, dass hier keine Songs nach Schema F runtergezockt werden, sondern es gibt elaborierte kleine Kunstwerke, die dennoch zu keinem Moment auch nur im Ansatz sperrig sind. Druckvolle Passagen, die durchaus als vollwertiger Black Metal zu bezeichnen sind, fließen immer wieder in höchst melodische und gefühlvolle Abschnitte über, es gibt viel Griffiges mit hohem Wiedererkennungswert und dennoch nutzt sich das Album nicht ab. Eh man sich versieht, sind 55 Minuten um und man will sofort wieder von vorne loslegen.

Wacian ist hinsichtlich seiner stimmlichen Performance Kvohst nicht unähnlich, wenngleich man den Unterschied zwischen beiden deutlich hören kann. Doch der Neue am Mikro hat offenkundig die ersten beiden Alben intensiv studiert und bietet seine höchst gelungene Interpretation dessen, was den Sound von CODE bislang ausgemacht hat. Zieht man Bilanz nach zwölf Songs, lässt sich festhalten, dass andere Bands drei verschiedene Sänger beschäftigen müssten, um das Ergebnis vorlegen zu können, das Wacian liefert.

Was die Songs angeht, ist das Album in drei Kapitel eingeteilt, die durch die Interludes „Dx.? und „Rx.? gebildet werden. Jedes dieser Kapitel hat seine ganz eigenen Glanzmomente. Allein der Opener „Black Rumination? und das darauf folgende „Becoming Host? sind Nummern von einer schier unglaublichen Qualität. Noch einmal steigert sich das Album mit „Garden Chancery?, das zu „The Lazarus Chord? überleitet, dem wohl eindrucksvollsten und erhabensten Stück auf „Augur Nox?. All dies sind Songs, in die man sich schnell verlieben kann und die einen nicht wieder loslassen.

CODE haben es tatsächlich geschafft, „Resplendent Grotesque? einen würdigen Nachfolger zu bescheren, obwohl nur noch zwei Mann von der Besetzung dieses Albums übrig sind. Der Sängerwechsel ist nicht die befürchtete Katastrophe geworden, sondern letztlich nur ein Austausch zweier ebenbürtiger Musiker. Und jeder Freund des progressiven Black Metal hat mit „Augur Nox? einen neuen Schatz für den heimischen Plattenschrank, der wahrscheinlich eine ähnlich zeitlose Wirkung wie sein Vorgänger entfalten dürfte. Es geschehen noch Zeichen und Wunder. Oder ganz einfach ausgedrückt: Verdammte Hacke! Geiles Ding!
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