Bartholomeus Night - Theosophia Pneumatica

Bartholomeus Night - Theosophia Pneumatica
Black Metal
erschienen in 2004 als Eigenproduktion
dauert 50:03 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Theosophia Pneumatica (Vengeance of the i)
2. Curse of life
3. So silent (survival of the fittest part II)
4. [master of dread]
5. Kingdom of the hallowed souls
6. The shining
7. True nature
8. Failure Denied
9. As the night become silver
10. H.A.T.E

Die Bloodchamber meint:

Metal aus Israel? Da rutscht mir spontan jetzt erst mal nur ORPHANED LAND ins Hirn, allerdings haben deren musikalische Ergüsse mit denen von BARTHOLOMEUS NIGHT nicht viel gemein. Als netten Kontrast zur allgemeinen religiösen Einstellung in ihrem Heimatland haben die 4 Herren um Gitarrist und Bandgründer T.K.O.R. nämlich ein feines Black Metal Album eingespielt, welches sich auch vor nordischen Kollegen nicht zu verstecken braucht.
In ein sattes Soundgewand gehüllt, welches in Polens Selani Studios (Vader, Behemoth) gestrickt wurde, fällt von Beginn an die frostige Atmosphäre ins Augenmerk. Die zwei Gitarristen machen keine Gefangenen und schreddern ordentlich drauflos, die keifigen Vocals geifern schön fies aus den Boxen und das Drumming werkelt präzise im Hintergrund. Klingt zunächst ganz nett aber recht unspannend und ist es zu Beginn auch. Allerdings zeigt die Band uns recht schnell, dass sie es durchaus versteht, Struktur in ihre Stücke zu bringen. Gefällige Breaks und diverse langsamere, teils akustische Zwischentöne bringen Abwechslung ins Spiel. Eingängige Riffs kommen der Einprägsamkeit zu Gute und wirklich kopfloses Geprügel gibt es im Grunde nur selten zu hören. Teilweise fühlt man sich an DARK FUNERAL erinnert, die zwar auch immer eine recht flotte Sohle aufs Parkett legen, dabei aber stets das Riff im eigentlichen Sinn im Auge behalten.
Gelegentlich lockern einige wenige Synthie-Effekte das Gesamtgeschehen noch weiter auf, allerdings funktioniert dies nicht immer. Während elektrostatische Störgeräusche die vorherrschende Kälte und Sterilität unterstützen, fällt der Rest der Keyboardsounds eher durch nerviges Geklimper auf. Viel besser passen da schon die ebenfalls manchmal eingestreuten Vocal-Variationen.
Das besondere Highlight der Scheibe ist aber ohne Zweifel das ausufernde vierte Stück, dessen Titel meine Tastatur einzugeben nicht im Stande ist. Komplett in israelisch gehalten beginnt der Song mit einem Keuchen innerhalb eines ziemlich feuchten Gemäuers. Die Vocals wirken durch ihre Aussprache hier besonders bedrohlich und verzweifelt zugleich und ein sehr grooviges Midtempo-Riff zaubert einen entsprechenden Konterpart hinzu. Nach mehreren Breaks und einem nicht minder unter die Haut gehenden schnelleren Abschnitt wenden wir uns in der Mitte des Stückes wieder unserem schwer atmenden Protagonisten vom Anfang zu und ergötzen uns an seinem Leiden. Unter schweren Doublebass-Angriffen und unter Zuhilfenahme eines schönen Gitarrensolos werden die anfänglichen Strukturen wieder aufgegriffen bis letztendlich die Atmung infolge eines plötzlichen, durch eine eindringende Kugel verursachten Hirntods für immer still steht.
Leider kann aber das Album nicht immer das hohe Niveau dieses 8-Minüters halten. Vor allem gegen Ende schleichen sich innerhalb der 50 Minuten Spielzeit immer mal wieder diverse Abnutzungserscheinungen ein. Dennoch bleibt unterm Strich ein sehr nettes, abwechslungsreiches Album zurück (falls der Begriff „nett“ im Zusammenhang mit Black Metal überhaupt erlaubt ist), welches einmal mehr zeigt, dass man für diverse Musikstile nicht immer nur in eine Himmelsrichtung blicken sollte.
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