Savage Messiah - The Fateful Dark

Savage Messiah - The Fateful Dark
Power Thrash Metal
erschienen am 14.03.2014 bei Earache Records
dauert 52:08 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Iconocaust
2. Minority Of One
3. Cross Of Babylon
4. Hellblazer
5. Live As One Already Dead
6. The Fateful Dark
7. Zero Hour
8. Hammered Down
9. Scavengers Of Mercy
10. The Cursed Earth

Die Bloodchamber meint:

Trotz des (auch mit etwas Abstand) starken Debüts und des in der gleichen Liga spielenden Zweitwerks ist SAVAGE MESSIAH der große Schritt aus der britischen Heimat raus bisher nicht vollständig gelungen. Zum Teil liegt das sicher an der Masse von gut- bis hochklassigen Thrashbands der letzten Jahre, in der zum Auffallen neben dem Können ebenso eine Menge Glück notwendig ist. Zum anderen möchte man die Band aber auch nicht frei von Schuld sprechen, denn „Insurrection Rising“ und „Plague Of Conscience“ fehlte bei aller Klasse das stets mysteriöse letzte Etwas. Bei ONSLAUGHT könnte man hier die Durchschlagskraft nennen oder bei EVILE eventuell die alte METALLICA-Finesse, um mit den Beispielen in Großbritannien zu bleiben. Ein Hithändchen oder ein Ausnahmesänger sind weitere Beispiele, doch wie dem auch sei, bisher hatten SAVAGE MESSIAH nichts davon auf Lager.

Die Betonung liegt natürlich auf dem bisher, denn mit „The Fateful Dark“ ist den Londonern eine (von mir) nicht für möglich gehaltene Steigerung gelungen, die sich in vielen Kleinigkeiten und einer Groß(art)igkeit manifestiert: Gitarrist, Frontmann & (letzter verbliebener) Bandgründer Dave Silver hat gelernt, mit jeder Menge Kraft weit über die üblichen Thrashgrenzen hinaus melodisch zu singen. Das hat einigen Anteil daran, dass die Band sich 2014 vom „reiner“ und unerbittlicher wirkenden Thrash ein Stück weit in (vermeintlich) sanftere Gewässer bewegt hat. Für SAVAGE MESSIAH ist der damit einhergehende Effekt letztlich nicht mit Gold aufzuwiegen, denn im Zusammenspiel mit der äußerst geschickten rhythmischen Gestaltung des Albums, der eleganten Balance der Gitarren zwischen brutaler Axt und singenden Leads sowie dem wie ein Maßanzug sitzenden Sound von Scott Atkins (CRADLE OF FILTH, SYLOSIS & GAMA BOMB) wurde ein Monster geschaffen, das in diesem Jahr (noch) seinesgleichen sucht. Dabei führt die Band die komplette Klaviatur von kraftvoller Ballade (der überragende Titeltrack) über den Kontrast zwischen Gefühl, Zwischensprints und grobem Hammer („Zero Hour“) bis zur rotierenden, mit PRIEST-Nieten gespickten Keule („Hellblazer“) nicht einfach auf, sondern glänzt in allen Belangen. Neben dem tollen Gesang und dem wunderbar lebendigen Gitarrenspiel muss man dafür auch den bisweilen überraschend pfiffig agierenden Andrea Gorio am Schlagzeug loben.

Interessanterweise ist das von SAVAGE MESSIAH betriebene Spiel nicht ungefährlich, denn die Häufung der Schlagworte in den Liedtiteln findet sich 1:1 in den Refrains wieder, was problemlos in Richtung Stumpfsinn hätte abdriften können. Doch ebenso konsequent wie die Musik auf den Punkt komponiert ist, findet jeder Refrain einen Weg aus der vermeintlichen Sackgasse, ob nun mit auf das Schlagwort antwortenden bzw. es ergänzenden Zeilen (meistens) oder mit den schon auf „Insurrection Rising“ angewandten spitzen Schreien, besonders in „Scavengers Of Mercy“.
Wer mit Gewalt nach Kritikpunkten sucht, wird vermutlich dennoch bei den Refrains ansetzen; es ist natürlich auch unverschämt, dass sie sich nahezu ausnahmslos im Ohr festsetzen und die Musik dadurch enorm eingängig wird. Außer dem kleinen Fauxpas, die beiden Balladen – das nachdenkliche „Live As One Already Dead“ vor dem Kraft schöpfenden Titeltrack – unmittelbar aufeinander folgen zu lassen und damit in der Albummitte ein leichtes Energieloch zu kreieren, lässt sich meiner Meinung nach aber nichts ernsthaft kritisieren. Diejenigen ohne Vertrag mit modernem Sound sollen sich meinetwegen wie die Wilden über die vermeintliche Glattheit oder Seelenlosigkeit von eben diesem ereifern, mit viel Zustimmung sollten sie außerhalb ihrer Zielgruppe jedoch weniger rechnen.
Herausragend und zweifellos das Beste, das ich 2014 bisher gehört habe.
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