Hypno5e - Shores Of The Abstract Line

Hypno5e - Shores Of The Abstract Line
Post Progressive Metal
erschienen am 19.02.2016 bei Pelagic Records
dauert 61:28 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. East Shore - Lanscape In The Mist
2. East Shore - In Our Deaf Lands
3. West Shore - Where We Lost The Ones
4. West Shore - Memories
5. Central Shore - Tio
6. North Shore - The Abstract Line
7. North Shore - Sea Made Of Crosses
8. South Shore - Blind Man's Eye

Die Bloodchamber meint:

Zu wenig Beachtung wurde bisher den Franzosen von HYPNO5E seitens der Blutkammer zuteil. Umso erfreulicher ist es, dass ihr dritter Langspieler es nun ins Bloodchamber-Fadenkreuz geschafft hat und sich dabei im modernen Sektor gegen die (zu) hoch gehandelten YASHIN, ADEPT oder auch HIGH HOPES (!) ebenso durchsetzen konnte wie gegen die AFTER THE BURIAL-Rückkehr und die vielleicht stärkste Konkurrenz durch ihre derzeitigen Weggefährten TEXTURES. Und das, obwohl bereits im Vorfeld klar gewesen sein dürfte, dass die Redaktion damit nicht gerade die zugänglichste Wahl getroffen haben dürfte, denn wie seine beiden Vorgänger erschließt sich auch das neue Album "Shores Of The Abstract Line" nur dem wirklich konzentrierten Zuhörer.

Seinem schon vor vielen Jahren eingeschlagenen musikalischen wie konzeptionellen Weg hält das Quartett auch anno 2016 die Treue, statt des Beschreitens neuer Wege haben HYPNO5E sich darauf beschränkt, ihre in der Vergangenheit gewonnenen Stärken auszubauen. Die lieb gewonnenen Trademarks ihres "Cinematographic Metal" finden sich also allesamt auf dem neuen Album wieder: brachiales Stroboskop-Riffgewitter mit Postcore-Geschrei am wilden Ende des Soundspektrums der Band, eindringliche akustische Momente mit verzweifelt melancholischem Klargesang am feinfühligen anderen Ende. Und da Gegensätze sich ja bekanntlich anziehen, lösen diese Post- und Prog-Bausteine einander nicht nur immer wieder abrupt ab, sondern finden sie sogar hin und wieder zusammen, wenn die unverzerrte Akustik-Klampfe wacker gegen die tosend donnernden Riffs ankämpft und zwischendurch wie ein Sonnenstrahl durch die Sturmwolken hindurchlugt.

Ebenfalls noch immer vorhanden sind natürlich die Sprach-Samples und Spoken Word-Einlagen, da sie integraler Bestandteil des "Cinematographic Metal" sind. Zwar wird der Zugang zum Album durch die Verwendung von französischen und spanischen Wort- und Satzfetzen neben den englischen Lyrics zwar nicht gerade vereinfacht, dafür tragen sie jedoch - selbst wenn der Hörer nicht aller gehörten Sprachen mächtig sein sollte - ihren Teil zur beklemmenden Atmosphäre des Albums bei. Aber wie bereits eingangs erwähnt, gibt es sicher leichter verdauliche Musik als die von HYPNO5E, verweigern die Franzosen sich doch wie eh und je normierter Strophe-Refrain-Schemata. Hinzu kommt, dass die von Bands wie MESHUGGAH und GOJIRA inspirierten Grooves oftmals nicht nur vertrackt sind, sondern auch noch mit dissonanter Gitarrengewalt den Hörer überrollen. Easy-Listening geht also definitiv anders...

Bemerkenswert ist, dass HYPNO5E sich mit ihrer Interpretation von düsterem Metal nicht nur eine eigene Nische geschaffen haben, sondern sie ihren kommerziell nicht gerade aussichtsreichen Weg auch mit "Shores Of The Abstract Line" konsequent weiter beschreiten. Was man ihnen vorwerfen könnte, sind ihre ähnlich strukturierten und funktionierenden Songs, aber das Problem lösen artverwandte Bands aus dem Post Metal-Bereich auch nicht besser. Fans der Band können hier also blind zugreifen, während Freunde von den HYPNO5E-Landsmännern PSYGNOSIS und KLONE hier ebenso mal ein Ohr riskieren sollten wie Verehrer der bereits genannten Bands. Generell können Hörer, die regelmäßig bei dem veröffentlichenden Label Pelagic Records einkaufen gehen, hier nicht viel falsch machen. Denn das sind in der Regel Leute, die sich die Zeit nehmen für ein Album, das sein volles Potential erst nach diversen Durchläufen offenbart.
-