Déluge - Æther

Déluge - Æther
Black Metal / Crust
erschienen am 19.09.2015 bei Les Acteurs De L’Ombre Productions
dauert 55:33 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Avalanche 04:50
2. Appât 05:18
3. Mélas|Khōlé (feat. Neige From Alcest) 03:54
4. Naufrage 05:14
5. Houle 06:53
6. Klarträumer 09:29
7. Vide 06:09
8. Hypoxie 07:14
9. Bruine 06:32

Die Bloodchamber meint:

Bei DELUGE handelt es sich um ein junges Projekt aus Frankreich, welches mit “ Æther” sein Debütalbum vorlegt. Die mit superbem Artwork versehenen 55 Minuten sind aufgrund der Labelherkunft (LADLO) selbstredend tiefschwarz ummantelt – hinter diesen Tüchern jedoch schlägt ein herrlich crustiges Post-Hardcore-Herz, das die Scheibe auch für nicht genreaffine Hörer interessant machen dürfte.

Schon im treffend betitelten Opener „Avalanche“ gibt es so ziemlich alles, was das Herz begehrt, im Überfluss: Die Nummer startet ohne Umschweife mit gnadenlosen Blasts, zu denen sich recht bald vokale Hartkernrotzigkeit gesellt, die ob ihrer Intensität begeistert - angepisstes Gebell vor donnernden Drums und schwarzmetallischen Harmonien in der Großverbraucherpackung. Nach knapp 100 Sekunden gönnt man dem Schneebrett eine kleine Verschnaufpause, um den Song anschließend grooveorientierter und mit dezentem Start-Stop-Riffing ausklingen zu lassen. Abriss vom Feinsten und die beste Einstimmung auf den Achterbahnritt, der noch folgen soll.
Die kommenden Nummern variieren nämlich nicht nur das Rezept des Eröffnungsduos, sondern ergänzen die bisweilen tatsächlich schneeblind wirkende Wut durch unverzerrte Zweitgitarren, ALCEST-artige Choräle (beigesteuert von Neige höchstselbst), Natursamples, urbane Soundscapes und immer wieder fett dröhnende Breaks mit auf den Punkt sitzenden Bass/Gitarre-Tiefschlägen. Das klingt mitunter ungewohnt, das will aufgrund der ebenso drückenden wie vielschichtigen Produktion sicher auch ein paar Durchläufe lang erkundet werden und schafft es dennoch, den oberflächlich desperat anmutenden Nummern jene positive Wut einzuimpfen, die jüngere Hardcore-Varianten vielleicht am Ehesten auszeichnet. Diese Mischung aus Frustration, schwarzer Introspektion und trotz aller Fährnisse selbstbewusstem Sendungsbewusstsein – DELUGE härten ihr Eisen im Feuer zweier Welten und angesichts der hier zur Schau gestellten Durchschlagskraft scheint dies eine absolut stimmige Entscheidung zu sein.
Soundtechnisch kann man an „Æther“ im Übrigen wenig aussetzen, was angesichts der Verantwortlichen kaum verwundert: Christophe Edrich (THE OCEAN, HACRIDE) und Joey Sturgis (OCEANO, THE ACACIA STRAIN) haben DELUGE einen satten, französisch-sauberen Klang verpasst, dessen offensiver Ersteindruck sicher seinen Anteil an der Post-Hardcore-Färbung des Materials hat. Gleichzeitig gibt es - ebenfalls typisch französisch – hinter der bissigen Fassade eine Menge zu entdecken, was vor allem für konzentrierte Hörer interessant sein dürfte.

„Æther“ beschert DELUGE einen formidablen Einstand im Spannungsfeld zwischen Schlag ins Gesicht und akribischer Layersektion, der für Freunde französischen Schwarzmetalls ebenso interessant sein könnte wie für Anhänger kreischorientierter Post-Hardcore-Eruptionen oder jüngerer deutscher Grenzgänger wie ANCST. Wichtigster Kritikpunkt ist sicherlich die vom Crust geerbte Simplizität der Ausbrüche, die jenseits ihrer jeweiligen Songaufbauten generisch wirken können und vor allem für notorische Skipper die ganz große Abwechslung vermissen lassen. Allerdings hört man ein Album im Normalfall ja am Stück und dann fügen sich alle Teile nahtlos in ihren größeren Zusammenhang.
Mit etwas Feintuning auf dieser Baustelle und dem ein oder anderen echten Chorus ist für DELUGE auf kommenden Alben alles drin – aktuell bleiben 8 Zähler mit Tendenz nach oben.

Einen ersten Überblick bietet der Track „Houle“, den ihr hier findet:

https://youtu.be/ULUc0rxFEEQ
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