Time To Burn - Starting Point

Time To Burn - Starting Point
Hardcore / Noisecore
erschienen in 2005 bei Basement Apes Industries
dauert 27:37 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Linda Hada
2. Lost In Poetic Words
3. Jelly Roll
4. Starting Point
5. Waiting For The End
6. Burn The Lie Down
7. Alma

Die Bloodchamber meint:

Dunkelheit.
In einer kleinen, notdürftig verputzten Zelle kauert ein Mann mit verschränkten Armen in seinen Exkrementen, und wenn etwas Licht durch das kleine Fenster am oberen Rand dieser friedlichen Hölle fallen würde, könnte man die blutigen Spuren an den Wänden sehen. Spuren von Händen, von Fingernägeln und vielleicht auch von Zähnen.
Sekunden – oder Jahre? - später erhebt sich die schemenhafte Gestalt, um sich beim Anblick ihrer rotwunden Fleischlichkeit erneut dem haltlosen Wahn zu ergeben – die Nacht hat erst begonnen...

Was die Froschvertilger Time To Burn auf „Starting Point“ verzapfen, hat mich gelinde gesagt einfach mal aus den Wintersocken gehauen: Mit einer unglaublichen Selbstverständlichkeit verschmelzen turmhohe, teils dissonante Gitarrenwände mit der hypnotischen Intensität von Tool und werden schliesslich jenseits aller Zurechnungsfähigkeit mit katatonischen Melodien abgerundet, was im Ergebnis nicht weniger als die vertonte Mutter aller Psychosen ergibt. Mitunter kommt gar schwarzmetallische Atmosphäre auf, jedoch ohne dass man sich diesem Genre musikalisch annähern würde.
Die einzelnen (ineinander übergehenden) Songs sind sich in ihrem steigerungsorientierten Aufbau dabei relativ ähnlich, lassen sich nach etwas Eingewöhnung aber durchaus voneinander unterscheiden – Abwechslung im Sinne von ruhigeren Tönen ist lediglich im Intro und dem letzten Song zu vernehmen. Dafür wirken diese Parts im Kontrast zum Rest der Musik umso stärker nach.
Gegen den Cocktail aus Verzweiflung, Verachtung und hilfloser Wut kreischt (vereinzelt grunzt) der Sänger über weite Strecken an, wie ein Wolpertinger, dem man mit rotglühenden Gegenständen den Unterleib zerwühlt. Auch das mag beim ersten Durchgang einfallslos erscheinen, macht die Scheibe allerdings im Endeffekt zu einem eindringlichen, enorm beklemmenden Erlebnis und ist aufgrund der perfekten (wenn auch kurzen) Spieldauer nicht weiter störend.
Klare Vocals oder radiotaugliche Verkaufsargumente sucht man hier jedenfalls vergeblich, stattdessen gibt's harten und melancholischen PsychoDoomCore, der den einen oder anderen Hörer durchaus mit Anzeichen körperlicher Erschöpfung zurückzulassen vermag.

Wenn ihr eure Musik also gerne krank konsumiert, ohne dem totalen Chaos zu huldigen, solltet ihr der Band definitiv eine Chance geben, zumal das Teil ordentlich produziert auf den Tisch kommt – die 8 Punkte sind hier jedenfalls mehr als verdient.

"Lost in poetic words" könnt (und solltet) ihr euch als Vorspeise auf der Homepage ziehen.
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