Black Harlequin - Anima (EP)

Black Harlequin - Anima (EP)
Gothic Metal
erschienen in 2005 als Eigenproduktion
dauert 21:21 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Wake Up My Fury
2. Gemini
3. Denial
4. Deadly Sin
5. Alone

Die Bloodchamber meint:

Was soll man davon halten, wenn fünf Italiener, die, sowohl optisch als scheinbar auch alterstechnisch, als Schülerband durchgehen könnten, in ihrer Vorstellung davon schreiben, sie würden „Nu-Goth Metal“ machen? Mir für meinen Teil hat sich, bei der Vorstellung einer Symbiose aus Korn und Within Temptation, erst einmal der Magen in alle nur möglichen Richtungen gedreht. Man stelle sich das mal akustisch vor: Treibender Beat mit pulsierenden Slap-Bässen, gepaart mit Keyboardflächen und weiblichen Opern-Arien! Pfui Deibel! Es fängt schon wieder an sich zu drehen!
Nun, da ich mir die „Anima“ angehört habe, kann sich mein Verdauungstrakt wieder erholen. Wo "Black Harlequin" den Ansatz des Nu-Metals her haben wollen, das entzieht sich meiner Kenntnis, denn "Nu“ ist hier nichts. Die Musik des Fünfers lässt sich am ehesten mit Lacuna Coil vergleichen. Nicht mehr und nicht weniger! Ich vermute, um sich genau diesen Vergleich nicht anhören zu müssen, haben die Venezianer sich diesen "Nu-Goth“ Stil einfallen lassen.
Der Opener der CD "Wake Up My Fury“ ist ein eher langsamer Vertreter der musikalischen Zunft. Und schon hier lassen sich die Parallelen zu Lacuna Coil nicht mehr verleugnen. Der Song wird bestimmt von im Hintergrund spielenden Gitarrenlinien, die der Sängerin Hilfestellung geben, und eine durchgehende Melodieführung gewährleisten. Beim zweiten Song "Gemini“ kommt dann ein wenig mehr Metalanteil ins Spiel, ohne aber wirklich Fahrt aufzunehmen. In den instrumentalen Übergangsphasen des Tracks ist im Hintergrund auch so etwas wie der Korn-typische Slap-Bass zu hören, der allerdings kaum im Gehör landet, was auch besser so ist. "Denial“ startet mit den im Goth-Metal üblichen Synthie-Flächen, um in Art und Weise des Vorgängers weiter zu machen. Was hier im Gegensatz zum zweiten Song stört, ist eine auf die Dauer zu aufdringliche Leadgitarre, die sich immer dann einmischt, wenn dem Song ein wenig Ruhe gut getan hätte. Dieses Spiel der Leadgitarre wird bei "Deadly Sin“ noch verstärkt. Im Stil einer zweiten Gesangsstimme begleitet diese Sängerin Elisa. Das wirkt mir der Zeit so künstlerisch Schlapp, dass man sich fragt, warum nicht irgendjemand anderes aus der Band eine menschliche Zweitstimme bringt! Sind denn alle anderen stumm? Der Schlusssong „Alone“ ist die Ballade auf „Anima“, wenn man denn von Ballade sprechen darf, da sich das Tempo der Songs kaum über das Mid-Tempo steigert. Im ¾-Takt gehalten entwickelt sich hier im Zusammenspiel zwischen den Vocals und der eben kritisierten Gitarre ein schönes Stück, das zum leichten Schunkeln einlädt.
An den musikalischen Qualitäten der einzelnen Musiker besteht kein Zweifel. Jeder macht einen ordentlichen Job, allerdings ohne wirklich herausragend zu sein. Die Stimme der Sängerin wirkt durch die gute, aber recht trockene Produktion, etwas schwach und könnte durch eine Verbesserung der Aufnahmequalität deutlich gesteigert werden. Das Potential hängt da noch irgendwo zwischen den Stimmbändern fest.
Was bleibt jetzt also noch zu sagen? Der Nu-Metal Anteil ist glücklicherweise nahe null: 10 Punkte. Musikalisch allerdings ist das Ganze leider nicht viel mehr als ein Abklatsch von Lacuna Coil: 2 Punkte. Die Produktion tauglich: 7 Punkte. Die Musiker bringen eine ordentliche musikalische Leistung: 5 Punkte. So, und nun noch alles zusammenrechnen und den Schnitt nehmen: glatte 6 Punkte.
Für eine Schülerband erstaunlich gut. Für eine Band, die höhere Ansprüche hat, deutlich Verbesserungswürdig.
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