Elvenking - The Winter Wake

Elvenking - The Winter Wake
Melodic Folk Metal
erschienen am 27.01.2006 bei AFM Records
dauert 54:47 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Trow's kind
2. Swallowtail
3. The winter wake
4. The wanderer
5. March of fools
6. On the morning dew
7. Devil's carriage
8. Rats are following
9. Rouse your dream
10. Neverending nights
11. Disillusion's reel
12. Bonus: Penny Dreadful (Skyclad-Cover)

Die Bloodchamber meint:

Nachdem Benjamin den Vorgänger mit ausgiebig Lob überschüttet hat, wollen wir uns heute mal dem noch immer aktuellen Longplayer ""The Winter Wake" widmen. Wie bereits am wunderschönen (und ebenso kitschigen) Cover erkennbar ist, hat sich an der Grundausrichtung der Musik nichts geändert: Noch immer regiert italienischer Melodic Metal mit reichlich Folksversammlung, was durch die mehr oder weniger feste Integration einer Violine auch nicht weiter verwunderlich ist.

Damit könnte man sich dann eigentlich auch schon zurücklehnen, allerdings solllen noch schnell zwei Besonderheiten der Scheibe zur Sprache kommen. Zum Einen sollte man nicht den Fehler machen und von Elvenking die typisch südländische Form des Fantasymetals erwarten. Stattdessen geraten die überwiegend flotten Kompositionen allein durch die sehr präsente Violine des Öfteren eher in die Nähe traditionell irischer Musik. Auch ein gewisser Skyclad-Einschlag lässt sich in den durchweg folkbetonten Stücken ausmachen - nicht umsonst steht mit dem Bonustrack "Penny Dreadful" ein sich nahtlos einfügendes Cover der Briten auf "The Winter Wake".
Zweite Besonderheit ist meines Erachtens der Sänger, dessen zunächst eigenartiger Gesangsstil definitiv nichts mit klassischen Powermetal zu tun hat. Vielmehr erinnert er über weite Strecken stilistisch an Martin Walkyrier, der sich an folkbetontem Punk versucht. Ich weiss, wie seltsam das klingt, aber ich hab beim Hören der Platte tatsächlich oftmals an Punk denken müssen, was vielleicht auch an den verwendeten Gesangslinien und diversen kleinen Chorversuchen liegt. Abgesehen davon brilliert der gute Mann allerdings ebenso mit angerauhten Vocals und wird - zum Beispiel im wunderbaren "March Of Fools" oder dem akustisch treibenden "On The Morning Dew" - von einer sehr opernhaften Dame unterstützt, ohne dass dabei die urwüchsige Grundstimmung verloren geht. In diesen Momenten kommen auch mal Gedanken an eine extrem verschärfte Variante von Blackmore's Night auf, was ja (wie Skyclad) beileibe keine schlechte Referenz darstellt.
Insgesamt muss man sagen, dass die Scheibe prinzipiell das Potenzial hat, Menschen vieler verschiedener Vorlieben mit einem Lächeln auf dem Gesicht zurück zu lassen - die quicklebendigen Songs sind einfach genau das, was man mit am Besten dem Adjektiv "charmant" beschreibt. Die von Benjamin bereits lobend erwähnte Abwesenheit von Kinderliedmelodien setzt sich auf "The Winter Wake" gottseidank ebenfalls fort, selbst wenn man bei "Swallow Tail" und "Rats Are Following" phasenweise ein Auge zudrücken darf. Allerdings kann man eben bei derart folklastigem Metal nicht vermeiden, dass sich der dem Volksmund eigene Überschwang zeitweilig einfach mal unvermittelt Bahn bricht.
Und solange es daneben solch mitreissende Songs wie den Titeltrack, das erwähnte "March Of Fools", die traumhaft-beschwingte Ballade "Disillusions Reel", oder auch "Neverending Nights" gibt, sehe ich da kein ernstes Problem. Muss wohl an der durchweg positiven Grundstimmung liegen, in die mich Elvenking's Musik versetzt...

Freunde des folklastigen Metals, die sich darüber hinaus nicht an etwas Italien stören, sollten hier mal beide Ohren riskieren - "The Winter Wake" ist ein klasse geschriebenes und produziertes Album, das einfach nur verdammt viel Spass macht.
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