Subterranean Masquerade - Suspended Animation Dreams

Subterranean Masquerade - Suspended Animation Dreams
Avantgarde Progressive Metal
erschienen am 07.10.2005 bei The End Records
dauert 54:54 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Suspended Animation Dreams
2. Wolf Among Sheep (Or Maybe the Other Way Around?)
3. No Place Like Home
4. Kind of a Blur
5. Rock N Roll Preacher
6. Six Strings to Cover Fear
7. Awake
8. X

Die Bloodchamber meint:

Etwas merkwürdig, was "Subterranean Maquerade" hier als Arbeit abliefern. Der erste Longplayer der Amerikaner weist ziemlich abenteuerliches Material auf, das nicht wirklich Metal und auch nicht ganz Progressive Rock ist. Jazz hat Einfluss auf dieses Werk, auch Folk wird nicht außer Acht gelassen. Das Ganze avantgardistisch zu nennen ist wohl am ehesten zutreffend. Neben den typischen Elementen, wie Gitarre, Bass und Drums, tauchen hier jeden Menge Instrumente auf, die nicht gerade in den Bereich Metal passen. Als da wären: Streicher, Mandoline, Trompete, Saxophon, Klarinette und Flöte. Unterstützt von Hammond-Orgel und dem guten alten Rhoads Piano ergibt das eine musikalische Mischung, die ungefähr so schwer im Magen liegt, wie eine ganze Sacher-Torte.
Da sich "Suspended Animation Dreams" vorzugsweise im Tempo zurückhält, erschließt sich die CD einem auch nicht beim ersten Hören. Komplizierte Arrangements und teils vertrackte Rhythmik überfordern das Gehör, so dass jemand, der nicht bereit ist sich auf diese Musik einzulassen, den zweiten Versuch auf keinen Fall angehen wird.
Nachdem das Intro vorbei ist, startet mit "Wolf Among Sheeps" der erste Song und man fühlt sich stark an die akustischen Riffs der Firma Opeth erinnert. Anklänge der Prog-Rock-Phase der 70er sind wohl hier nicht ungewollt. Weiter geht es dann mit dem 8minütigem "No Place Like Home". Zur Unterstützung der Drums wird bei diesem Song jede Menge Percussion verwendet. Interessant wird es allerdings erst in den letzten paar Minuten, in denen so etwas wie Kirchengesang die vokale Führung übernimmt. An vierter Stelle wird ein Instrumental-Track eingefügt. "Kind Of A Blur" startet mit einem Pianointro, das an einigen Stellen stark an Elton John erinnert. Total verrückt wird das Ding im weiteren Verlauf, wenn die Streicher, Hörner und der Chor einsetzen. "The Rock 'n' Roll Preacher" ist der Titel des Albums, zu dem ich keinen Zugang find. Allein schon der Titel führt auf die falsche Fährte. Mit Rock 'n' Roll hat das leider nichts zu tun. Auch das Songwriting erschließt sich mir in keinster Weise. Ich habe bei diesem Stück ständig das Gefühl, als ob die Instrumente schneller spielen wollen als sie sollten. "Six Strings To Cover Fear" gibt einem danach die Einstellung zur Musik wieder. Es ist der einzige Song auf "Suspended Animation Dreams" der das Prädikat Metal erhalten könnte. Zum ersten Mal tauchen hier verzerrte Gitarren auf, Growls werden mit in die Gesangslinie eingebaut und auch eine Double-Bass ist zu vernehmen. Ganz klar der beste Titel der CD! Wer es gerne ein wenig epischer hat, der dürfte mit "Awake" auf seine Kosten kommen. Das Werk von gut 12 Minuten ist ein wahres Monster der Instrumentalisierung. Hier wird alles, was im Vorweg auf der CD schon erklingen durfte, wieder aufgenommen und miteinander verknüpft. Es ist zwar nicht mein persönlicher Lieblingssong des Albums, aber auf jeden Fall ein Highlight! Den Rausschmeißer macht dann der schlicht betitelte Song "X". Es ist ein typisch akustischer Track, wie man ihn häufig als Abschluss findet. Relativ leicht und eingängig, mit schöner weiblicher Leadstimme. Nicht sonderlich herausragend, aber nach soviel schwerer Kost ein nettes Dessert.
Eine satte, leicht analog anmutende Produktion, rundet die ganze Sache ab. Jedem einzelnen Instrument wird klanglich genügend Platz zur vollen Entfaltung gegeben. Über allem thront die Stimme von Paul Kuhr, dem Einem oder Anderen wohl von seiner Hauptband "Novembers Doom" bekannt. Er setzt Varianten, wo sie passen. Nie wirkt seine Stimme überfordert oder unpassend.
Wie gesagt, den ersten Durchlauf der Scheibe muss man über sich ergehen lassen. Ab dem zweiten wird es dann interessant. Die Vielfältigkeit der Musik geht von Mal zu Mal mehr ins Ohr und man gewinnt immer mehr den Eindruck, ein Teil des Ganzen zu sein. Leuten, die rein auf die metallischen Klänge stehen, möchte ich abraten diesem Werk von "Subterranean Masquerade" Zugang zu ihrem Gehör zu gewähren. Allen Anderen, die Spass an jeder Musik haben, müssen sich dieses Teil wenigstens anhören.
-