Enslaved - Frost

Enslaved - Frost
Black Viking Metal
erschienen am 04.08.1994 bei Osmose Productions
dauert 50:16 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Frost
2. Loke
3. Fenris
4. Svarte Vidder
5. Yggdrasil
6. Jotunblod
7. Gylfaginning
8. Wotan
9. Isöders Dronning

Die Bloodchamber meint:

Nicht zu Unrecht zählt „Frost“ auch heute noch zu den legendärsten Alben ENSLAVEDs und der norwegischen Neunziger. Bereits auf „Vikingligr Veldi“ haben die vielseitigen Skandinavier eindrucksvoll angedeutet, welchen neuen Kosmos sie mit ihrer Musik erschaffen werden.

Beginnend mit dem geheimnisvollen und vielversprechenden den Albentitel tragenenden Intro folgt die Musik, welche auffallend progressiv und eigenständig daherkommt. Dies wird mitunter wohl einfach daran liegen, dass ENSLAVED keine Nachfolger anderer Größen wie SATYRICON und EMPEROR (mit welchen im Übrigen ja auch zwei Splitveröffentlichungen erschienen sind) sind, sondern vielmehr auf gleicher Ebene zu ihrem Aufstieg kamen, auch wenn dies wohl manchmal in Vergessenheit gerät.

So erklingen auf „Frost“, welches im Übrigen auch eine der schönsten Frontgestaltungen aufweist, die ersten Viking Metal-Klänge dieser Zeit (von BATHORY natürlich einmal abgesehen), mit welchen ENSLAVED den Grundstein für ein heute weit verbreitetes und in weiten Teilen auch verkommenes Genre gelegt haben.
Deshalb darf man auch nicht den falschen Rückschluss begehen, „Frost“ als belanglose Viking-Düdelei abzutun. Denn diesem Album wohnt eine hörbare Rauhigkeit, der Charakter eines ungeschliffenen Rohdiamants (auch den Klang betreffend) inne. Der weitere Schliff (siehe nachfolgende Alben) hat diesem in der Folgezeit keineswegs geschadet, aber die unbehauene Form klingt nicht unvollkommen, sondern trägt eine andere Art der Phaszination in sich.

Diese drückt sich in meist melodiösen, zwischen Dramatik, Düsternis und dezenter Folklore schwebenden Gitarrenlinien aus, die von einer urenergischen rhythmischen Energie nach vorne getrieben werden. Gesanglich haben sich ENSLAVED damals noch häufiger im typisch schwarzmetallischen Bereich bewegt.
Es erklingen jedoch auch schon erste sehr schöne klare gesprochene und gesungene Passagen – siehe zum Beispiel „Yggdrasil“, welches mit akustischer Melodie und kraftvoller Stimme ein sehr stimmungsvolles, folkloristisches Zwischenspiel bietet. Allgemein steht hier jeder Gesangsform auch die norwegische Sprache gut zu Gesicht.

Mal schwarzmetallischer (unter anderem „Loke“, „Fenris“, „Wotan“), mal erhabener (wie bei „Svarte Vidder“ und dem phantastischen Ausklang „Isöders Dronning“) ist allen Stücken gemein die Progression, dieser besondere, teils schon leicht psychedelische und angenehm befremdlich anmutende Charakter, der diese Band letztendlich so eigenständig macht.

Auch wenn „Frost“ sicherlich nicht ohne Grund als Referenzwerk gilt, sind die anderen Werke nicht weniger schlecht. So ist das vier Jahre später folgende „Blodhemn“ sehr fulminant, ausgereift und vor allem energisch ausgefallen. Nicht zu vergessen auch das darauf folgende „Madraum“, welches ebenfalls durch Ergriffenheit und Tiefgang begeistert und auch alle anderen Scheiben – Besprechung demächst ebenfalls an dieser Stelle.
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