Cameran - A Caesarean

Cameran - A Caesarean
Hardcore
erschienen am 21.10.2005
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. The Zombie Walk
2. Spin Variations
3. The Forging Of Battle Plan B
4. Headphone Music Op 001
5. The Listening Test
6. Hideko
7. Osaka,She Knows
8. Tu es monono?
9. A Million Years Now

Die Bloodchamber meint:

Aufmüpfig kommt der Vierzigminüter der Österreicher daher. Alle Achtung! Stilsicher bewegen sich die vier zwischen frühen RAGE AGAINST THE MACHINE und REFUSED aus der Zeit um 1998. Produziert wurde die Kaiserschnitt (caesarean)-Granate im schwedischen Umeå von Pelle Henricsson, Eskil Lövström und Magnus Lindberg. Nach Aussagen der Band war der Schaffensprozess eine schwere Geburt.

Trotz der Vergleiche mit obigen Bands, handelt es sich hier nicht um eine zweit- oder drittklassige Kopie, sondern um eine eigenständige Band, die mitunter gefühlvolle Schimmerparts in ihre satten Hardcore- und Punkmuster einstreut (u.a. „Spin Variations“). Ansonsten beherrscht der kreischende Sänger mit seinem hoch gestimmten Organ die Szenerie. THE MARS VOLTA und späte AT THE DRIVE-IN lassen grüßen. In comparatio mit THE MARS VOLTA gibt es auch hier interessante Ausflüge in die progressiveren Gefilde („The Forging Of Battle Plan B“ und „A Million Years Now“). Die wechselhaften Stimmungsbäder von ruhigen und besinnlichen Songteilen zu Hardcoreausbrüchen machen das Ganze zu einer eigenwilligen Angelegenheit, deren Reiz auch nach dem fünften Hören nicht nachlässt. Der Mut des Vierers sich auch an einem jüdisch-melancholisch angehauchten Instrumentalteil („Headphone Music op. 001“) zu versuchen verdient Beachtung angesichts des offenkundigen Spiel- und Kompositions–vermögens. Der nachfolgende Track „The Listening Test“ beginnt mit einem vertrackten Gitarrenlauf bis alles in Screamo-Attacken versinkt und sich herrlich bedrohlich in die Gehörwindungen schraubt. „Hideko“ dagegen besticht durch das Wechselbad zwischen leise und laut, das durch einen treibenden Rhythmus getragen wird. Mit dem achten Stück, einem Klavierstück, wird wieder ein Quertreiber eingelassen, der sich wunderbar ins Gesamtbild einfügt und den Elfminüter „A Million Years Now“ klasse einleitet. Hier regiert die wunderbar schrullige Manier, in jazzige Gefilde abzutauchen um später als Hardcoremonster aufzutauchen, das alles rigoros plattmacht. Da hilft nur Kopfnicken im Takt und breiter Schlurfgang beim nächsten baldigen Konzert in eurem Club.

Insgesamt wird textlich der Zeigefinger gegen Angepasstheit und einengende Sicherheitsbedürfnisse gehoben. Ein wenig überreizt geht es hierbei und musikalisch schon zu Sache, aber nicht minder interessant. Scheinbar hat die Band noch eine Botschaft, eine Vision alle wachzurütteln und nicht auf der Tanzfläche als Hintergrundmusik zu verenden. Das hat auch Kurt Cobain mit seiner Musik nicht gewollt, aber die Zeiten ändern sich bekanntlich.
-