Revolting Cocks - Cocked And Loaded

Revolting Cocks - Cocked And Loaded
Industrial
erschienen am 03.03.2006 bei 13th Planet Records
dauert 43:44 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Fire Engine
2. Ten Million Ways To Die
3. Caliente (Dark Entries) (Bauhaus Cover)
4. Prune Tang
5. Dead End Streets
6. Pole Grinder
7. Jack In The Crack
8. Devil Cock
9. Viagra Culture
10. Revolting Cock Au Lait

Die Bloodchamber meint:

Geschlagene 13 (in Worten : dreizehn !) Jahre hat es gedauert, bis Ministry Mastermind Al Jourgensen sich mal wieder dazu bequemt hat, mit einem neuen REVOLTING COCKS Werk über den großen Teich zu kommen. Tatsache, der letzte Output „Linger Ficken’ Good“ (immer noch ein toller Titel) stammt noch aus dem Jahre 1993, einer Zeit, in der ein Großteil unserer Leserschaft noch ein geiler Gedanke war oder (immerhin) gerade mal mit der Trommel um den Weihnachtbaum gerannt ist. Egal, ein Al Jourgensen darf das, außerdem hatte er mit Ministry und vor allem seiner Drogensucht ja auch genug zu tun.

Was also erwartet den geneigten Hörer auf „Cocked And Loaded“ ? Alles, aber gleichzeitig auch nichts. Den Sound der REVOLTING COCKS zu definieren, war noch nie ganz einfach, schließlich scheint bei dieser Band der Grundsatz zu gelten : „alles ist erlaubt“. Ganz so stimmt das natürlich auch nicht, denn trotz aller kreativer Freiheiten besteht das Grundgerüst des Sounds immer noch ganz klar aus harter, elektronischer Rockmusik, über die man dann alles drüberkotzen kann, was einem Spaß macht. Oder um das Label zu zitieren : „Industrial noise, frivolous pop culture and classic art rock“. So oder ähnlich.
Los geht’s mit „Fire Engine“, einem Track, den Jourgensen zusammen mit Punk Ikone Iggy Pop geschrieben hat. Hier greift das Ministry Prinzip : hypnotisches, sich ständig wiederholendes Gitarrenriff trifft auf aggressive, verzerrte Vocals und eine apokalyptische Grundstimmung. Oder anders gesagt : der Songs ist klasse. In gewisser Weise gilt diese Regel auch für „Prune Tang“ (okay) und „Devil Cock“ (grandios), jedoch schon mit einigen deutlichen Variationen, die den Songs nen ordentlichen Schuß Eigenständigkeit verleihen. Damit hat es sich dann aber auch schon mit Nummer sicher, der Rest der Platte wartet mit einigen Überraschungen auf.
„Ten Million Ways To Die“ und „Pole Grinder“ wirken relaxt, ja fast schon chill-out-mäßig und könnten beinahe als (bösartige) Disco Nummern durchgehen.
Das Bauhaus Stück „Caliente (Dark Entries)“ erkennt man dagegen kaum wieder, in der Machart könnte man es fast mit den 1.000 Homo DJs vergleichen, welche ja schon „Supernaut“ von Black Sabbath kongenial umgesetzt haben. Der Track hat auf jeden Fall Hitpotential und steht nicht zu Unrecht auch auf dem Soundtrack von „Saw II“.
Ebenfalls völlig begnadet sind die beiden von Jello Biafra eingesungenen Stücke „Dead End Streets“ und „Viagra Culture“, die alleine schon lyrisch wieder mal voll ins Schwarze treffen, aber auch musikalisch einiges zu bieten haben. So erinnert „Dead End Streets“ an das extrem coole Lard Projekt (wann kommt denn da mal wieder ne Platte, Herr Jourgensen ?), und „Viagra Culture“ weckt gar Reminiszenzen an die „Frankenchrist“ Phase der Dead Kennedys. Ganz groß.
Als Sahnehäubchen enthält „Cocked And Loaded“ dann mit „Jack In The Crack“ noch einen völlig irren kreativen Amoklauf, der von noisiger Stumpfheit bis zur knallharten Blastpassage alles zu bieten hat, sowie mit „Revolting Cock Au Lait“ noch einen herrlich kitschig-bombastischen Rausschmeißer (inklusive „We Will Rock You" Rhythmus, 80er Keyboards und Glockengeläute).

Wer bis jetzt mitgelesen hat, weiß also was ihn erwartet. Es hat sich gelohnt, 13 Jahre auf „Cocked And Loaded“ zu warten, denn trotz einiger kleiner Hänger ist eine herrlich abgedrehte Scheibe dabei herausgekommen, die sich vor allem zum Autofahren hervorragend eignet. Die 8,5 Punkte sind somit redlich verdient.
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