Dornenreich - Her Von Welken Nächten

Dornenreich - Her Von Welken Nächten
Black Metal
erschienen am 01.02.2001 bei Prophecy Productions
dauert 58:53 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Eigenwach
2. Ich Bin Aus Mir
3. Wer Hat Angst Vor Einsamkeit?
4. Grell Und Dunkel Strömt Das Leben
5. Innerwille Ist Mein Docht
6. Hier Weht Ein Moment
7. Schwarz Schaut Tiefsten Lichterglanz
8. Trauerbrandung

Die Bloodchamber meint:

DORNENREICH haben es schon immer verstanden, ihre Musik nicht an die ewig gleichen skandinavischen Vorbilder zu knüpfen. Die Musik ist durchdachter und auch die Texte tiefgründiger als bei manchen Kultbands. Tiefe Klanglandschaften und spannungsgeladene Atmosphären bestimmen dieses Album, werden dabei aber immer wieder unterbrochen von hasserfüllten Ausflügen in die Welt des Black Metal, mit ihrer ganzen düster dynamischen Intensität.

„Eigenwach“
„Was zieht her von welken Nächten? Für nun selbst, was diese dir, dir brächten“.....Erstaunen, fragwürdiges Rätseln, doch trotzdem magisch anziehend. Sei es diese verrückte Stimme oder diese sinnlosen aber trotzdem so vielsagenden Textfetzen, der Anfang macht Lust auf mehr, und mehr heißt bei DORNENREICH ein schlagartiges Umbrechen der Stimmung in Richtung Black Metal. Dort ist dann auch gleich alles vorhanden, von High Speed-Double Bass-Einlagen bis hin zu melodischen Geigen, und mittendrin immer die geisteskranke Stimme von Jochen Stock. Nach sechs Minuten sitzt der Schock zwar tief, aber nicht tief genug, um nicht noch mehr Lust auf das restliche Album zu haben.

„Ich bin aus mir“
„Was zieht her von welker Nacht, meist liegts in meiner Sinne Macht.“ Jaja, die welken Nächte kennen wir doch schon. Doch der Ersteindruck vom zweiten Song des Albums ist dennoch ein völlig neuer. Brutaler und stumpfsinniger...ja, das können die Österreicher auch. Sturer Black Metal in seiner Reinform, dennoch in einer Art und Weise, die eine Sonderstellung einnimmt. An Einfallsreichtum wohl nicht mehr zu überbieten, mit tausend Effekten die jeden Takt einzigartig machen, verpackt in einer Songstruktur die unvorhersehbar zwischen dutzenden von verschiedenen Stilistiken wechselt und immer wieder für Überraschungen gut ist.

„Innerwille ist mein Docht“ & „Hier weht ein Moment“
Nach vier Songs auf höchstem musikalischem Niveau und äußerst ansprechend in diversen Gesichtspunkten gibt es nun eine kurze Verweilpause. Ruhig, melancholisch, nicht minder abgedreht, eher strukturlos, und doch so wichtig für das restliche Album. Denn Wenig muss nicht Nichts sein, sondern kann ganz im Gegenteil voller wichtiger Aussagen stecken. Lyrisch wird auf diesen Songs so einiges klar, jedenfalls wenn man gleichzeitig das Booklet zu Hilfe zieht, doch auch musikalisch ist dieser Song umso wichtiger, haben beide doch die kreativen Dimensionen um das restliche Album in seiner Wirkung noch weiter potenzieren zu können.

„Trauerbrandung“
Endlich geht es wieder härter zur Sache, doch der Song steht unter einem ganz anderen Stern. Ruhiger, harmonischer und eine Spur leichter. Ein einfacherer Aufbau sorgt weiterhin für eine bessere Eingängigkeit. Eine andere Spielweise, eine andere Stilistik, doch nicht minder gut. Der eine mag es vielleicht komplizierter, doch bei einem Titel wie „Trauerbrandung“ kann sich keiner beschweren. Irgendwie hat man es aber schon im Gefühl, das Album neigt sich dem Ende zu....

„Mein Publikum – Der Augenblick“
Der letzte Track auf dem Album. Was mag nach 50 Minuten wohl noch kommen? Wunderschöne Texte, wunderbare Musik, rein instrumental und sanft gespielt wie auf dem späteren Album „In Luft geritzt“. Das ist mehr als folkloristisches Seitenzupfen, in dieser Musik kann man versinken. In eine Welt voller Gefühle, Geschichten und Abenteuer. Moderne Klangmalerei wie es Gustav Mahler nicht besser gekonnt hätte. In seiner Ästhetik unbeschreiblich und in seiner Tiefgründigkeit bodenlos. Nach dem Leise gehauchten „Tod“ bleibt der Hörer zurück mit nicht definierbaren Gefühlen, melancholisch erfreut und fassungslos aufgeklärt. Widersprüchlich genauso wie das gesamte Meisterwerk. Mit diesem Werk haben DORNENREICH definitiv ihr Opus magnum geschaffen. Für die meisten Menschen unerreichbar und erst recht nicht reproduzierbar. Wie ein Fixstern abseits von jeglichen bereits definierten Sonnensystemen steht es alleine für sich, mit seiner ganz besonderen Eigenart und seiner ganz besonderen magischen Anziehungskraft.
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