Marduk - Nightwing

Marduk - Nightwing
Black Metal
erschienen am 15.04.1998 bei Osmose Productions
dauert 47:30 min
2008
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Preludium
2. Bloodtide (XXX)
3. Of Hells Fire
4. Slay the Nazarene
5. Dreams Of Blood And Iron
6. Dracole Wayda
7. Kaziklu Bey (The Lord Impaler)
8. Deme Quaden Thyrane
9. Anno Domini 1476
10. Of Hell's Fire (live, Bonus DVD)
11. Those Of The Unlight (live, Bonus DVD)
12. Slay The Nazarene (live, Bonus DVD)
13. The Black (live, Bonus DVD)
14. Still Fucking Dead (live, Bonus DVD)
15. Sulphur Souls (live, Bonus DVD)
16. Dreams Of Blood And Iron (live, Bonus DVD)
17. Beyond The Grace Of God (live, Bonus DVD)

Die Bloodchamber meint:

"Nightwing" ist das fünfte (nimmt man die EP taugliche "Dark Endless" hinzu) Studioalbum der Schweden um Morgan Håkansson. Auf diesem Album konnte sich MARDUK in ihrem Stil festigen und setzt sich mit jedem Song ihre Faszination für historische (Un-)Personen auseinander. Das Album besitzt eine weitere Besonderheit. Abwechslung wird hier groß geschrieben. Zum einen sind die pfeilschnellen Hochgeschwindig–keitssongs oftmals mit weniger schnellen Passagen aufgelockert, zum anderen gibt es auch 'langsame' Lieder. "Nightwing" wurde 1997 in den Abyss-Studios von Peter Tägtren aufgenommen. Der Sound ist wahrlich rasiermesserscharf. Tägtrens Arbeit wirkt ausgewogen, fies und schwarz wie die Nacht. Zehn Jahre später erfolgte das Re-Mastering durch das heutige MARDUK-Mitglied Devo (Anderssen) vom Endarker-Studio. An die soundtechnische Durchschlagskraft späterer Releases reicht "Nightwing" nicht ganz heran, aber für ein Black Metal-Album besitzt der Sound eine gewisse Anziehungsktaft.

Am meisten beeindruckend ist das Albumkonzept von "Nightwing". Das Album ist in zwei Kapitel gegliedert, wovon sich das erste mit illustren Personen wie Jesus, Satan und Anhängern letzerem auseinandersetzt. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit den 'Taten' und der Legende von Vlad Tepes (auch bekannt als Dracula), der im ausgehenden 15. Jahrhundert mit seinem christlichen Drachenorden erbitterter Gegner der Osmanen war und schon zu Lebzeiten einen berühmt-berüchtigten Ruf besaß. Denn mit seinen Feinden ging er nicht gerade zimperlich um. Grund genug für MARDUK, dieser Persönlichkeit gleich fünf Songs zu widmen.

Musikalisch gibt sich MARDUK sehr abwechslungsreich, ist auf "Nightwing" verdammt nochmal in absoluter Topform. Der Stil, den sich die Band im Laufe der Zeit aneignete, ist hier gefestigt und stößt noch lange nicht an seine kreativen Grenzen. Herausragend für mich sind "Bloodtide", das hypnotische "Of Hell's Fire", "Slay The Nazarene" sowie das Titelstück "Nightwing" himself mit einer schieren, unbändigen Raserei als wolle die Band die ganze Welt abschlachten. Aber ihnen ist schon ein anderer Protagonist zuvor gekommen um den es auf "Nightwing" auch geht. Das getragene "Dreams Of Blood And Iron" leitet das große Albumthema um Vlad den Pfähler ein. Hier zeigt sich (besonders nach dem rasanten Abgang des Titelstücks) wie gut der Wechsel von Schwindel erregenden Tempi zu erdigen Doomern dem Album hilft sich konzeptionell zu entfalten. "Dracole Wayda" wird in einem Midtempokracher vorgestellt. Der Song ist nur unwesentlich schneller als sein 'Intro', besticht wie das langsam beginnende "Deme Quaden Tyrane" oder "Anno Domini 1476" durch seine erzählerische und musikalische Kraft. Dazwischen funktioniert das rasende "Kazilu Bey" als musikalisches Scharnier mit seiner grenzenlosen Wut. Man merkt jedoch, dass Shouter Legion den offensichtlich überragend gestrickten Songs nicht ganz gewachsen ist. Seine stimmliche Varianz ist dennoch schwarz, fies und krächzend.

2008 wurde das 2007 remasterte Album mit neuem Cover (Lorenzo Mariani, Layout von Sänger Mortuus), Bonus DVD (mit dem ursprünglichen Albumarbeitstitel "Blood Of The Saints") und rundum erneuertem Outfit zusammen mit den Alben "Warschau", Germania" und "Panzer Division Marduk" neu auf dem Markt gebracht. Das erneuerte Klangbild ist glasklar und druckvoll umgesetzt, die Papphülle formschick und abrundend. Die Bonus-DVD führt durch das in Rotterdam aufgenommene Konzert "Blood Of The Saints" Anno Domini dem 5. April 1998. Sound und Bild besitzen Bootlegcharakter, zeigen aber eine Band mit größtmöglicher Durchschlagskraft, einem schlanken Legion mit großer Bühnenpräsenz und eine wunderbare Setlist (u.a. neben Songs von "Nightwing" auch "Those Of The Unlight", "Sulphur Souls" und "Beyond The Grace Of God"). Allein schon deswegen (die anderen remasterten Alben aus dieser Reihe besitzen ebenfalls beigefügte filmische Konzertmitschnitte, bei "Panzer Division Marduk 'nur' Bonustracks und einen Clip) ist "Nightwing eine Anschaffung wert. Zumal diese Reihe von der jetzigen Bandbesetzung selbst angeregt und umgesetzt wurde, die auch einen Fan freundlichen Endverkaufspreis im Blick haben. Es lohnt sich wirklich, denn das bekommt man alles ohne lästigen Aufpreis zu einem reelen Wert von einem Album. Wenn das nichts ist. Zugreifen!
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