Conspiracy - Reincarnated

Conspiracy - Reincarnated
Death Black Thrash Metal
erschienen in 2006 bei Pulverised Records
dauert 41:43 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Virgin's Blood
2. Reincarnated
3. United in Hate
4. Demonic Harmonies
5. Carpathian
6. Funerary #1
7. Collapse into the WWIII
8. Brothers of Black Metal

Die Bloodchamber meint:

Man kann es als großes Glück bezeichnen, dass diese, wie ich gleich vorab sagen muss, wirklich herausragende Platte, überhaupt veröffentlicht wurde, denn ein Großteil des Materials ist schon mehr als 10 Jahre alt und konnte in der Vergangenheit nie ordnungsgemäß herausgebracht werden. Trotz der Veröffentlichung zweier Demos hatte die Band, deren Wurzeln in der Ukraine liegen, erst nach langen Umwegen, die sie letztendlich nach Holland führten, die Möglichkeiten ein wirklich professionelles Album aufzunehmen, das dem Songmaterial gerecht wird.

Gleich das erste Lied „Virgin’s Blood“ ist ein echter Kracher mit vielen Raffinessen, die gleich zu Beginn die spielerische Klasse der Band klarmachen. Eingeleitet wird das Ganze mit einem Effekt, der stark an das berühmte THX-Sample erinnert und dann in eine Art Horrorfilmszene ausufert. „Come to me, my little girl – now you’re 16 years“ – die bösartig langsame Stimme mit dem dezent fiesen Unterton sorgt auf der Stelle für Gänsehaut. Unterlegt ist die Szene mit einem sofort auffälligen, fetten Gitarrensound, der betonenswerter Weise noch langsam und bedrohlich wirkt und von einer hypnotisch eingängigen Gitarrenmelodie flankiert wird.
Einen Break weiter sieht das ganz anders aus – alles wird in mundgerechte Stückchen zerlegt. Außer des recht kreischenden Gesangs weist bis zum Refrain kaum noch etwas auf Black Metal hin. Vielmehr wird mit einem, fast schon an Slayer erinnernden, Thrash/Death-Riffing und mit ebenso kompetenter Unterstützung der Schießbude alles kurz und klein gehackt. Dies soll bei Weitem nicht die letzte Stelle dieses Albums sein, an der man sich fragt, ob die Jungs jetzt wirklich BM machen, oder nicht doch eher etwas ganz anderes im Sinn hatten. Aber keine Angst, die Vermischung der Stile ist hammermäßig umgesetzt und steht der Platte sehr gut.
Zwischendurch und bei einigen späteren Liedern, die etwas melodiebetonter ausfallen, ist wieder eindeutig die Black Metal-Zuordnung zutreffend, doch größtenteils wimmeln die genial arrangierten Songs einfach nur so von vielen kleinen Soloeinlagen, Leadmelodien und Thrashriffs, was die Erschaffung etwas völlig Neuem zur Folge hat. Die Kompositionen klingen recht unverbraucht und stimmig, was auch daran liegt, dass aus jedem Stil das Beste herausgenommen und neu vereinigt wurde.
Einige musikalische Überraschungen sind ebenfalls enthalten, wie zum Beispiel gleich bei der Überleitung von „Virgin’s Blood“ zum zweiten Song, der zugleich den Titelsong darstellt. Völlig unerwartet reift aus dem gerade abgeklungenen Soundgewitter eine extrem ruhige, friedlich anmutende Passage mit cleanen Gitarren und leichten Keys, wobei im Hintergrund höhlenhaftes Geplätscher und andere stimmungsvolle Laute vernehmbar sind. Während man vergleichbar überrascht reagiert wie bei „Two Weeks“ auf dem letzten Straping Young Lad-Album, wo man ebenfalls plötzlich für einen kurzen Zeitraum hinaus aus dem musikalischen Wahnsinn und zur Entspannung gebeten wird, wartet man ständig nur darauf, dass sich das ganze nur als Scherz entpuppt. Nachdem man sich schon fast in Sicherheit wiegt, wird man dann doch wieder in die Realität zurückgezogen. Dieses Mal mit einer schnellen, triumphal anmutenden Gitarrenmelodie, die nach kurzer Zeit wieder in raue Deathmetalgefilde absinkt.

Durch die verschiedenen Stilelemente erscheint es dem Hörer außerdem oft so, als ob sich die Geschwindigkeiten der Songs ständig ändern würden. Im Großen und Ganzen sind die Songs allerdings durchweg schnell, aber nicht überfordernd nervig.
Auffällig ist allerdings, dass die gewaltige Anzahl der Riffs und hinzukommend die verschiedenen Spielarten dafür sorgen, dass es dem Hörer nicht gerade leicht fällt sich einzig und allein auf die Musik zu konzentrieren. Eine Art Reizüberflutung durch all die Melodien und Soloeinlagen ist ebenfalls zu bemerken. Doch wie schon erwähnt klingt die ganze Angelegenheit trotzdem extrem tight und immer passend – es fällt dem Hörer nur schwer aktiv zuzuhören.

Falls man dies als negativen Punkt werten will gibt es eigentlich nur einen weiteren: Trotz der angeblich sinnigen Texte habe ich selten ein Album gehört, bei dem so oft das Wörtchen „Satan“ zu vernehmen war. Auch die Titel klingen zum Teil etwas arg klischeehaft, aber wen das nicht weiter stört, dem kann ich nur empfehlen einmal in den Genuss dieser leicht geschmacksverwirrten Platte zu kommen.
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