To/Die/For - Wounds Wide Open

To/Die/For - Wounds Wide Open
Gothic Rock
erschienen am 20.10.2006 bei Spinefarm Records
dauert 41:00 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Intro - Sorrow
2. Wicked Circle
3. Guilt Ridden State
4. Like Never Before
5. Under A Velvet Sky
6. Scar Diary
7. New Heaven
8. The Quiet Room
9. Liquid Lies
10. (I Just) Want You
11. Sorrow Remains

Die Bloodchamber meint:

Nach den tragischen und unschönen, bandinternen Umstrukturierungen bei To/Die/For, aus denen das recht persönliche Vorgängeralbum „IV“ hervorging, auf dem das letzte - wenn man ihn so nennen will – Gründungsmitglied Jape all die Vorkommnisse verarbeitet hat, scheinen sich die Jungs aus Finnland nun wieder völlig gefasst zu haben und liefern mit „Wounds wide open“ ein recht solides, aber gutes Album ab.

Trotz der offensichtlichen instrumentaltechnischen Kompetenz, die besonders gut in den vielen Zwischenparts, kleineren Soli und nicht zuletzt in der Gesamtkomposition zu erkennen ist, muss man dieses Album leider als in vieler Weise „solide“ bezeichnen. Es gibt keine großen Überraschungen, aber dafür auch keinerlei Enttäuschungen. Man geht auf Nummer sicher und baut fast alle Songs wie aus dem Handbuch nach dem klassischen Schema auf, das zu leicht verdaulichen, aber durchaus wohl gefallenden Rock/Metal-Songs führt. Eingeleitet wird in den meisten Fällen kraftvoll, häufig mit viel Bombast, damit der durchschnittliche Hörer sich gleich mal denkt: „Ja, das rockt ordentlich!“ Der erste Eindruck fällt somit gleich mal angenehm aus und man ist gespannt, wie es weitergehen mag. Von Zeit zu Zeit fällt das ganze dann wohl proportioniert auch mal etwas sanfter aus, denn auf einem guten Album muss auch etwas Abwechslung mit gefühlvolleren und ruhigeren Liedern, die teils schon fast an Balladen grenzen, geboten werden. Zum Einsatz kommen hierbei in wechselnden Rollen und Intensitäten mildes bis deftiges Schlagzeug, Keyboards, öfters auch reines Piano, heftig verzerrte Gitarren und ab und zu etwas Elektronik. Meist verschmelzen diese Elemente während des ganzen Liedes zu einer kunstvoll abgestimmten Harmonie, wobei verschiedene Dominanzen erkennbar werden.

Die Strophen sind generell etwas milder gehalten, um den Hörer nicht zu überfordern und die Vorfreude auf den anschließenden Refrain zu schüren. Dieser folgt nach einem optionalen, sich steigernden Hinführungspart dann auch wahlweise entweder in mitreißend-episch-hymnischer Form oder im sofort in Fleisch und Blut übergehenden Sing-Sang-Stil, was hier allerdings etwas zu abwertend klingt, denn die meisten Refrains gehen wirklich verhältnismäßig gut ab. Manchmal wünscht man sich zwar, dass Japes eigentlich recht angenehme, wenn auch abschnittweise leicht nasale Stimme nur einen Tick mehr Rock und Power hätte doch dank der kraftvollen Produktion und den energiegeladenen Songs fällt dies gar nicht weiter auf und man kann getrost darüber hinwegsehen.

Man wiederhole Strophe und Refrain nun noch ein-, zweimal, baue gegebenenfalls noch ein kleines Zwischenspiel ein und lasse dann den ausklingenden Refrain in ein fulminantes, technisch hochwertig aber nicht zu verfrickelt klingendes Solo übergehen. Im Anschluss daran wiederhole man den packenden Refrain erneut, um dem Hörer, der diesen nun schon fast mitsingen kann, ein Gefühl der Vertrautheit und daraus resultierender Freude zu schenken.

Abschließend wird der Song entweder nach allen Regeln der Kunst ausgespielt und -getrommelt, oder verschwindet immer leiser werdend im glückseligen Unendlichkeitsloop.
Wer jetzt meint, ich wolle mich über die Band lustig machen, der liegt völlig falsch. To/Die/For liefern ein todsicheres Lehrbuchalbum allererster Güteklasse ab, auf dem wirklich kein Durchhänger zu finden ist. Stimmungswechsel sind ebenfalls an der Tagesordnung, wodurch das Album trotz des recht einheitlichen Stils nie eintönig oder langweilig wirkt.
Eine nette Mischung aus Rock, Metal, sanfter oder auch mal härterer Brachialität und gefühlvollen Elementen sorgen für kurzweilige Unterhaltung.
Kurz erwähnt sein sollen noch die gelungene Coverversion von „(I just) want you“, bei der Ozzys ureigener Stil sehr schön durchschimmert und das etwas aus der Reihe tanzende „The quiet Room“, wozu man noch schnell eine weitere Lektion zu gefühlvoll, mitreißend traurigen Songs abliefern könnte, wovon ich nun allerdings mal absehen will.

So… Unterricht für heute beendet – alles richtig gemacht – schön umgesetzt – guten Tag.
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