HIM - Uneasy Listening Vol. 1

HIM - Uneasy Listening Vol. 1
Gothic Rock
erschienen am 27.10.2006 bei BMG, GUN Records, Sony Music
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. The Sacrament - Disrhythm remix
2. The Funeral Of Hearts - Acoustic version
3. Join Me In Death - Strongroom Mix
4. Close To The Flame - Rappula Tapes
5. In Joy And Sorrow - String Version
6. It's All Tears - Unplugged Radio Live
7. When Love And Death Embrace - AOR MJ Edit
8. Buried Alive By Love - Deliverance version
9. Gone with the sin - O.D. Version
10. Salt In Our Wounds - Thulsa Doom Version
11. Please Don't Let It Go - Acoustic Version
12. One Last Time - Rockfield Madness Mix
13. For You - Unplugged Radio Live / Acoustic
14. The Path - P.S. version
15. Lose You Tonight - Thulsa Doom Extended Dub

Die Bloodchamber meint:

Da die letzten Alben von HIM, gerade „Love Metal“ und „Dark Light“, doch sehr unspektakulär und belanglos ausgefallen waren, hatte ich das Interesse an der Band letztendlich völlig verloren. Dies tut mir irgendwo sogar Leid, denn Kommerzialisierung hin oder her - wer Sänger und geistigen Führer Ville Valo einmal in einem ehrlichen Interview erlebt hat, der sollte bemerkt haben, dass sich hinter dessen Persönlichkeit viel mehr verbirgt, als man auf den ersten Blick vermuten würde oder vielleicht zugeben möchte. Wenn auch etwas anders als sonst könnte eventuell das neue Album „Uneasy Listening Vol. 1“ mit etwas mehr künstlerischem Elan aufwarten.
Nach der einjährigen Veröffentlichungspause waren nun gleich zwei auf einen Schlag geplant, von denen eine jedoch auf Frühling verschoben werden musste. Grund für das geplante Doppelrelease war allerdings nicht, wie man meinen könnte, die in der Schaffenspause angesammelte Menge an frischem Material, sondern vielmehr eine Laune der Künstler, sowohl rares Material – vor allem Remixe - alter B-Sides, als auch teilweise live eingespielte Akustikversionen und Neuinterpretationen aller Schaffensperioden in zwei Zusammenstellungen auf die Menschheit loszulassen.
Die erste, hier vorliegende CD „Uneasy Listening Vol. 1“ stellt eine Balladensammlung dar, wobei die zweite eher die rockige Seite betonen soll. Die von Ville selbst aufgestellte Tracklist beinhaltet Songs aller Alben, ausgenommen dem neuesten Werk „Dark Light“, wobei erfreulicherweise keines zu kurz kommt. Es sind sogar drei Lieder des irgendwo magischen Erstlingswerks „Greatest Lovesongs Vol. 666“ enthalten, was bei all den „Hits“ der darauf folgenden Alben doch angenehm überrascht.
Um einen kleinen Überblick über die 15 teilweise stark verlängerten Songs, die zusammen immerhin eine Gesamtspielzeit von knapp 75 Minuten ausfüllen – Balladen haben HIM ja wirklich genügend - zu verschaffen, will ich versuchen diese ein wenig zu kategorisieren, ohne dabei zu sehr auf unnötige Details einzugehen.

Zunächst wären hier die wirklich hörenswerten, akustischen, auf Stahlsaitengitarre und Gesang reduzierten Versionen, wie beispielsweise „The Funeral of Hearts“ zu nennen, die einen eher simplen, aber dafür ehrlichen Eindruck hinterlassen. Die entstehende Atmosphäre ist mit den Gastauftritten, die Ville in Verbindung mit Interviews meist allein bestreitet, wie man es bei Schattenreich erleben konnte, vergleichbar. Alles ist intimer und man ist von der Autonomie und zumeist unterschätzter Klasse des Künstlers begeistert.
Bei der zweiten Kategorie, der neu abgemischten Songs, ist zu erkennen, dass sie noch etwas ruhiger und damit einhergehend oft deutlich basslastiger ausfallen. Weiterhin werden die elektronischen Elemente verstärkt und die Gitarrenarbeit oft komplett weggelassen. Auch einige Spielereien, die nach Aussagen der Band bei eben solchen entstanden sind, rücken die Songs mal mehr, mal weniger in ein neues Licht. Um ein Beispiel herauszugreifen: „One last Time“ beginnt mit einem überschnell und abgehackt geloopten Einsteckgeräusch, wie es bei achtlosen Gitarristen vorkommt. Dies hört sich im ersten Moment eher nach dem Rattern eines Maschinengewehrs an, wie man es von diversen BM-Platten gewohnt ist und verwirrt den Hörer somit ungemein. Danach hört sich der Song durch die Abmischung in etwa so an, als ob man ihn künstlich auf alt getrimmt hätte – das Kratzen der Schallplatte inklusive.
Auch sonst spielt man mit den Präsenzen und setzt neue Akzente. Während bei „Join me in Death“ beispielsweise nur die Keys und der Bass etwas hervorgehoben, aber sonst nicht viel verändert erscheint, hat „Salt in our Wounds“ ein angenehm modernes, recht elektronisch wirkendes Gewand und eine völlig neue Melodie übergestreift bekommen. Der Grundsound ist recht düster und bedrohlich, aufgemotzt mit einigen Samples und Villes Stimme scheint aus weiter Ferne heranzuhallen.
Neben den Remixen sind darüber hinaus „Unplugged Radio Live“ – Versionen, die in ihrer spielerischen Perfektion besonders die Fans des Debütalbums begeistern sollten, enthalten. „It’s all Tears“ kommt ebenso authentisch wie „For you“. Stimmlich begibt Ville sich hierbei allerdings in ungeahnte Höhen, die über das Mikro gelegentlich sogar leicht anzerrt. Dies erscheint stellenweise ein wenig übertrieben.

Last but not least sollen hier auch noch die Streicher-unterstützten Versionen angeführt werden. Bei „In Joy and Sorrow“ dekorieren diese nur ein bisschen den Hintergrund, doch den Höhepunkt stellt „Gone with the Sin“ dar. Die stakkatoartigen Akkorde werden von einerArt gepitchten Orgel begleitet, wobei ein stark fernöstlich angehauchtes Soundtrackfeeling aufkommt. Dramatische Geigenzupfer und die sonstige Konzentration auf die Stimme machen die Neuschöpfung perfekt.

Auch wenn keine neuen Songs enthalten sind, haben HIM hier einen schönen, etwas anderen Überblick über ihre Balladen abgeliefert. Viele der Neuinterpretationen sind definitiv interessant und nicht dermaßen absonderlich, dass sich nur eingefleischte Fans dafür begeistern könnten.
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