Als sich die Nadel meines Plattenspielers nach dem Anhören der ersten Seite hob, konnte ich nicht nachvollziehen, warum die Fans von AGATHOCLES bei jedem Erscheinen eines neuen Tonträgers vor Freude die Farbe von den Wänden lecken. Ich dachte mich erwartet hier ein Fünf Sterne Menü wie in einem schicken französischen Restaurant. Bekommen habe ich allerdings eine Linsensuppe. Lauwarm. Ohne Wurst drin. Dazu kommt diese Albernheit, dass irgendjemand extra für die Belgier mal den eigenen Begriff Mincecore erfunden hat. Ich war erstmal bedient.
Mit jedem neuen Durchlauf wurde die Suppe ein wenig wärmer, je mehr ich in ihr herumstocherte, desto mehr Würstchen fand ich darin. Als ich dann eines Morgens ein Brötchen neben dem Teller gefunden habe, merkte ich, dass eine herzhafte Linsensuppe bisweilen recht lecker sein kann. Die Portionen in den feinen französischen Restaurants sind ja meistens auch recht übersichtlich. Und überhaupt: Frankreich! Das sind doch die, die Frösche fressen.
Das musikalische Spektrum wird von Grindcore und Punk bzw. derbem Rock recht gut eingegrenzt, wobei man AGATHOCLES eine gewisse Eigenständigkeit, vielleicht sogar einen Wiedererkennungswert, zugestehen muss. Dabei wissen sie auch, wie man die Meute dazu bewegen kann, mal ziemlich chaotisch durch den Saal oder über die Südtribüne im Signal Iduna Sportpark zu wüsten und ja keine Gefangenen zu machen. Langweilig wird es jedenfalls nie. Möglicherweise machen auch die politischen Texte, in denen die Band klar Stellung zu verschiedenen Themen bezieht, einen Teil der Faszination aus.