Finntroll - Ur Jordens Djup

Finntroll - Ur Jordens Djup
Black Folk Metal
erschienen am 30.03.2007 bei Century Media
dauert 55:55 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Gryning
2. Sång
3. Korpens Saga
4. Nedgång
5. Ur Djupet
6. Slagbroder
7. En Mäktig Här
8. Ormhäxan
9. Maktens Spira
10. Under Två Runor
11. Kvällning

Die Bloodchamber meint:

Unter der Erde herrscht alles verschlingende, unendliche Dunkelheit und genau aus diesem warm wohligen, aber dennoch beängstigenden Urgrund steigt das neue FINNTROLL Album „Ur Jordens Djup“ (Aus den Tiefen der Erde) empor. Nein, es ist eigentlich nicht lustig und vergleichsweise auch nicht besonders trollig, obwohl die typischen Elemente keineswegs zu kurz kommen. Vielmehr haben es die Schöpfer größtenteils mit tiefschwarzer Gereiftheit bedacht und man präsentiert sich mit einem atmosphärischen Hauch Bombast erhabener als je zuvor.

Ja, FINNTROLL haben mich definitiv wieder! Als Anhänger der alten, authentisch urigen und unvergleichlich beseelten Hammerscheiben, konnte ich mich persönlich nie mit diesem Flickenteppichzirkus namens „Nattfödd“ besonders gut anfreunden, da auf letzterem Album irgendetwas unwiderruflich zu fehlen schien. Gute Laune und nette Melodien waren vorhanden, doch irgendwie wollte das alles nicht so recht zusammenpassen, war auf Dauer auch unerwartet schwer zu verdauen und das angenehme FINNTROLL-Feeling kam auch nur bedingt auf. Dagegen hatte sogar das umstrittene Minialbum, „Visor om Slutet“, dem ich ebenfalls nicht gerade abgeneigt bin, mehr von der Band zu bieten.
Umso mehr überrascht mich das neue Album, das es schafft, sich eindeutig vom Vorgänger abzugrenzen, stellenweise einen ganz neuen Weg einzuschlagen und gleichzeitig ein ähnlich grandioses Gefühl hervorzurufen wie die unantastbaren Urgesteine.
Von Anfang an macht man klar, dass man dieses Mal einen gediegeneren, weniger hektischen und euphorischen, aber dafür erheblich schwärzeren Weg einschlägt.
Ähnlich dem jüngsten SUMMONING-Werk setzt man beispielsweise tiefe, lang gezogene Tierlaute und mächtiges Horngebläse ein und achtet auch bei den Melodien darauf, dass diese genüsslich verdaubar, aber dennoch nicht ohne einen ernsten, fast schon bedrohlichen Unterton ausfallen. Nun geben nicht mehr die folkigen Keyboardsynthies plumpige Mitgrölmelodien vor, sondern fette und schwere Gitarren dominieren das erwachsene Klangbild. Details und weniger präsente Melodien werden nun gezielt mit dem Keyboard eingeflochten, wodurch der Gesamtsound sehr viel erwachsener und gefühlvoller wirkt. Gelegentlich gibt es auch etwas Humppa und auch die typisch trolligen Melodien sind vorhanden, jedoch mit dem Unterschied, dass sie durch ihren reduzierten Einsatz sehr viel mehr aus den Songs herausholen, als wenn die Lieder ausschließlich aus selbigen bestehen.
Ich kann einen Vergleich mit der letzten MOONSORROW einfach nicht zurückhalten. So seltsam es auch klingen mag, diese beiden Alben haben sehr viel gemein. Ein schwarzmetallisches Grundgerüst, Songs, die nicht für sich stehen, sondern zusammen ein Albumerlebnis zaubern und letztendlich schlicht und ergreifend die Atmosphäre. Nach einem stumpfsinnigen Radiosong, wie etwa „Trollhammaren“ wird man auf der neuen Scheibe wohl vergeblich suchen. FINNTROLL sind wieder in ihrem Element: Das Album ist trotz einiger Experimente und ausreichend Abwechslung ein zusammenhängendes Hörerlebnis - eine echte Wohltat! Das I-Tüpfelchen setzen kleinere Folkanleihen, die durch tolle Vokalarrangements besonders herausstechen und ab und an liebevoll in die Songs eingebunden werden oder diese bodenständig einleiten.
Vielleicht hat zu dem schwarzen Umschwung auch der neue Sänger „Vreth“ beigetragen, von dessen Qualitäten man sich schon seit längerer Zeit live überzeugen konnte. Auf dem Wacken Open Air sah er zwar aus wie ein Strich auf der Bühne, doch sein Stimmvolumen erscheint gewaltig.
Dass die Gruppenchöre stark eingeschränkt wurden, schadet dem Album kein Bisschen, da der neue Sänger durch seine straighten, weniger versoffenen, äußerst kraftvollen und dennoch dynamischen Vocals auch ohne Hilfe zu überzeugen weiß.

Episch wuchtig, detailverliebt und mit jedem Hördurchlauf interessanter – so präsentiert sich der neue Meilenstein der Finnen. Nach all der Schwärze vollenden ab Song Nummer neun eher alteingesessene Songs das Album, wodurch es doch noch etwas Auflockerung erfährt und nicht durchgehend düster bleibt. Rundum gelungen – ähnlich wie bei der neuen MOONSORROW eine absolute Kaufempfehlung meinerseits!
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