[D]ekaden[Z] - Elektronoid

[D]ekaden[Z] - Elektronoid
Industrial
erschienen in 2006 als Eigenproduktion
dauert 42:10 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Bootsektor
2. Das Menschheitsgrab
3. Träumer
4. Mechatronik
5. Amok 2.5
6. Vom Untergang
7. Unvergessen
8. Salz
9. Hörst du die Engel singen

Die Bloodchamber meint:

Im namentlichen und thematischen Einklang mit dem allgegenwärtigen Verfall des menschlichen Daseins haben sich [D]EKADEN[Z] aus Deutschlands Kohle- und Industriepott einer treffenden Kreation hingegeben, die man selbst als Cyber Dark Metal bezeichnet. Beim Hören des Erstlings „Elektronoid“ wird klar, dass man diese Bezeichnung recht glücklich gewählt hat. Die Nachklänge der verschiedenen Stile, die die Band immerhin schon seit 1998 durchlebt, sind eindeutig zu erkennen. Vom melodischen Black Metal, den man zunächst ohne Tasteninstrumente spielte, über den Dark Metal, hin zu immer mehr elektronischen Einflüssen. Von allem hat man einen Teil assimiliert, beibehalten und somit eine interessante Mischung erzeugt.

Neben den industriellen Standards von rhythmischer Gitarrenarbeit und elektronischen Grundstrukturen ist es vor allem die Stimme, die die Musik prägt. Etwas ungewöhnlich kommen die schwarzmetallischen Krächzer, die allerdings nicht Fehl am Platz scheinen.
Willkommene Abwechslung wird durch einige Growls und gesamplete Sprechpassegen geliefert, mit denen man nicht so sparsam hätte sein müssen. Die Songs variieren wenigstens ein wenig im Härtegrad, wobei es so scheint als seien sie das Produkt verschiedener Schaffensphasen. „Das Menschheitsgrab“- gleich am Anfang platziert – bietet verhältnismäßig unspektakulären Dark Metal mit BM-Voicing. Von Elektronik ist hier erstmal nicht all zu viel zu hören, was nach dem stylischen Intro recht verwunderlich ist. Absolutes, hochklassiges Kontrastprogramm bietet dann in der Mitte „Amok 2.5“, das erheblich synthetischer, fast ausschließlich mit Elektronik und verzerrten Stimmen arbeitet und eine wirklich coole Atmosphäre zu bieten hat. Als elektronischer Höhepunkt wandert man hier zwischen Industrial und Darkwave und nur der Refrain erinnert an den metallischen Ursprung.
Interessant sind darüber hinaus vor allem die beiden anschließenden Lieder, da sie durch kleine Besonderheiten aufhören lassen. „Vom Untergang“ klingt textlich als auch musikalisch nach RAMMSTEIN, nur die Stimme kommt natürlich härter. Was schon in diesem Song unwillkürlich an EISREGEN erinnert, entpuppt sich im nächsten umso mehr. Eine simple, aber melancholische Melodie mit dem Klimperklavier lässt die typische Stimmung aufkommen.
Die restlichen Songs sind teils hörenswert und teils durchschnittlich, da die Grundmelodien manchmal doch etwas ausgelutscht klingen. Kleinere Zwischenpassagen und willkommene Sampleeinschübe wahren ein gewisses Maß an Atmosphäre, das dem Album schwer zu gute kommt und sicherlich notwendig ist.
Schade ist ebenfalls, dass die Drums zwar stimmig programmiert sind, aber es diesen teilweise doch etwas an Nachdruck fehlt. Überhaupt könnte man aus dem Album mit einem stellenweise aufpolierten Sound und mehr Kontrastreichtum noch einiges herausholen.
Allerdings sorgt man vorbildlich für anständige Rahmenbedingungen, indem man das Album äußerst interessant mit einer Art computergesteuertem Upload beginnt und mit einem gezielten Systemfehler, der zum Runterfahren zwingt, beendet. Erwähntes Hochfahren wird wiederum in ein tolles Intro gebettet, das zunächst angenehm unübertrieben orchestral und ruhig beginnt und sich - nach dem eingeschobenen „Upload“ der Gitarren - nochmals kräftig steigert. Tolle Idee; kommt wirklich futuristisch und hat Stil!

Für ein erstes Lebenszeichen wirklich hörenswert, aber definitiv steigerbar. Wenn man sich auf die positiven Aspekte besinnt und noch etwas am Sound arbeitet, dann hat man wirklich Potential.
-