Meshuggah - Obzen

Meshuggah - Obzen
Avantgarde Progressive Metal
erschienen am 07.03.2008 bei Nuclear Blast
dauert 52:27 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Combustion
2. Electric Red
3. Bleed
4. Lethargica
5. Obzen
6. This Spiteful Snake
7. Pineal Gland Optics
8. Pravus
9. Dancers To A Discordant System

Die Bloodchamber meint:

Lange wurde dieses Album erwartet. Von Rückgriffen in ihre eigene Vergangenheit ("Destroy Erase Improve") und Direktheit war im Vorfeld des Releases die Rede. Aber auch die Rückbesinnung zur Songbetontheit an Stelle der massigen Klangklumpen, die man mit "Nothing" und "Catch 33" verdauen wollte, bzw. musste.

Bereits der Opener "Combustion" (bzw. "Pravus" am Albumende) zeigt, wohin der Hase im Pfeffer läuft; direkt, schnell und trotzdem ausgefeilt. Hier enthält der Song alles, was MESHUGGAH früher und heute definiert (-e), nämlich Brachialität und Technik. Dann bewegt sich das Gros der Songs in knackigen polyrhythmische Strukturen zurück, die wesentlich packender und geballter auf die Lauscher einhämmern, als man es von den letzten beiden Alben noch gewohnt war. Denn was sich mitunter oft wie Gummi in die Länge zog - aber nicht minder mitreißend war - wird im Schnitt in fünf Minuten voller Power gepackt. Dabei vergisst die Band trotz der messerscharfen Riffs (z.B. "ObZen") nicht auf all bekannte zerhackte Gitarrenleads, angedeuteten Harmonieflächen (u.a. "Electric Red", "This Spitful Snake", "Pineal Gland Optics") sowie gekonnte Wendungen und Drehungen in die einzelnen Songs zu verzichten (u.a. "Lethargica", "Bleed", "Dancers To A Discordant System").

Die von mir bereits bei meinem Review zu "Catch 33" in den Raum gestellte Idee, dass MESHUGGAH musikalisch ähnlich strukturell arbeiten wie AUTECHRE beweist "ObZen" in gekonnter Weise. Hier werden Technik und Harmonien zueinander geführt, was manchmal zu ungewohnten Hörerlebnissen führen kann. "Lethargica" ist so ein Hörbeispiel, welches mit einem ruhigen Mittelteil aufwartet und mit zähflüssig erscheinenden Strukturen methodisch jede Note auseinander zu bauen versucht.

MESHUGGAH anno 2008 greift wieder wie ein reißenden Raubtier vernichtend um sich. Wo bei den letzten Alben Experiment und das Allumfassende eingeblendet wurde, fokussiert "ObZen" jeden einzelnen Song für sich. Doch jeder Song ist für sich ein Klangwunder und ist nicht minder anspruchsvoll wie die Vorgängeralben. Die Songs auf "ObZen" erscheinen leichter zugänglich, weil sie nicht in demselben kompositorischen Zusammenhang wie bei "Catch 33" stehen und deswegen wieder typische individuelle Merkmale besitzen. "ObZen" ist voller Kraft und Wucht. Aber eine Konstante bleibt bei MESHUGGAH erhalten, trotz dass sich die Songs auf "ObZen" ständig verändern; sie enden immer anders, als sie anfangen. Pflicht !
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