Queen - Innuendo

Queen - Innuendo
Hard Rock
erschienen am 04.02.1991 bei EMI
dauert 53:49 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Innuendo
2. I’m Going Slightly Mad
3. Headlong
4. I Can’t Live Without You
5. Don’t Try So Hard
6. Ride the Wild Wind
7. All God’s People
8. These Are the Days of Our Lives
9. Delilah
10. The Hitman
11. Bijou
12. The Show Must Go On

Die Bloodchamber meint:

Als „Innuendo“ im Februar 1991 auf den Markt kam, war Freddie Mercury dem Tod bereits sehr nahe. Diesen Umstand merkt man diesem Album unweigerlich an. Der Albumtitel bedeutet in etwa soviel wie (verhüllte) Anspielung.
Die Achtziger waren für QUEEN ein Jahrzehnt, in dem sie eine Kurskorrektur vollzogen, weg vom Art Rock der Siebzieger hin zu einer sehr poplastigen, weitestgehend leicht zugänglichen Musik. Die Gitarren rückten teilweise arg in den Hintergrund, machten Platz für maschinellere Sounds. Die Songs dieser Zeit waren wahrlich massenkompatibel und hatten eher einen leicht beschwingten Charakter.

Auf „The Miracle“, dem letzten Album der Dekade der Achtziger, bemerkte man in dessen melancholischen Beinote schon eine leichte Abkehr von den Alben zuvor.
Auf „Innuendo“ ist diese Leichtfüßigkeit der Achtziger einer Schwere und wieder gewonnenen schwermütigen Tiefgründigkeit gewichen, die beinahe beängstigend ist. Freddie Mercury wusste, dass ihm nicht mehr viel Zeit bleiben würde. Dem unausweichlichen Tod bevorstehend, legt er zusammen mit den anderen Musikern all seine Energie in das Komponieren und Aufnehmen des Materials für „Innuendo“.
Somit beginnt man zu verstehen, dass über diesem Album eine dunkle Wolke schwebt. „Innuendo“ atmet zu jeder Sekunde das tragische Moment eines Menschen, der vor dem Ende seines Lebens steht. Doch QUEEN und natürlich insbesondere Freddie Mercury sind stark, schöpfen aus diesem Umstand Kraft und künstlerische Inspiration, erschaffen ein unvergessliches Album mit erschreckender Tiefe.

Das Album beginnt mit dem Titelstück. Wann haben QUEEN zuletzt so düster geklungen? Schwer lastet dieses Lied auf der Brust, lässt das Atmen schwer fallen, um dann in den Refrainparts wieder Licht durch die dunklen Wolken hindurch zu lassen. Geheimnisvoll, seltsam und befremdlich wirken die Melodien. Angst einflössend und erhaben die Gitarren. Brian May kann sich, wie auch auf dem gesamten Album, wieder viel mehr mit seiner wunderschönen und faszinierenden Gitarrenkunst einbringen. Die spanische Gitarre im Mittelteil des Stückes wurde allerdings nicht von ihm, sondern von Steve Howe (YES) eingespielt. Das zweite Stück „I´m Going Slightly Mad“ war nie wirklich mein Fall. Dennoch muss man auch ihm attestieren, dass es wirklich seltsam klingt. Fast zerbrechlich wirkend und für QUEEN Verhältnisse sehr reduziert auf die nötigsten Harmonien und Arrangements. „Headlong“ geht dann wieder härter und rockiger zur Sache. Und schon beim ersten Hören fragte ich mich damals, wann Brian May das letzte Mal seine Gitarre so heavy hat röhren lassen. „I Can´t Live With You“ mischt gekonnt schöne Melodien in Refrain und Bridge mit harten Gitarrenriffs. Dieses Lied wurde 1997 in neu arrangierter Fassung auf dem Album „Queen Rocks“ wieder veröffentlicht. Sehr traurig geht es bei „Don´t Try So Hard“ zu. Wie das restliche Songmaterial auch ist auch dieser Song nicht mehr so leicht zugänglich gestaltet. „Ride The Wild Wind“ ist ein eher unauffälliger Song.

Nichtsdestotrotz nicht unbedingt schlecht, aber mehr zum Nebenbei Hören geeignet. „All God´s People“ besticht durch seine schöne Melodien und Chöre. Feierlich und etwas an das Material von „The Miracle“ erinnernd. Definitiv einer der schönsten und am meisten ergreifenden Songs lautet „These Are The Days Of Our Lives“. Wunderschöne Melodien und ein Brian May, der wiederum seine ganze Klasse zeigt, indem er songdienlich spielt, keine einzige Note verschenkt oder umsonst spielt. „Delilah“ klingt in den Strophen etwas schwerfällig, taut im Refrain dann aber etwas auf. Wieder einmal mit tollen Gitarrenparts versehen. „The Hitman“ ist dann wieder deutlich härter und glänzt abermals mit schweren, harten Riffs. „Headlong“ und „The Hitman“ sind die beiden Rocknummern des Albums. Ersteres wurde als Single veröffentlicht, mir gefällt „The Hitman“ allerdings einen Tick besser. Für mich war Brian May stets der interessanteste QUEEN Musiker, ein echter Magier an der Gitarre. Dies stellt er auch wieder auf „Bijou“ unter Beweis. Kaum ein anderer Gitarrist hat einen so eigenen Ton wie er. Das Ende des Albums bildet der Song „The Show Must Go On“. Darüber müssen wohl kaum Worte verloren werden, denn wer kennt dieses Lied nicht. Dramatisch, melancholisch, einmalig. Herz zerreißende Musik mit ebensolchen Texten.

„Innuendo“ wird noch lange von sich reden machen. Die Umstände, die dieses Album so ergreifend und tiefgründig machten, führten zu einer musikalischen Umbesinnung. QUEEN war eine einzigartige Band, die mit diesem Album noch einmal ihre ganze Klasse zeigte. Ein Kollektiv aus Musikern, die im Verbund schier unmögliches erreichen konnten und erreicht haben. Eine Band, die Musik noch als Kunst erkannte und erschuf.
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