Fear Factory - Digimortal

Fear Factory - Digimortal
Industrial
erschienen in 2001 bei Roadrunner Records
dauert 43:13 min
Bloodchamber-Wertung:

Die Bloodchamber meint:

„Digimortal“, das vierte und zwischenzeitlich letzte Album der Cyber Metaller FEAR FACTORY erschien im Jahre 2001 und gilt in der Retrospektive als das schwächste Werk der Band – wenn man mal das stilistisch anders geartete Debüt und die diversen Remix-Scheibchen außen vor läßt.
Was aber veranlaßt die Fangemeinde, aus heutiger Sicht so zu denken ? Schließlich enthält „Digimortal“ einige der besten Songs, die jemals das Studio der Band verlassen durften : da wären altbekannte, hymischen Brecher wie „What Will Become ?“ und „Digimortal“, das relaxte „Invisible Wounds (Darks Bodies)“ oder die absolut gigantische Singleauskopplung „Linchpin“, die alle Trademarks der Band (maschinelles Riffing, knallhart getriggerte Drums, Burton’s geniale Vocals) perfekt auf den Punkt bringt.
Nun, die Begründung für diese Frevelei erschließt sich bereits nach einigen Durchläufen, denn mit zunehmender Spielzeit stellt man fest, daß sich Routine und Durchschnitt in das Songwriting der einst so innovativen Band eingeschlichen hat. Natürlich hauen die meisten Songs immer noch gnadenlos in die Fresse und sind zudem vorzüglich produziert, aber es fehlt der Überraschungseffekt; vieles klingt einförmig und schablonenhaft konstruiert. Sachen wie „No One“, „Acres Of Skin“ oder „Hurt Conveyor“ hat man von der Band auf „Obsolete“ schon besser gehört, und über den schrecklichen Rap-Metal Versuch „Back The Fuck Up“ mit Cypress Hill Mann B-Real (!) deckt man besser ganz schnell den Mantel des Schweigens.
Alleine ein Blick auf die Spielzeiten der Songs spricht Bände : neun von elf Tracks kommen (teilweise deutlich) unter vier Minuten ins Ziel und sind somit offensichtlich auf Airplay ausgelegt. Leider ist dies nicht unbedingt die Stärke der Band, denn schließlich waren es vor allem die etwas längeren Stücke auf „Demanufacture“, welche die Fans kollektiv ausrasten ließen. Natürlich fallen mit den anfangs erwähnten Songs auch tatsächlich ein paar Hits ab, unterm Strich sollten FEAR FACTORY von kommerziellem Songwriting in Zukunft aber besser die Finger lassen. Da ist es natürlich reine Ironie, daß auch die beiden längeren Songs „Byte Block“ und „(Memory Imprints) Never End“ ebenfalls ganz klar unter dem gewohntem Standard der Truppe bleiben.
Damit wir uns nicht falsch verstehen : auch „Digimortal“ ist ein gutklassiges Metalalbum und kann halbwegs bedenkenlos empfohlen werden, geht aber im Vergleich zu den beiden direkten Vorgänger ziemlich unter und hinterläßt am Ende einen etwas faden Nachgeschmack. Für Einsteiger sicher nicht ungeeignet, alteingesessene Maniacs halten sich aber lieber an „Demanufacture“, „Obsolete“ oder den neuen Kracher „Archetype“.
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