Fear Factory - Archetype

Fear Factory - Archetype
Industrial
erschienen in 2004 bei Roadrunner Records
dauert 59:02 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Slave Labor
2. Cyberwaste
3. Act Of God
4. Drones
5. Archetype
6. Corporate Cloning
7. Bite The Hand That Bleeds
8. Undercurrent
9. Default Judgement
10. Bonescraper
11. Human Shields
12. Ascension
13. School

Die Bloodchamber meint:

Die Meldung, daß FEAR FACTORY ein weiteres Album aufnehmen würden, stürzte mich schon vor einiger Zeit in regen Freudentaumel. Damit war schließlich nicht zu rechnen, dann kurz nach dem eher mittelmäßigen letzten Album „Digimortal“ (2001) löste sich die Band bekanntlich auf. Die nachfolgende Schlammschlacht zwischen Gitarrenklops Dino Cazares und dem Rest der Band (und speziell Drummer Raymond Herrera) ließen bei mir alle Hoffnungen auf ein Comeback gen null sinken, weshalb ich von der Reunion-Nachricht (ohne Cazares) mehr als überrascht war. FEAR FACTORY ohne Dino ? Geht das denn ? Schließlich waren es gerade seine maschinellen Riffs, die den Sound des Vierers so einzigartig machten.

Die Antwortet lautet zum Glück : ja ! Und zwar ohne jegliche Abstriche. Basser Christian Olde Wolbers, der im Studio zur Klampfe griff, hat alles richtig gemacht und zusammen mit den anderen beiden Herrschaften (der neue Basser Byron Stroud wirkte am Album noch nicht mit) ein weiteres beeindruckendes Werk zwischen brutaler Härte und unwiderstehlicher Eingängigkeit geschaffen. Dafür mußte die Truppe nicht mal innovativ zu Werke gehen, denn der Schlüssel zum Erfolg lautet im Falle von „Archetype“ : back to the roots. Vorbei sind die Zeiten der Technobeats und der Hip Hop Anbiederungen, auf dieser Platte regiert wieder voll und ganz der Vorschlaghammer. Kompromisse werden außen vor gelassen, dafür gibt es wieder alle FEAR FACTORY Merkmale, die der Fan im Laufe der Jahre so lieb gewonnen hat : das absolut unmenschliche Drumgewitter ist genauso vorhanden wie die erstklassigen Stakkatoriffs und der genialen Wechselgesang von Burton C. Bell, der wieder einmal unter Beweis stellt, daß er eine der vielseitigsten Stimmen in diesem Genre besitzt. Folglich gibt es auch wieder ein ganzes Paket von hervorragend inszenierten Ohrwürmern zu bestaunen, wobei ich hier aber besonders „Slave Labor“, „Drones“ (erinnert ein wenig an den Überhit „Replica“) und den völlig genialen Titeltrack hervorheben möchte.

Im Gegenzug gibt es mit „Cyberwaste“ und „Bonescraper“ aber auch mal wieder absolut derbes Geballer ohne einen Ansatz von cleanen Vocals zu hören, und mit der phantastischen Ballade (!) „Bite The Hand The Bleeds“ ist sogar eine richtig dicke Überraschung auf der CD versteckt – mehr Abwechslung geht bei einer Band in diesem Sektor eigentlich nicht, ohne den roten Faden zu verlieren.
Etwas getrübt wird die erstklassige Leistung lediglich durch das nicht ganz so zwingende „Human Shields“, die sehr sphärische Chill-Out-Klangcollage „Ascension“ (übrigens der einzige Track, der mit Bandintimus Rhys Fulber umgesetzt wurde) sowie das etwas deplaziert wirkende Cover der uralten Nirvana Kamelle „School“. Glücklicherweise stehen aber alle drei Tracks am Ende der Scheibe, so daß der homogene Gesamteindruck dieses Longplayers nur minimal beeinträchtigt wird.

„Archetype“ ist ein echtes Hammeralbum, erreicht „Demanufacture“ letztendlich aber nicht ganz. Aber das ist ja sowieso unmöglich. Von daher gilt hier mal wieder der überstrapazierte Begriff „Pflichtkauf“ ! Für mich bis jetzt die beste Scheibe des Jahres !
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