Schrittmacher II: Christian Görke von Bret Hard Records

Schrittmacher II: Christian Görke von Bret Hard Records

Special
23.10.2012


Den Betreiber eines Klein(st)labels trifft man natürlich nicht in irgendwelchen Geschäftsräumlichkeiten, sondern ganz profan auf einem Konzert von Bands, die er betreut, so dass er natürlich auch einen kleinen Labelstand aufgebaut hat. Bis das Konzert beginnt bleibt noch etwas Zeit, so dass ich meinen Gesprächspartner vorstellen kann, bevor es in medias res geht.
Mitte 2007 hat Christian Görke Bret Hard Records gegründet und sich langsam aber im überschaubaren Maßstab zu einer festen Adresse für härtere Klänge im Raum Köln/Bonn entwickelt, nicht zuletzt durch den handverlesen zusammengestellten Mayhem Club Sampler und eine gefühlte Omnipräsenz bei lokalen Konzerten. Zur Zeit betreut er zusammen mit dem vor kurzem dazugestoßenen und ebenfalls kurz zu Wort kommenden Mitstreiter Thorsten neun Bands, in zwei davon, SKUM und THE TRUE BELTEZ, ist Christian auch als Bassist tätig. Eine ähnliche Verbindung ist der Ausgangspunkt des Gesprächs, in dem neben seiner Labeltätigkeit unter anderem die Rolle der Medien und der Erinnerungswert von Labels thematisiert wird.


Ursprünge

Wir fangen ganz vorne an. Warum hast du das Label gegründet?

Ja, warum. Hauptsächlich, um mit der eigenen Band bei den Magazinen nicht in der Demoecke zu landen. Hehe. Das war der Hauptgrund. Einfach, um da etwas professioneller rüberzukommen. Es ist was anderes, wenn du als Labelmensch irgendwo anrufst, oder wenn du sagst, ich spiel Bass bei der Band und würde gerne mal auftreten. Das war der Hintergrund dafür.

Und wann hat es sich weiterentwickelt zum Betreuen von anderen Bands?

Zwei Jahre haben wir das praktisch nur gemacht für SUNSET DOWN (eine kleine Kostprobe), dann war ein Jahr mehr oder weniger Pause. In der Zeit lief auch mit der Band nicht mehr viel und ich bin umgezogen. Anfang bis Mitte 2010 hab ich angefangen, wieder mehr zu machen. Und dann kam es so, dass ALCHERA die Platte gemacht haben und ich ihnen angeboten habe, das über das Label zu machen. Seitdem wächst das halt so ein bisschen.

Das bedeutet, dass der etwas spaßig belastete Name mit dem Hitman auch deshalb kein Problem war, weil es anfangs nur für die eigene Band war.

Ja, der war mein Wrestlingheld in der Jugend. Wir hatten ein DIN A1 Poster auf dem Klo hängen und morgens beim Kacken ist mir die Zweideutigkeit des Namens aufgefallen und ich hab gedacht: Das ist ein cooler Name für ein Label!

Du siehst das alles immer noch ziemlich locker, oder? Wenn ich den Labelslogan „Putting the balls back into metal“ so betrachte…

Klar, CDs verkaufen muss man mittlerweile locker sehen, denn Leben davon ist, naja, schwierig.

Also ist das Label ein zeitaufwändiges Hobby?

Ja, auf jeden Fall. Ich hab auch meinen Vollzeitjob und die Freizeit geht für den Labelkram und die zwei eigenen Bands drauf.


Kontaktaufnahme

Hast du, als du die ersten Bands unter Vertrag genommen hast, etwas gemacht, dass du heute nicht mehr machen würdest? Irgendwelche Fehler?

Hmm, Fehler?! Ich versuche, das schon immer mit genügend Vorlauf zu planen. Das funktioniert aber auch nur, wenn die Bands mitarbeiten, was manchmal ein bisschen schwierig ist. Wichtig ist, dass man alles schon ein halbes Jahr vor Veröffentlichung weiß und planen kann: Dann und dann soll die Releaseparty sein, alles ist gebucht, man hat die Flyer und die Kontakte bei den Magazinen versorgt. Man hat einen Zeitplan, den man abarbeiten kann. Das hat bei den letzten Veröffentlichungen, die wir jetzt hatten, ganz gut funktioniert. Damit bin ich recht zufrieden.

Melden sich, seitdem du in der Größe zugelegt hast, schon Bands bei dir, die über Bret Hard veröffentlichen wollen, oder grenzt es sich auf Bekannte ein, Bands hier aus der Region oder aus Proberäumen, die du kennst, denen du das anbietest?

Hauptsächlich biete ich das schon Bands hier aus der Region an. Es kommen zwar schon immer mal Anfragen, aber das sind meist E-Mails mit irgendwelchen Links. Sich per E-Mail zu bewerben finde ich eh immer ein bisschen nach dem Motto „Den kann man auch noch in der Verteiler stopfen und dem schicken wir das auch mal und vielleicht kommt da mal was zurück.“ Per Mail sich bei einem Label zu bewerben, finde ich schon ein bisschen motivationslos. Man sollte sich schon ein bisschen mehr Mühe geben, um gehört zu werden.

Das kann ich nachvollziehen, andererseits kannst du dich mittlerweile für alle möglichen Jobs bis hin zu welchen auf Ämtern per Mail bewerben.

Ja, schon, aber bei der Hälfte der Bands funktionieren die Links noch nicht mal und wenn man sich dann auch noch selbst den Kram aus dem Internet zusammen suchen muss…
Aber bei mir ist es auch vom Konzept einfach schwierig mit Bands von weiter weg, die man nicht persönlich kennt. So zu arbeiten, wie ich halt arbeite… Denn die Bands machen im Endeffekt die Produktion und die Pressung selbst und ich helfe beim Vertrieb und beim Verkaufen ein bisschen mit, sage ich mal.

Das ist dann quasi auch der Mehrwert, den du den Bands bieten kannst: Dass sie unter nem Labelbanner laufen.

Genau, diese Wahrnehmungsgeschichte. Man hat es bei LEVIATHAN gesehen, als die EP rauskam. Die ist zwar gut besprochen worden, aber ein Stück weiter sind sie damit eigentlich nicht gekommen. Und jetzt mit dem Album, weil ein Label und Vertrieb drauf steht… Es ist die gleiche Band, die die gleiche Musik macht, und jetzt kriegen sie auf einmal Endorsement Deals angeboten. Ich weiß nicht, wo der Tobi sein Gitarrenendorsement hat und wie das genau gelaufen ist, zudem mit irgendwelchen Plektrenherstellern oder Saiten… Das funktioniert auf einmal, wenn man Label und Vertrieb hinten drauf stehen hat.

Das ist ja eigentlich schon albern, oder?

Klar ist das albern, aber so funktioniert es halt. Du wirst das wahrscheinlich ja auch kennen, wie viele CDs da von irgendwelchen Bands reinkommen. Demos oder Eigenproduktionen werden, glaube ich, schon anders wahrgenommen als die Veröffentlichungen über ein Label.

Für mich macht das eigentlich wenig Unterschied. Im Gegenteil sind bei vielen „Demos“ die Promos sogar wertiger. Die Bands schicken eine richtige CD, haben sich ein bisschen Mühe damit gemacht und kein völlig erfundenes Promoschreiben dabei. Was natürlich nicht geht, ist eine unbeschriftete CD-R.

Ja, klar, das geht nicht. Aber ich glaub, bei Online ist das auch gar nicht so das Problem, es sind eher die Printgeschichten. Bei der Legacy vielleicht nicht unbedingt, aber bei der Rock Hard oder dem Metal Hammer, die haben dann eine Seite dafür und wenn man da so sieht, was die als Demo titulieren… Wenn da Ex-Leute von NEVERMORE oder so dabei sind und sie feiern das als Demo des Monats ab, dann finde ich das schon albern.

Wobei in dem Fall dabeistand, dass das nicht wirklich ein Demo ist, sondern die Band nur kein Label hat.

Ja, aber dann könnten sie das auch bei den normalen Reviews mit reinpacken und diese eine Seite, die es dann noch gibt, kleinen Bands, die es gebrauchen können, zur Verfügung stellen.

Die anschließende kurze Diskussion über die Glaubwürdigkeit von Musik-Printmedien, die sich nicht unbedingt auf Fakten stützt, sondern eher auf der stetig brodelnden Gerüchteküche basiert, lassen wir aus diversen Gründen mal außen vor…


Rolle und Bedeutung der Medien

Merkst du einen Unterschied in der Resonanz bei Reviews, von Liveauftritten oder Alben, zwischen Printmags, Onlinemags oder auch in den lokalen Zeitungen wie dem Stadtanzeiger? Wobei ich beim Stadtanzeiger überrascht war, dass er so etwas überhaupt abdeckt.

Inwiefern meinst du das jetzt mit den Unterschieden?

Zum einen, wie du die wahrnimmst, und zum anderen, ob es für dich einen spürbaren Unterschied gibt, wenn es in der Rock Hard zum Beispiel eine mittelmäßige Besprechung oder in irgendwelchen Internetmags eine sehr gute gibt. Merkst du da in der Resonanz überhaupt einen Unterschied?

Ich weiß gar nicht, ob sich Reviews so sehr mit Verkaufszahlen… Ich kann das immer schlecht in Verbindung bringen. Das einzige Review, was Scheiße ist, ist halt, wenn es nicht weh tut, wenn es irgendwie so eine mittlere Punktzahl ist. Es ist nicht Scheiße, es ist nicht richtig toll. Entweder ist ein kompletter Verriss super, weil die Leute sich dann trotzdem dafür interessieren, weil sie denken, das wird so mies besprochen, das hör ich mir mal an. Oder natürlich so ne Kritik mit 10 von 10 oder 9 von 10 Punkten. Da denke ich schon, dass die Leute sich das eher mal anhören, als wenn man irgendwie 5 von 10 hat.

5 von 10 ist ja auch schon ziemlich schlecht. Offiziell ist es überall der Durchschnitt, aber eigentlich ist es ja schon schlecht.

Auf jeden Fall, ja. Man merkt es halt eher so an der Schreibe, finde ich.

Ob sich jemand damit beschäftigt hat?

Christian:Da finde ich, geben sich auf jeden Fall die größeren Onlinemags und auch die Printmagazine wesentlich mehr Mühe. Bei vielen kleineren Onlinemagazinen hast du auch irgendwie oft das Gefühl oder den Eindruck, dass die das nur machen, um Gratis-CDs abzustauben. Dann wird das Ding einmal so kurz, drei Lieder, quer gehört, irgendein subjektiver Rotz hingeschrieben, der Promozettel zu 98% abgeschrieben und das war es dann.
Thorsten: Das läuft manchmal so ein bisschen wie bei Arbeitszeugnissen. Es gibt dann so ne Art Formulierung, die vorsichtig klingt, aber eigentlich hat man sich mit der Materie Null beschäftigt.
Christian: Ja. Aber inwiefern sich Reviews wirklich…

Du merkst nicht, wenn zum Beispiel die LEVIATHAN Platte super in der Rock Hard besprochen wurde, dass mehr Bestellungen reingekommen?

Die SOBER TRUTH ist ja eher mittelmäßig bis verrissen besprochen worden und von den Verkaufszahlen hält sich das ungefähr die Waage. Gut, LEVIATHAN ein bisschen mehr, weil die sich selber auch mehr drum kümmern, die CDs an den Mann zu kriegen, aber was über den Vertrieb gelaufen ist, ist ungefähr gleich von den Zahlen. Das macht keinen Unterschied. Zum Beispiel haben SOBER TRUTH auch nen Samplerbeitrag gemacht und LEVIATHAN nicht. Die Verkaufszahlen sind trotzdem die gleichen.
Die Frage ist auch, was ein Samplerbeitrag heutzutage noch bringt.

Du meinst in einem Magazin?

Ja. Zum Beispiel im Legacy, da ist es ja noch bezahlbar, oder im Ox. Beim Rock Hard schon nicht mehr, das kann man sich schon nicht mehr leisten. Normalsterbliche jedenfalls.

Da steht im Gegensatz zur Legacy auch nicht der Preis dafür im Heft.

Ich glaube, das liegt eher daran, dass sie die Exklusivtracks von Nuclear Blast etc. bekommen, die garantiert nicht dafür bezahlen, und die restlichen Kosten wälzen sie auf die unbekannten Bands ab, die trotzdem drauf wollen.
Wenn ne neue IN FLAMES rauskommt, wird es bestimmt nicht so sein, dass Nuclear Blast oder Century Media denen einen Track zur Verfügung stellen und dafür auch noch bezahlen. Die machen das exklusiv da drauf, kriegen noch vier Seiten Interview dazu und darüber wird die Auflage verkauft. So würde ich das eher sehen.

Aktuell sind ja auch diese Sonder-CDs von einer einzelnen Band im Trend: Exklusive Vorabtracks, besondere Livetracks, alternative Versionen oder gleich eine ganze Live-CD.

Damit versuchen sie zur Zeit sich gegenseitig zu überbieten, aber das sind irgendwie so Möbelstücke, die CDs, finde ich. Auch wenn es da viel abgefeiert wird, ich kauf mir das nur, wenn es das Heft nicht teurer macht.

Ich glaube, dass es den Hammer teurer gemacht hat, bei der POWERWOLF Live-CD.
(Die Kontrolle hat ergeben, dass der Hammer stets im Preis schwankt. In diesem Jahr gab es Ausgabe für 4,90, 5,90, 6,90 (mit POWERWOLF-CD bzw. SLIPKNOT Sonderheft) und 8,90 (mit SABATON-CD))

Dann würde ich die Zeitschrift schon nicht mehr mitnehmen, weil mich die CD einfach nicht interessiert. Im Endeffekt hört man sich die Dinger zwei Mal an…


Der Mayhem Club-Sampler

Im Vorlauf für den Mayhem Club-Sampler hast du eine Newsrubrik gegründet, quasi für lokale Bands.

Genau, sie soll im Endeffekt für die Bands sein, die auch auf dem Sampler drauf sind, so dass die ihre News, auch wenn sie nicht auf dem Label sind, über die Seite veröffentlichen können.

Hat das die Zugriffszahlen auf die Seite verändert, dass du ein paar News reinstellst?

Es macht sich schon bemerkbar, weil man schon Traffic generiert, wenn man öfter News hat. Es wird öfter geklickt, weil häufiger was auf der Seite passiert.

Was ist die Idee hinter dem Sampler?

Es gibt einfach superviele Bands in Köln und Bonn. Man kennt sich auch irgendwie untereinander, aber so richtig vernetzt wird das nie. Also dachte ich, es wäre mal ne coole Idee, die Bands auf einer Doppel-CD geballt zu präsentieren und das wertig zu machen, nicht wie diese ganzen Grabbeltischsampler, auf die 20 Bands draufgeklatscht werden, mit vier Seiten Booklet, wo nur die Internetadresse, Bandname und Titel drinsteht, sondern lieber 20 Seiten Booklet, wo ein kurzes Bandinfo, ein Foto und die Kontaktdaten mit drin sind. Wirklich was Wertiges zu haben.

Zum Grabbeltischpreis.

Genau. Es steckt halt schon ein bisschen Mühe drin, weil mir das wichtig war.

Woher kommen die alten Tracks von den aufgelösten Bands? Die hatten die Aufnahmen noch irgendwo in der Schublade liegen und haben sie dir gegeben?

Bei ENDART war es so, dass die das zweite Album komplett produziert und verschickt haben, aber einfach kein Label finden konnten, die es veröffentlichen wollten. Darüber haben sie sich auch mehr oder weniger aufgelöst, weil es da nicht weiter ging und sie keine Kohle hatten, das Ding selber rauszubringen. Da hat sich das irgendwann so im Sande verlaufen.
Bei DAKRIA ist es ähnlich. Die haben ja auch eine Platte oder EP gemacht, dann ein paar Shows gespielt noch zwei bis drei Jahre lang und dieses Demo aufgenommen, was nicht veröffentlicht wurde, und sich dann auch gleich nach oder noch während der Aufnahmen aufgelöst.
Das ist halt Zeug, was fertiggestellt wurde, aber nicht mehr rauskam, weil es die Bands nicht mehr gab. Und weil man die Bands von früher kennt oder die Leute kennt, den Kram schon mal irgendwie gehört hat und auch geil findet, war es die Idee, das doch mal mit zu veröffentlichen.

Mir war nicht bekannt, dass mehrere von denen quasi fertige Sachen im Schrank stehen hatten und sich aufgelöst haben, vor allem weil sie kein Label gefunden haben.

Ob das jetzt der Hauptgrund war, kann ich gar nicht für alle sagen, aber von ENDART existiert ein komplettes Album, bei dem ich auf drei Songs den Bass eingespielt habe, es ist nur nie erschienen. Das Album ist geil, davon gibt’s aber nur 20 Promo-CDs und das wars. Davon hab ich halt noch eine und dann kann man das schon verwerten. Aber ich hab die Leute schon gefragt vorher, hehe.

Eben haben wir es nur angeschnitten: Die Bands, die bei dir auf dem Label sind, kümmern sich selbst um das Studio, zahlen das Studio und du kümmerst dich mit ihnen zusammen um den Vertrieb und die Connections.

Ja, sollte es tatsächlich irgendwann mal dazu kommen, dass mal mehr Geld dabei reinkommt, wäre es schon das Ziel, mal einer Band vielleicht wenigstens die Pressung bezahlen zu können und das man dann mal nen anderen Deal aushandeln kann, aber dafür muss erstmal Kapital reinkommen. Man will da auch nicht unbedingt privat viel Geld reinstecken bzw. hat es nicht.


Andere Labels: Konkurrenz oder Kooperation?

Vom Konzept bist du schon so eine Art Ein-Mann-Rollkommando.

Ja, aber jetzt sind wir ja schon zwei.

Hast du auch Kontakt zu anderen Labels, entweder regional oder zu welchen, die so klein sind und auch als Selbstlabels angefangen haben?

Klar, ich kenne schon ein paar Leute.

Läuft das von Label zu Label oder privat, weil du die Leute kennst?

Sowohl als auch.

Man unterstützt sich also schon, weil man sich im Endeffekt doch nicht das Wasser abgräbt?

Naja, Wasser abgraben. Da gibt es ja nicht viel abzugraben… Was heißt unterstützen, man tauscht sich schon irgendwie aus. Es kommt immer wieder eine Anfrage von irgendwem, ob man schon mal mit dem oder dem gearbeitet hast. „Kann man das machen oder ist das sinnlos?“ Man spricht sich schon ein bisschen ab. Es gibt Sachen, die man besser machen könnte, aber hauptsächlich ist es untereinander, wenn irgendwer mit jemandem arbeiten möchte und weiß, die haben schon mal mit dem Label was gemacht, und man kennt da den Mensch dahinter. Dann fragt man mal, ob es Sinn macht, mit denjenigen was zu machen.

Also allein weil es so klein ist oder die Stückzahlen so gering, ist es eher Kooperation als Konkurrenz?

Ja, klar. Ich sehe andere Labels auch nicht als Konkurrenz an. Die haben andere Bands und wenn sie ein Publikum dafür finden: Schön. Ich versuch ja auch nur, für meine Bands ein Publikum zu finden. Die normalen Kunden nehmen Labels auch gar nicht so wirklich wahr, glaub ich. Oder wenige davon. Da muss man sich mit Musik schon näher beschäftigen und nicht mal eben drei Alben bei Rapidshare saugen. Man muss ja erst mal eine CD in der Hand halten, um zu wissen, was für ein Label dahintersteckt. Oder Magazine lesen.

Wenn man etwa fünf bis sechs Labels abzieht, wird es auch schon eng mit der Labelkenntnis von Leuten. Zieht man Roadrunner, Nuclear Blast, Century Media, Metal Blade und meinetwegen Earache und Relapse ab, dann wird es schon eng.

Christian: Der ein oder andere kennt vielleicht noch Massacre und das war es dann mit Labelkenntnissen. Dann gibt es diesen speziellen Bereich von Leuten, die das ganze Drumherum irgendwie interessiert, aber ich glaube 80% der Leute interessiert es relativ wenig, wo etwas erscheint. Es sei denn, man ist auf einem kleinen Label und geht dann zu Nuclear Blast, dann schreien alle „Ausverkauf!“ Aber das ist ja auch mehr so ein Reflex, als das es damit eine Bewandnis hätte.
Thorsten: Als Fan hat man es ja vielleicht mal so gemacht: Ich hab die, die und die CD von dem Label, jetzt will ich mal gucken, was es da noch so gibt. Aber solche Fans gibt es heute kaum mehr.

Du bist dann quasi so eine Art Start-Up Label. Wenn jetzt ein Großer bei LEVIATHAN anruft, dann sagst du: „Jungs, das freut mich für euch.“?

Ja. Ich hab jetzt auch keine Vereinbarungen mit den Bands, dass die die nächsten fünf Jahre bei mir sein müssen. Das fänd ich auch unfair, denen zu sagen, wenn sie ihren Kram selber bezahlen: Ihr dürft aber nicht.

Die Vereinbarungen laufen also immer für ein Album?

Christian: Ja, für dieses eine Album machen wir eine Vereinbarung und wenn dann irgendwie wirklich Nuclear Blast anklopft und die möchte, sollen sie das gerne tun, weil ich das natürlich auch nachvollziehen kann, weil ein größeres Label der Band natürlich auch mehr helfen kann. Da kann ich das schon nachvollziehen, dass man das annehmen möchte, und da lege ich den Bands auch keine Steine in den Weg, wenn es denn mal dazu kommen sollte.
Thorsten: Man müsste so Bombendinge hinkriegen wie damals Nitro Records. Das war so ein Melodycore Label, von THE OFFSPRING Leuten gegründet, die die Rechte bei Nitro behalten haben, das Ding aber an Elektra verkauft haben und dann immer noch an jedem Verkauf fett kassiert haben. Das ist natürlich das Traumvertragsmodell.
Christian: Wobei die den Bands wahrscheinlich trotzdem das Studio bezahlt haben, hehe, und so auch die Rechte haben an den Dingern.


Ein abschließender Ausblick

Letzter Punkt, ich sag dir die drei Stichworte, die ich mir aufgeschrieben hab: Pläne, Träume, Hoffnungen.

Pläne:
Twilight sind ja leider als Vertrieb pleite gegangen, nach langer Suche und Verhandlungen haben wir jetzt die CMM GmbH als Promo Partner (IRON MAIDEN, SLAYER, OZZY...), SAOL als Labelpartner und H´Art Musik als neuen Vertrieb.
Ab Januar starten wir dann wieder durch, vier Veröffentlichungen stehen schon fest:
25.01.2013: LEVIATHAN – The Aeons Torn (Beyond the Gates of Imagination Part II)
01.02.2013: SKUM – Prasina
22.02.2013: SABIENDAS – Restored to Life
08.03.2013: LILITH LAYING DOWN – Nether Regions
Dann steht noch die neue DEBT OF NATURE an, da steht aber noch kein Veröffentlichungstermin und ein paar Sachen sind noch nicht spruchreif.
Träume:
Ich hoffe die Zusammenarbeit mit den neuen Partnern verläuft fruchtbar und wir können das ganze jetzt endlich aufbauen und das Label soll natürlich wachsen.
Hoffnungen:
Irgendwann mal weniger im normalen Job arbeiten können, um sich mehr um das Label kümmern zu können!

http://www.brethard.de/
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