Mit frisch geschlüpften Larven und reichen Witwen in die Apokalypse


Interview mit Six Reasons To Kill
Death Metal / Metalcore aus Deutschland - Koblenz
Mit ihrem zweiten abendfüllenden Album „Reborn“ hinterlassen die Koblenzer Six Reasons To Kill eine dicke Duftmarke in der deutschen Melodic-Death/Metalcore-Landschaft. Im Interview mit Bloodchamber verrät Drummer Flo die Geheimnisse des Erfolgs und offenbart noch so ganz nebenbei, welchen obskuren Beschäftigungen er abseits des Musikerlebens nachgeht.

Hallo! Wie läuft es denn grad so?


Danke der Nachfrage, mir geht’s gut. Ich bin zwar gerade ein bisschen im Stress, da ich neben den alltäglichen Verpflichtungen im Moment auch noch ziemlich viele Interviews geben muss, aber dass macht man ja gerne, haha. Außerdem stehen zurzeit noch nicht so viele Konzerte an, deswegen haben wir uns in den Proberaum zurückgezogen, um schon mal Ideen für den „Reborn“-Nachfolger zu sammeln und Songideen umzusetzen.

Den meisten Lesern werden Six Reasons To Kill noch kein Begriff sein. Stellt doch mal bitte kurz eure Band und deren Werdegang vor!

Die Band wurde 1999 in Koblenz gegründet. 2000 wurde „Kiss The Demon“ veröffentlicht, 2001 folgte „Morphology Of Fear“, ein Split-Album mit Absidia. 2003 wurde eine weitere Split-CD mit Deadlock unters Volk gebracht. Danach trennte sich die Band von 3 Mitgliedern: Stefan wollte sich auf sein Hauptprojekt Deadsoil konzentrieren, Patrick und Marco wechselten zu Caliban. In der neuen Besetzung wurde dann Anfang 2005 das neue Album „Reborn“ im Kohlekellerstudio aufgenommen und vor kurzem veröffentlicht. Zwischenzeitlich wurde der Kontinent großflächig mit Shows abgegrast.

Gibt es bei euch in Koblenz eine große Metal-/Metalcore-Szene, die euch animiert hat, auch zu den Instrumenten zu greifen?

Hm, ich muss dazu sagen, dass persönlich ich gar nicht aus Koblenz komme, sondern aus Siegen, und da gibt es wirklich so was wie eine Szene. Aus meinem direkten Umfeld kommen Since The Day, A Case Of Grenada und Embraced By Hatred. Mit den Leuten aus diesen Bands habe ich teilweise begonnen, ein Instrument zu spielen und Musik zu machen. In Koblenz ist das ähnlich gelaufen. Dort gab es früher unter anderem Creutzfeld, April und Gomorrah, die ja zum Teil auch durch Mitglieder von SRTK gegründet wurden und die bis zu ihrer Trennung auch auf Bastardized Recordings Platten veröffentlicht haben.

Es hat zwar jetzt nichts mit eurem aktuellen Release zu tun, aber wie kamen die Splitalben mit Absidia und Deadlock zustande? Seid ihr mit den Bands befreundet? Fühlt ihr euch mit deren musikalischen Idealen verbunden?

Deadlock haben wir während einer Tour kennen gelernt, und weil man sich so gut verstanden hat und beide Bands gerade eine Veröffentlichung planten, war die Sache schnell geklärt und es wurde gemeinsame Sache gemacht. Danach ist ja alles andere schnell gemacht: Songs aufnehmen – Presswerk – Veröffentlichung – Freuen und wieder Touren. Mit den Leuten sind wir natürlich auch zum Teil sehr eng befreundet. Daniel von Absidia singt ja heute bei Since The Day und ist zufällig ein Kommilitone von mir. Da er auch in Siegen wohnt, haben wir sehr viel miteinander zu tun und sehen uns häufig.

Deadlock sind ja beispielsweise eine Straight-Edge-Band, die ihre Botschaften in ihren Texten zum Ausdruck bringen. Was für Absichten hegt ihr mit euren Texten? Welche Eindrücke und Einflüsse fließen dort ein?

Die Texte werden von Christian geschrieben, der darin die Dinge, die er aus seinem Umfeld mitnimmt, verarbeitet. Er ist als Sozialarbeiter in der Jugendpflege tätig und bekommt da wohl genug Inspiration für die Texte. Um das Konzept in einem Satz zusammenzufassen: Sie zielen meist auf die Erfahrung oder Wahrnehmung eines Einzelnen in der Gesellschaft, die zum Teil fehlgeleitet ist oder sich trotz absehbarer katastrophaler Folgen gegenüber der Wahrheit verschließt, was zwangsläufig zur Apokalypse führen kann.

Wer sind generell eure Lieblingsbands bzw. die, die euch am meisten beeinflusst haben?

Hm, also einen wirklich gemeinsamen Nenner gibt’s gar nicht wirklich. Ich glaube, dass alle was mit solchen Bands wie Obituary oder Hatebreed anfangen können. Aber jeder hat so seine eigenen Favorites. Loc hat einen fast unverständlich breiten Musikgeschmack und steht total auf Hairspray-Metal und Emo-Zeugs. Er spielt ja nebenbei noch in einer Emo-Band. Christian hört gern Bolt Thrower, Matzi liebt Dying Fetus, Marco Foo Fighters und ich steh total auf solche Progbands wie Nevermore, Psycotic Waltz und Meshuggah, aber auch das neue Soilwork-Album hat mich ziemlich weggehauen. Beeinflussen tut uns das irgendwie alles.

Darf man euch eigentlich als Metalcore-Band bezeichnen? Oder findet ihr euch eher im Death/Thrash-Metal-Lager wieder? Ich hatte nämlich beim Hören von „Reborn“ den Eindruck, dass da der Schwerpunkt liegt.

Das ist so eine Sache, die uns ehrlich gesagt sehr egal ist. Es soll nach Six Reasons To Kill klingen. Metalcore passt glaub ich schon, wobei wir nicht wirklich in das Bild passen, was man normalerweise von einer Metalcore-Band hat, so mit melodischem Singsang. Wir sind auch alle sowohl vom Hardcore als auch Thrash- oder Deathmetal beeinflusst. In einigen Reviews zu „Reborn“ wird wiederholt die Schublade des melodischen Schweden-Death geöffnet, um uns dort hineinzustecken. Auch wenn wir alle nicht aus Skandinavien kommen, kann ich mich damit sehr gut anfreunden.

Wie liefen denn die Aufnahmen zu eurer neuen Platte? Seid ihr aufgrund eures Debüts und der zwei Split-Alben was das betrifft schon routiniert? Ist das Endergebnis so, wie ihr euch das vorgestellt habt?

Die Songs wurden ja ziemlich knapp vor dem Studiotermin geschrieben, deswegen wurde die Zeit vor dem Studio schon sehr viel mit Üben verbracht. Das war relativ stressig. Umso entspannter wurde es dann aber, als wir bei Kristian Kohlmannslehner ins Studio kamen. „Reborn“ ist das erste Album, dass wir bei ihm im Kohlekellerstudio aufgenommen haben. Das war sehr gute Wahl, denn wir alle sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Mit Kristian ist es sehr entspannt zu arbeiten und wir hatten eine sehr gute Zeit dort. Wenn es Probleme gab, konnten wir uns auf seine Hilfe verlassen und er hat uns einen – wie ich meine – Bombensound gezaubert.

Ihr habt für „Reborn“ ein recht auffälliges Coverartwork verwendet. Wer hatte die Idee dazu? Steckt da ein Konzept dahinter oder geht es einfach nur um ästhetische Aspekte?

Die Idee für das Artwork hatte der Peter Hoffmann von Glashaus-Design. Wir haben ihm da freie Hand gelassen. Er hatte ja schon das Artwork für Morphology Of Fear erarbeitet und als es sich dann Anbot, das Coverdesign für Reborn von ihm machen zu lassen, haben wir nicht gezögert und ihn wieder engagiert. Das Coverartwork symbolisiert den Titel der CD. Wir gaben Peter einfach den Arbeitstitel „Reborn“. Daraufhin hat er dann diesen Schädel gebastelt und abfotografiert. Daraus entstand dann das Motiv, was eine frisch geschlüpfte Larve darstellen soll, die also frisch geboren ist.

Wie wichtig ist es für euch, live zu spielen? Steht demnächst eine Tour an?

Live spielen ist für uns als Band fast schon wichtiger als im Proberaum zu sitzen und Songs zu komponieren. Macht ja auch unglaublich Spaß! Wir sind eben eine Liveband und das ist das, was wir am besten können. Wir planen gerade Shows für den Herbst und wollen dann auch eine kleine Tour spielen. Wo und wann das passieren wird, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen, denn es befindet sich alles noch in der Planung.

Jetzt wird’s privat: Was treibt ihr denn so, wenn ihr nicht gerade mit Six Reasons To Kill spielt? Von eurer Musik allein könnt ja bestimmt noch nicht leben.

Haha, nein, das wäre natürlich ein Traum. Christian ist Student und arbeitet Teilzeit in der Jugendpflege. Marco macht eine Ausbildung, Loc ist Beamter und Matthias hat sein Diplom gemacht und ist Angestellter. Ich selbst studiere zur Zeit noch und verkaufe nebenbei meinen Körper an reiche Witwen fortgeschrittenen Alters.

Das war es auch schon. Habt ihr noch ein paar letzte Worte für die Leser?

Vielen Dank für das Interview. Hoffe, einige der Leser kommen auf unsere Konzerte und man sieht sich dort mal. Und natürlich: Kauft alle „Reborn“! Es lohnt sich.
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