Wir sollten wie Brüder sein


Interview mit Hammercult
Thrash Metal aus Israel - Tel Aviv
Mitten im Kneipengetöse unweit des Konzertgeschehens treffe ich mich mit Yakir Shochat, um ein paar Takte über HAMMERCULT zu wechseln und nach Möglichkeit auch seine israelische Herkunft anzusprechen. Mit der Zeit wie dem wachsenden Vertrauen entwickelt sich ein interessantes Gespräch, in dessen Verlauf nicht nur das Rezept SABATONs auf den moralischen Prüfstand gestellt wird, sondern Yakir auch in und zwischen den Zeilen andeutet, was Israel von Mitteleuropa unterscheidet, und wie schwierig das Leben in Israel ist, aus seiner persönlichen Sicht.

Fangen wir mit dem Bandnamen an. Was für ein Kult ist der HAMMERCULT? Einer, bei dem Menschen mit dem Hammer auf den Kopf bekommen?

Es ist ein schweinecooler Name. Wir wollten einen Namen, der vor Metal nur so strotzt, und was ist mehr Metal als HAMMERCULT? Es klingt einfach beinhart. Wenn du den Namen hörst, weißt du, dass die Band Metal verehrt und dir in den Arsch treten wird. Ein Hammer ins Gesicht.

Dabei trägst du ja nicht mal eine Kutte mit dem „Sign Of The Hammer“ von MANOWAR.

Das überlasse ich den Jungs von MANOWAR. Wir verehren nicht sie, sondern den Metal an sich.

Als ich die EP zum ersten Mal gehört habe, war ich überrascht, dass eine Band, die es damals erst so kurze Zeit gab, so fokussiert und frei von Unnötigem klingt. Hängt das mit der Erfahrung in anderen Bands zusammen?

Die Grundidee war immer, echten Metal zu kreieren, etwas, das es so noch nicht gab. Wir erfinden das Rad natürlich nicht neu, aber im Verhältnis zu einigen Echtmetallern, die einem Plan zu folgen scheinen - ein Solo in jedem Song, Texte so und so, dieses Tempo, etc... Deshalb haben wir uns vorgenommen, echten Metal zu machen, aber ohne Richtlinien. Wir hatten immer eine sehr genaue Vorstellung von der Musik, die wir machen wollten, und es hat sich zum Album hin auch noch weiterentwickelt. Für mich ist es ein gelungenes Statement, wie Thrash Metal heutzutage klingen soll.

Ja, ich verstehe, warum du das sagst, und es ist was Wahres dran.

Du kannst das auch anders sehen, kein Problem. Einige Leute denken, Thrash sollte auf diese und jene Weise gespielt werden, und ich teile ihre Meinung, aber man kann auch etwas daran verändern und es klingt immer noch wie Thrash. Es ist vielleicht kein Lehrbuch-Thrash, aber sicher kein Metalcore.

Thrash hat viele Gesichter, ich war erst vorgestern hier und habe vier Bands gesehen, die alle vier unterschiedliche Arten Thrash gespielt haben. Thrash ist immer noch frisch, auch weil er so viele Möglichkeiten bietet.

Da stimme ich dir hundertprozentig zu.

Die meisten Thrash Metal Bands sind von der Bay Area oder den großen alten deutschen Bands beeinflusst. Besonders bei der EP, aber auch bei den Neuaufnahmen dieser Lieder auf dem Album klingt ihr mehr, als wäret ihr von Skandinaviern wie THE CROWN beeinflusst.

Gut beobachtet, das ist korrekt. Nach der ersten Welle in den 80ern kam die zweite Welle aus Skandinavien, THE CROWN, HATESPHERE, selbst IMPALED NAZARENE hatten eine thrashige Phase. Wir wollten einige ihrer Elemente übernehmen. Ich persönlich liebe den Gesang der 80er Bands, von DESTRUCTION oder KREATOR. Ich füge zwar ein paar Death Metal Vocals hinzu, aber die Thrash Screams sind immer noch da. Wir haben uns nicht für diese Mischung entschieden, weil die 80er nichts mehr taugen oder so, es war unser Plan, das zu kombinieren, um die Musik noch aggressiver zu machen.

Und zur Zeit ist das origineller, weil es so viele Bands gibt, die 80er Thrash kopieren.

Wir wollten nie ein Retroalbum machen oder eine Retroband sein. Überhaupt nicht.

Im Review habe ich euch mit einer giftigeren Version von THE CROWN verglichen, weniger misanthropisch und mehr angetrieben von unerschöpflicher Aggression.

THE CROWN sind böser, auch wenn man sich die Lyrics und deren Einflüsse ansieht. Wir wollten uns mehr auf die Aggression als auf ein satanisches Image konzentrieren. Wir haben 2013, also bitte. Sei kein Idiot: Es gibt keinen Gott und es gibt keinen Satan.

Viele eurer Texte haben verschiedene metallische Verbindungen, „Hellbent for cold steel and leather“, „Rotten to the core“, und es gibt noch mehr Ausdrücke, die bekannte Albumtitel aufgreifen. Kein Zufall, oder?

Nein, kein Zufall. Es ist ein Tribut. Manchen Bands zollen wir in unserer Musik Tribut, anderen in den Texten. Wenn du mich auf irgendeine Weise beeinflusst hast, würdige ich das. Ich verstecke nichts und so sollte es meiner Meinung nach auch sein. Einige Leute verdienen Anerkennung. Es gibt natürlich auch andere Möglichkeiten, das zu tun, wie Coversongs. Wir haben ACCEPTs „Fast As A Shark“ gecovert.
Wir haben uns für den Weg entschieden, diese kleinen Schnipsel einzubauen. Andere Bands dagegen… Ich glaube, SABATON haben mit „Metal Crüe“ ein Lied, das praktisch komplett aus Bandnamen besteht. Um ehrlich zu sein, finde ich das saublöd. Wenn du jemanden würdigen willst, kannst du hier oder da mal was sagen, aber bastel dir doch keine Texte komplett aus Bandnamen. Also bitte! Und auch keine Wikipediatexte, du Depp! Du kannst beim Texte schreiben einfach ab und an etwas einbauen, wenn du das willst.

Naja, SABATON sind ja schon irgendwie… blöd… Zu Hause kann ich sie mir ganz gut anhören, aber live ist das nicht das, was ich für mich unter Metal verstehe.

Hehe. Aus meiner Sicht sind sie aktuell zuerst mal sehr erfolgreich. Sie haben hart dafür gearbeitet und es ist ihre Show. Seit wann gibt es sie jetzt schon? Mehr als zehn Jahre. Mich stört aber, dass sie sehr viel mit Nationalgefühlen arbeiten, sich darauf konzentrieren. Das ist einer ihrer Marketingtricks. Um es geradeheraus zu sagen: Sie nehmen sich ein Land vor, werfen einen Blick in die Geschichte, schreiben darüber ein Lied und *BOOM* ist es ein Hit in diesem Land.
Chris Boltendahl von GRAVE DIGGER hat das mal aus Versehen, in einem genialischen Anflug, zur Würdigung und aus purer Kreativität getan, auf dem „Tunes Of War“ Album. Er hat aber nie groß darüber nachgedacht, diese Schiene weiterzufahren, während SABATON genau das machen. Ich finde das jetzt nicht total billig und es funktioniert, aber ich würde es nicht machen. Das ist nicht mein Stil. Natürlich kannst du ein Lied über eine Nation oder eine Episode der Geschichte, die dir gefällt, schreiben, aber doch nicht deine ganze Diskographie! „Wir waren noch nicht in Indonesien, lasst uns einen Blick auf die Wiki-Seite zur indonesischen Geschichte werfen. Oh, es gab die Schlacht von Blablabla? Sehr gut, lassen wir sie hochleben!“
Und was kommt als nächstes? Die dunklen Seiten Deutschlands preisen? Ernsthaft Jungs, was denn noch?

Letztes Jahr haben sie vier Musiker ausgetauscht, weil die wohl nicht mehr ganz so weitermachen wollten wie vorgesehen. Die haben ihre neue Band zwar idiotischerweise CIVIL WAR genannt, ich glaube, aber dass sie besser als die letzten SABATON Alben werden, auch weil ihr Sänger Patrik Johansson großartig ist.

Ich sage es nochmal, SABATON sind sehr erfolgreich, deshalb Respekt, sie machen ihren Job. Aber ich persönlich glaube und halte mit meiner Meinung nicht hinter dem Berg: Du musst keine Kriege glorifizieren, du musst weder Geschichte mit deinen Songs wieder aufleben lassen noch bestimmte Dinge rühmen, die nicht gerühmt werden sollten. Es gibt so viele Sachen, über die man singen kann, ohne Kriege zu preisen. Und selbst wenn du Loblieder auf Kriege singst, kannst du dir coole Phantasieszenarien überlegen statt reale militärische Konflikte. Ich habe vier Jahre in der Armee gedient, ich weiß, was Militär bedeutet. Haben die Jungs von SABATON Militärdienst geleistet?

Ich weiß es nicht, vermutlich nicht.

Ich weiß es auch nicht, aber wahrscheinlich nicht. Nochmal Jungs, allen Respekt, aber ich denke, dass niemand Krieg oder das Militär rühmen sollte. Die Welt wäre definitiv besser dran, wenn es in jedem Land keinen Bedarf für das Militär gäbe. Ich habe die drei Pflichtjahre gedient und war dann noch eins in der Reserve.

Kommen wir mal zu etwas anderem. Es hat mich überrascht, wie viele christliche Motive du auf dem Album benutzt hast, den Teufel, diabolisch, Engel, die Hölle usw. Satan und die Hölle gehören natürlich zu den beliebtesten Themen im Metal, aber war das auch eure Motivation oder steckt etwas Religiöses dahinter?

Das hat nur mit Metal zu tun. Es geht darum, Bilder zu kreieren. Ich kritisiere die Texte anderer Bands, also muss ich auch mit Kritik leben können. Ich schreibe Texte, die sich um Metal drehen, mir gefällt das eben. Ich bin leider nicht David DeFeis von VIRGIN STEELE, er ist ein Genie. Aber ich bin nicht David, ich wünschte, ich wäre es. Uuuh, Baby. Deshalb schreibe ich über die Sachen, die ich am Metal mag, das hat nichts mit Religion zu tun. Es sind Motive. Und mein Motiv ist, dass man Religion abschlachten sollte.

Hast du jemals daran gedacht, Texte mit einem konkreteren Thema zu schreiben? Du könntest immer noch Metaphern benutzen, aber über etwas aus deinem Leben schreiben, zum Beispiel irgendwelchen Mist, den du beim Militär erlebt hast.

Das ist eine gute Frage und ich denke immer wieder mal drüber nach. Aktuell vermeide ich das aber, weil bei der Musik und dem Image, das wir transportieren, die Texte bestimmte Themen haben sollten. Ich mag Dave Mustaine nicht mehr. Er jammert darüber, wie scheiße sein Leben ist. In den 80ern mochte ich ihn, als er noch dazu aufgefordert hat, die verdammten Schädel zu schütteln. Das hat mir wesentlich mehr zugesagt. Ich will aber auch nicht über alles meckern.
Unsere Texte handeln davon, jeden Tag deines Lebens zu kämpfen und auf die Kacke zu hauen. Wir haben schon über einige Bands geredet, aber was ist mit MANOWAR, MERCYFUL FATE, KING DIAMOND, VIRGIN STEELE oder SACRED STEEL? All diese Bands drehen sich um dieses Thema und ich möchte das auch nicht anders halten. Ich muss nicht über Politik oder andere Themen singen. Meinem Eindruck nach gefallen unseren Fans diese Hymnen, deshalb haben wir die Platte „Anthems (Of The Damned)“ genannt, in diese Richtung gehen wir.
Wenn ich etwas verändere, wird das weder über Nacht noch für ein Album sein. Ich will die Leute, die uns bisher unterstützt haben, nicht auflaufen lassen. Aber es ist eine gute Frage und es gibt auf jeden Fall Geschichten, über die ich schreiben könnte, das müsste jedoch in einer anderen Band passieren.

War der Hauptgrund für „Santa Satan“, dass man nur wenige Buchstaben vertauschen muss, um aus dem einem das andere zu machen?

Auch. Wir haben den Text dazu nicht ins Booklet gepackt, das Lied ist ziemlich catchy und wir wollten ein „spezielles“ Weihnachtslied schreiben… Die Kernzeile ist „A chocolate in your sock - and in your ass a cock“, hehe. Allein wenn man es sich vorstellt: Da sitzt so ein Typ im Kostüm, hat Kinder auf seinem Schoß sitzen und jedes Jahr lese ich wieder von irgendwelchen Arschlöchern, die Kinder befingern und ihnen Schlimmes antun. Das ist so gestört, hört einfach auf den Mist zu feiern! Der Santa Satan wird zu dir nach Hause kommen und dich in den A*sch f*cken. Er ist ein verdammter, vergnügter Kinderschänder.

Ich würde jetzt gerne zu einem ernsten Thema abseits der Musik kommen, weil ich noch nie eine Band aus Israel interviewt habe. Du hast in den letzten Jahren einige europäische Länder gesehen…

Elf bis jetzt.

Nach dem du in all diesen Ländern warst und dich mit den Leuten dort unterhalten hast: Wie denkst du über das Aufwachsen in Israel – ist es im Vergleich wirklich so anders oder herrscht doch ein großer Grad an Normalität und nur die Außenstehenden finden es besonders?

Das ist eine verdammt harte Frage, weil du mich fragst, wie ich über das Land denke, in dem ich geboren bin, im Vergleich zu denen, die ich normalerweise besuche, wenn ich dort auftrete.
Europa steht für Freiheit, weite Teile von Europa zumindest. Für mich steht Europa für Freiheit, ganz besonders auch Deutschland. Und, ganz ehrlich, in Israel aufzuwachsen und auch in Israel zu leben, was ich zur Zeit ja tue, ist eine harte Erfahrung. Es ist wirklich hart. Ich bin 28 und habe einigen Mist gesehen. Es ist kein einfacher Ort, um dort aufzuwachsen, wirtschaftlich nicht und militärisch nicht. Ich war 18, als ich zum ersten Mal eine Uniform tragen musste, und das ging bis 22. Hier in Europa machst du mit 22 deinen Bachelor. Mit 22 Jahren kam ich nach vier Jahren beim Militär ins Zivilleben, aber was bringen mir meine in der Armee erworbenen Fähigkeiten dort? Nichts. Deshalb gibt es eine ganze Generation, die kaputt ist. Ich kann dir sagen, es ist knüppelhart. Denk mal drüber nach!
Routinemäßig muss ich immer noch ein Mal im Jahr die Uniform tragen, für einen Monat muss ich zur Armee zurück. Außerdem ist immer Krieg. Wenn du im Bus oder Zug unterwegs bist, hast du immer ein Auge offen, wegen der Selbstmordattentäter.

Man lebt in einem Dauerzustand der Angst?

Es ist verrrückt! Im Januar ging es schon wieder los. Ich saß im Wohnzimmer, bin im Internet gesurft und hörte auf einmal Bomben. BÄM! BÄM! Ich saß da, „Was war jetzt das?“, und meine Freundin wunderte sich, „Wahrscheinlich eine Rakete, die von unserem Raketenabwehrsystem in der Luft zerstört wurde“, dem Iron Dome. Und wenn eine da ist, gibt es auch eine andere, deshalb gibt es Alarm und du musst runter in die Lobby, weil es da sicherer ist. Jede Stunde musst du raus aus deiner Wohnung, wartest dort unten fünf Minuten und gehst dann wieder hoch. Ich habe viel von der Welt gesehen und das ist nicht normal.

Zum Glück ist es nicht normal, muss ich sagen.

Weißt du, wir haben uns über alles Mögliche unterhalten, ich will ehrlich zu dir sein. So wie ich es sehe, ist es schwierig in Israel zu leben, und ich weiß gerade nicht, was die Zukunft für mich bereit hält. Es ist sehr hart, aber dieses harte Leben macht dich auch zu einem harten Mann, es macht dich gerissen. Ich kann vieles sehen.

Du bist fähiger, dich an guten Dingen zu erfreuen, die dir widerfahren?

Gerade letzte Nacht erst hab ich mich in den Niederlanden mit einem Soundmann unterhalten, der sagte, „Wow, ihr seid aus Israel, ist ja krass. Ihr klingt großartig!“ Völlig aus dem Nichts habe ich ihn gefragt, ob er jemals über die Freiheit nachgedacht hat, die er genießt. Als er das verneint hat, habe ich ihm gesagt, er sollte es feiern! Das sind meine zwei Cents zu dem Thema.

Um ehrlich zu sein, hatte ich das nicht so erwartet, nachdem ich gelesen habe, dass ihr aus Tel Aviv seid. Von allem, was ich so gelesen habe, oder von Freunden, die in Israel waren, gehört habe, dachte ich, dass es wie eine „westliche Stadt“ ist.

Ist es!

Deshalb dachte ich, die Gefahr wäre dort nicht so präsent.

So war es bis vor kurzem, bis die Raketen der Terrororganisation weiterentwickelt wurden, so dass sie auch das Zentrum Israels erreichen können, Tel Aviv. Was würdest du sagen, wenn in Berlin Raketen einschlagen würden? Was würdest du tun?

Das kann ich nicht sagen. Ich bin ein Kind des äußersten Westens von Deutschland, fast schon Belgien, deshalb habe ich selbst in meiner Kindheit den Druck der innerdeutschen Grenze nie wirklich wahrgenommen, weil sie so weit weg war für mich.

Du hast schon Recht, es gab quasi eine Blase Tel Aviv, aber die ist vor einem Jahr geplatzt. Im Grunde ist das aber auch egal, weil du Familie hast, in der nächsten Stadt, im Süden, im Osten. Israel ist ein sehr kleines Land, in sehr sehr engen Grenzen. Du kannst in fünf, maximal sechs Stunden Israel komplett durchqueren. Und das ist der lange Weg, quer durch sind es nur zwei. Deshalb ist es eigentlich egal. Außerdem wirst du gezogen, an die Grenze oder andere gefährliche Orte geschickt und hast überall Familie. Es ist nicht einfach.

Die nächste Frage klingt vielleicht auch blöd von einem Außenstehenden, aber es wissen wohl nur die wenigsten Deutschen, wie es aussieht, daher die Frage: Gibt es irgendwelche Einschränkungen durch den Staat oder inner-israelische Extremisten im Bezug auf harte Musik? Müsst ihr gegen irgendwelche Widerstände kämpfen?

Lass es mich so sagen: Israel hat einige Fehler, und wenn du da weiter fragst...
Metal ist nichts Akzeptiertes. (Yakir überlegt.) Es gibt Gegenden Israels, in denen sehr religiöse Menschen leben. Wenn du Metal spielst, bist du für sie ein Teufelsanbeter. Und es gibt dort keine „Grenzen“, keine Polizei. Wenn du ein Metalshirt trägst: „Was sind das für Dämonen auf deinem T-Shirt?!?“ Sie werden dich fertigmachen! Sie werden dich nicht töten, wie in Gaza. Wenn du da Metal spielst, ein Bandshirt oder nur kurze Hosen trägst, werden sie dich verdammt nochmal töten.
Du wirst nicht akzeptiert, es gibt keine offiziellen Regulierungen oder Verbote, aber in einigen Gegenden wird das nicht akzeptiert.

Wie schätzen die Menschen in Israel eine Band wie ORPHANED LAND, die sich aktiv dafür einsetzt, dass Menschen aus der Türkei, dem arabischen Raum und Israel zusammenkommen und miteinander kommunizieren?

Das ist großartig. Alle Mitglieder der Band sind Freunde von mir, die Band kenne ich jetzt seit zehn Jahren. Das ist ihr Ding, sie treiben das voran und es ist toll. Leider gibt es auf den entsprechenden Kanälen zu wenig Kommunikation, so dass es so laufen muss. Aber es ist ihre ureigene Sache, ganz anders, und ich denke, dass es gut ist, was sie machen. Wenn du die Leute dazu bringst zu kommunizieren, egal ob jetzt mit Musik, Kunst oder etwas anderem, ist das großartig. Metal dreht sich um das Kommunizieren mit anderen Menschen. In Wacken sind Ägypter und Iraner zu mir gekommen und wir haben uns über die Show unterhalten. Ich hab sie umarmt. Wir sollten wie Brüder sein. (Yakir stockt und atmet tief durch.) Das bewegt mich jetzt etwas, puh.

Yakir, ich habe keine Fragen mehr und danke dir sehr für das offene Gespräch.

(Oberes Bandfoto vlnr: Arie Aranovich, Maayan Henik, Yakir Shochat, Guy Goldenberg, Elad Manor.)
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