Entombed & Misery Speaks

Entombed & Misery Speaks

EntombedMisery Speaks
Köln, Underground
02.10.2008
Es gibt Tage und Wochen, da wird es auch einem Fußball-Allesgucker wie mir zu viel und man braucht etwas zur Abwechslung. Also den UEFA-Cup UEFA-Cup sein lassen und auf nach Köln ins wie immer lauschige Underground. Weil das Konzert entgegen einiger früherer Erfahrungen später als angekündigt anfängt und es keine lokalen Vorbands gibt, wird erstmal nur der sehr passend gewählte „My Little Pony“ Stempel am Einlass abgeholt, bevor es in den angeschlossenen Kneipenteil geht. Dort gibt’s LAMB OF GOD auf die Ohren und UEFA-Cup im Fernsehen. Fließender Übergang vom heimischen Sofa sozusagen.

Gegen 20:30 beginnt die Hauptunterhaltung, als die aufstrebenden Münsteraner MISERY SPEAKS die Bühne entern, um dem recht zahlreich erschienenen Publikum mit ihrem modernen Death Metal zu zeigen, wo der Hammer hängt. Neusänger Przemek weiß neben stimmlicher Klasse vor allem mit seiner leicht schwarzmetallisch angehauchten Todeskralle zu unterhalten, die in Kombination mit dem blasphemischen Gesichtsausdruck of Hell zumindest bei mir für ordentlich Stimmung sorgt. Aber auch der Rest des Publikums taut von Lied zu Lied mehr auf und die anfangs noch eher spärliche Anzahl an Bangern wird größer und größer, was sich MISERY SPEAKS mit ihrem Energie geladenen Auftritt redlich verdienen.
Der Schwerpunkt liegt mit sieben von acht gespielten Songs auf dem aktuellen Album „Catalogue Of Carnage“, sagt auf jeden Fall die handgeschriebene Setlist, die Gitarrist Flo mir nach dem Auftritt auf Nachfrage freundlicherweise flugs notiert. Das reiht sich nahtlos in das im Ganzen sehr sympathische Auftreten der Jungs ein, die mit Feuereifer ihren Auftritt absolvieren, um danach aus dem Publikum die Altmeister aus Schweden zu genießen, denen vorher mit einem Augenzwinkern bereits "To My Enemies" gewidmet wurde.
Da ist das Auslassen des Krachers „First Bullet Hits“ auch mal zu verschmerzen. Nur die Einordnung der Reaktion von Basser Martin auf meine Johan Hegg - Doppelgänger Bemerkung fällt mir etwas schwer…

Setlist MISERY SPEAKS:
The Scavenger
Sentiment Is Missing
Sounds Of Brutality
Three Times Never
Lay This Burden Down
Engraved In Stone
To My Enemies
Fall Of Envy

Ein altbekanntes Zitat muss für diesen Abend leicht abgeändert werden, denn heute ist der Tod ein Meister aus Schweden. Besonders Urgestein L-G Petrov sieht mittlerweile zwar etwas verlebt aus, aber von solchen Belanglosigkeiten lassen sich ENTOMBED nicht beeindrucken und legen einen sichtlich vergnügten Auftritt hin.
Auch wenn ich mich im Backkatalog der Schweden nicht gerade perfekt auskenne, wird mein Eindruck, dass bei der Setlist ganz tief in der Bandgeschichte gegraben wurde, von Expertenseite bestätigt und so kommen neben dem aktuellen Album vor allem die Großtaten „Left Hand Path“ und „Clandestine“ zum Zug. Die tobende Menge freut es sichtlich und so fliegen die Haare als wäre Nackenschmerz ein nie gehörtes Fremdwort, und spätestens beim Zünden der Obergranate „Wolverine Blues“ am Ende des Sets gibt es kein Halten mehr und das Underground ist kurz vor dem Überkochen.

Das I-Tüpfelchen „Out Of Hand“ bleibt zwar leider aus, aber auch so lässt sich der Konzertabend mit dem Jung vs. Alt Package als sehr gelungen einordnen und die 19 Euro an der Abendkasse schmerzen nicht mehr.
Warum ich dennoch im reichhaltigen Oberbekleidungsangebot nicht zugegriffen habe und noch den halben Nachfolgetag einen Stein im Magen hatte, ist eine andere Geschichte…
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