Skum & Aach un Kraach

Skum & Aach un Kraach

Skum
Köln, MTC
02.02.2013
Vor die Albumveröffentlichung haben die Musikgötter die Releaseparty gesetzt – oder wie in diesem Fall einen Tag danach. Sicher nicht nur dank eines Kombipakets aus dem neuen Album „Prašina“ und dem Ticket für den heutigen Abend, sondern auch aufgrund des guten Liverufs von SKUM finden sich erfreulich viele mehr oder weniger bekannte Gesichter aus dem Köln/Bonner Raum am Abend im lauschigen MTC ein.

Und ein bisschen Neugier auf die vom alten Bonner Metalhaudegen Guido Meyer de Voltaire angeführte und nicht nur von AARDVARKS Partner in crime Kevin Olasz verstärkte Mundartgruppe AACH UN KRAACH könnte auch eine Rolle gespielt haben. Dabei geht es alles andere als metallisch zu, doch ein echter Rheinländer hat neben dem stählernen immer auch ein zweites Herz, das für die Heimat. Also schunkeln Kutten, Lederjacken und Weltzerstörershirts einträchtig zum “Rheinlandleed“, singen nach bestem Wissen und Gewissen den leicht rührseligen BLÄCK FÖÖSS Schmunzler „Ming Eetste Fründin“ mit und erfreuen sich an Kevins wie immer große Augen verursachendem Kleidungsstil, der ein SUFFOCATION Shirt mit einem Glitzerhemd kombiniert. An diesem Abend hätten die Herren wohl selbst ohne den verdienten, reichhaltigen Applaus abschließend nochmal zugeschlagen, es hilft allerdings schon, den folgenden Übergang zu erleichtern, dass als Zugabe der stromgetriebene AARDVARKS-Kracher „Dä Do Bovven“ angestimmt wird, der offensichtlich bei jeder Vorführung mehr Mitsingfreunde findet. Schön wor et!

Und dann beginnt die große SKUM-Sause, für die das Quartett sich etwas Besonderes hat einfallen lassen, denn neben der üppigen Setlist, die mit Gästen und Covern gespickt ist, schallen zur Einleitung und zwischendrin immer mal wieder auf die Band umgeschriebene Werbespots aus den Boxen, die nach anfänglichem Erstaunen für einige Lacher sorgen. Neben der bemerkenswerten Energie, die besonders Sänger Nikola und Bassist Christian praktisch jedes Mal auf der Bühne entfesseln, fällt schon heute die Livetauglichkeit des (fast komplett gespielten) neuen Albums auf, trotz seiner Taufrische. Während in der Vergangenheit schon mal ein wenig persönliche Ansprache oder spaßhaftes Ausrasten ins Publikum einige Reserven vor der Bühne wachkitzeln musste, läuft heute fast jedes Lied gleich ins Blut, so dass die Stimmung in den dicht gefüllten ersten Zuschauermetern durchweg bärig ist.
Natürlich hindert das Nikola nicht an seinem Ausflug, natürlich ist die Frisur von Gitarrist Roberto wie immer unbezwingbar und natürlich sind Christian und Drummer Christoph immer für einen Spaß in Form von mehr oder weniger exaltiertem Posing zu haben, aber ich kann mich nicht erinnern, SKUM je so gut aufgelegt und aufgedreht gesehen zu haben – bei gleichzeitiger Volltrefferwirkung der Musik. Da sind launige Ansagen nur ein i-Tüpfelchen, das spätestens beim SEPULTURA Cover „War For Territory“ vom tobenden Mob zu einem qualmenden kleinen Strichchen versengt wird. So ruhig wie die Platte endet das Konzert mit „Where All Life Ends“, bevor die verdiente erste Ehrenrunde „Jesus He Knows Me“ erstaunliche Metalqualitäten offenbart und anschließend mit einem Klassiker, der so etwas wie das Bandmotto sein könnte, ein letztes Mal auf die Pauke gehauen wird:
You can’t bring SKUM down!

Setlist SKUM:
Escoria (Intro)
01. Trails
02. Prašina
03. Spring Is Coming
04. Nada
05. The World Turns Red
06. Dawn Of The Angry (MORBID ANGEL)
07. Blood Is On Our Hands
08. Kolos
09. Schlachtpark
10. Eisenkopf (SCHWEISSER)
11. Der Schnitter
12. Leave Me
13. Brandrodung
14. War For Territory (SEPULTURA)
15. Breed
16. Where All Life Ends
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17. Jesus He Knows Me (GENESIS / Phil Collins)
18. You Can’t Bring Me Down (SUICIDAL TENDENCIES)
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