Arkona - Goi, Rode, Goi

Arkona - Goi, Rode, Goi
Pagan Metal
erschienen am 30.10.2009 bei Napalm Records
dauert 79:44 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Goi, Rode, Goi!!!
2. Tropoiu Nevedannoi
3. Nevidal
4. Na Moey Zemle
5. Pritcha
6. V Tsepiakh Drevney Tainy
7. Yarilo
8. Liki Bessmertnykh Bogov
9. Kolo Navi
10. Korochun
11. Pamiat
12. Kupalets
13. Arkona
14. Nebo Hmuroe, Tuchi Mrachniye

Die Bloodchamber meint:

Satte 80 Minuten haben die Russen auf ihrer aktuellen Scheibe „Goi, Rode, Goi!“ ins Plastik gebrannt und mit dem enthaltenen Material einen Großteil der Spartenjournaille mitten ins Herz getroffen. Mir stellt sich nach wiederholtem Genuss des Machwerks nun die Frage, wie es dazu kommen konnte – eine solide Veröffentlichung, durchaus; nur die vermeintliche Exzellenz ist hier an keiner Stelle auszumachen.

Ein Gutteil der Ernüchterung ist Resultat der generell überfrachteten Struktur des Albums, die sozusagen das Musik gewordene Kind der Zapping-Gesellschaft ist: Überall und jederzeit passiert etwas, Stimmungen werden angeschnitten und schneller fallen gelassen als in einem Film von Jerry Bruckheimer, dazu kitzelt die betont moderne Produktion auch noch das letzte Detail aus einem ohnehin schon überbunten Teppich und nagelt dem Hörer mit unbeirrter Gnadenlosigkeit auch noch die feinste Nuance ins Trommelfell. Nur: Hängen bleibt vom bunten Reigen der Höhepunkte auch nach dem fünften Durchlauf herzlich wenig, von Stimmungsaufbau oder Dramatik ganz zu schweigen.
Diese generelle Hatz nach sternschnuppenhaften Klimaxen setzt sich auf musikalischer Ebene dann folgerichtig fort, wo – ganz a la carte - so ziemlich alles verhaftet wird, was nicht bei drei auf den Bäumen ist: Neometallisches Riffing trifft Dudelsack trifft Leier trifft Piano trifft Geige trifft ungefähr hmpfzig traditionelle Instrumente, die in ihrer massierten Leibhaftigkeit dann doch alle nur vage nach Mittelaltermarkt klingen. Was da in Promozetteln des Öfteren mal als Vielseitigkeit verkauft wird, ist lediglich eine wohlwollende Umschreibung des vollkommen nichtssagenden Charakter, den sich ARKONA mit dieser Flohmarktmentalität erarbeiten. Hier gibt es nichts Berauschendes oder Besinnliches, nichts Mitreißendes oder Erbauliches, und selbst die bisweilen durchaus angebrachte Ernüchterung wird hinfortgebrandet vom unablässigen Strom der grellen Nettigkeiten, mit denen einen „Goi, Rode, Goi!“ in ewig gleichbleibender Intensität bewirft. Was hilft es da, dass die gesangliche Darbietung nicht zuletzt aufgrund der ungewohnten Sprache reizvoll klingt? Wozu die punktuell grandiosen Chorarrangements, wenn sie im nächsten Augenblick mit Volldampf zerwalzt werden? - Welch Ironie, dass ein traditionell konzipiertes Album nun gerade an der Hektik und oberflächlichen Geltungssucht einer Moderne scheitert, die es dem Wesen nach doch eigentlich verachten müsste.

Machen wir es kurz: Instrumental geben sich die Musiker hier keine Blöße, sondern spielen bei bestem Neuzeitsound souverän eine Scheibe herunter, die man am Reißbrett nicht komprimierter hätte konstruieren können. Auch gibt die schiere Menge an Instrumenten und Gastbeiträgen sicherlich einen guten Aufkleber ab - „incl. 360 traditional instruments & guest appearances by...“ - nur ändert das nichts an der Hauptschwäche: „Goi, Rode, Goi!“ hat keine Seele (schon gar keine russische), sondern lediglich die Haare schön. Und während das für eine Metalcore-Veröffentlichung durchaus legitim sein mag, ist es für ARKONA schlicht der entscheidende Knüppel zwischen die Beine.
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