Enforcer - Diamonds

Enforcer - Diamonds
Heavy Metal
erschienen am 28.05.2010 bei Earache Records
dauert 39:28 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Midnight vice
2. Roll the dice
3. Katana
4. Running in menace
5. High roller
6. Diamonds
7. Live for the night
8. Nightmares
9. Walk with me
10. Take me to hell

Die Bloodchamber meint:

Ruthless, young, and handsome – ENFORCER haben mit ihrer unbekümmerten Interpretation metallischer Ur- und Frühgeschichte schon reichlich Staub aufgewirbelt, wie die durchweg guten Rezensionen zu „Into The Night“ beweisen. Nun steht mit „Diamonds“ der Nachfolger in den Startlöchern und bringt neben viel Bekanntem auch ein paar minimale Änderungen – welche genau, soll die folgende Rezension beleuchten.

Die Scheibe startet mit „Midnight Vice“ und dem grandiosen „Roll The Dice“ noch eine Ecke uriger als der Vorgänger, indem sie flotte NWoBHM-Anleihen mit einer derart überspulten Rock 'n Roll-Attitüde verbindet, dass wirklich nur noch die Frühwerke von MAIDEN und diverse Vorreiter des Metals als Vergleich in Frage kommen. Gerade das Schlagzeugspiel erinnert bisweilen famos an die späten 1970er Jahre auf Speed, dazu gesellen sich das unglaublich agile Bassfundament von Neuzugang Tobias Lindqvist und eine mittlerweile auf zwei Musiker angewachsene Gitarrenfraktion, die trotz des hohen Tempos nicht mit melodischen Leckerli geizt. Unglaublich, aber mit „Diamonds“ scheinen ENFORCER ihr eigenes Debüt nochmals übertreffen zu wollen, was das hochmelodische „Katana“ samt Hammerchorus noch unterstreicht. Bis hierher ist die Scheibe jedenfalls ein absoluter Burner.
Etwas gemäßigter gibt sich anschließend „Running In Menace“, welches dem Hörer jedoch als Entschädigung einen weiteren Ohrwurmchorus vorsetzt und durch atmosphärisches Gitarrenspiel zwischen melodischen Duellen und fast „kommerziellen“ Soli überzeugt. Gerade in solchen Passagen fällt auf, dass der Umstieg auf zwei Gitarristen in puncto Klangtiefe neuen Input schafft, der ENFORCER beim titelgebenden Instrumental und später „Walk With Me“ von einer hervorragenden neuen Seite zeigen. So bietet die Scheibe neben sofort zugänglichen Uptempo-Granaten auch genug für das Entdeckerohr, indem sie ein ebenso natürliches wie verschwenderisches Ausmaß an Details an den Tag legt – vielleicht der wichtigste Fortschritt im direkten Vergleich mit dem Vorgänger.
Was neben den bisher erwähnten Feinjustierungen kompositorischer und instrumentaler Natur ebenfalls ins Auge fällt, ist die einmal mehr gelungene Produktion von Rikard Lofgren: Der Mann hat den Youngstern einen absolut authentischen, unverbrauchten und lebendigen Sound gezaubert, der sämtlichen modernen Krawallorgien den Finger zeigt. Diese Verbindung von analogem Charme und kristallklarer Balance der Elemente untereinander macht das ohnehin superbe „Diamonds“ zu einem Album mit Referenzcharakter für die junge skandinavische Szene – retro, aber eben nicht altbacken, sondern mit beiden Beinen im Hier und Jetzt.

Was bleibt nach dieser Lobhudelei zu sagen? Wer auch nur annähernd Interesse an traditionellem Heavy Metal hat, der kommt um ENFORCER in ihrer aktuellen Form nicht mehr herum. Die Schweden haben mit ihrem neuen Bassisten einen absoluten Glückstreffer gelandet und servieren in dieser Formation nicht weniger als einen Höhepunkt der mittlerweile emanzipierten New Wave of Swedish Heavy Metal. Im Endeffekt ist „Diamonds“ als Gesamtpaket nicht nur besser als der Vorgänger, sondern es ist eines dieser Alben, die man in einem Rutsch und gerne mehrfach am Stück hören kann – eine kompositorisch und handwerklich absolut gelungene Kür. Chapeau, die Herren!
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